Es gibt mehrere Wege, wie man das Ganze zum Ausdruck bringen kann, vor allem aufgrund dessen, dass die Na’vi einen Unterschied dazwischen machen, ob eine Sinneswahrnehmung gewollt/bewusst von statten geht (+Kontrolle) oder nicht (-Kontrolle, also wenn man z.B. zufällig einen Geruch wahrnimmt oder schlichtweg der Sinneswahrnehmung „ausgeliefert” ist):
VTR. −Kontrolle |
VTR. +Kontrolle |
VIN. +Kontrolle |
N. Sinneseindruck |
N. Sinn (inanfya) |
|
?️ Augen nari |
tse’a sehen |
nìn ansehen, betrachten |
tìng nari ansehen |
‘ur Antlitz, Aussehen |
tse’atswo Sicht, Sehvermögen |
? Ohren mikyun |
stawm hören |
yune anhören, lauschen |
tìng mikyun anhören |
pam Geräusch |
stawmtswo Gehör(sinn) |
? Nase ontu |
hefi riechen |
syam riechen |
tìng ontu riechen |
fahew Geruch |
hefitswo Geruchssinn |
? Zunge ftxì |
ewku schmecken |
may’ schmecken, probieren |
tìng ftxì schmecken, probieren |
sur Geschmack |
ewktswo Geschmackssinn |
✋ Haut ta’leng |
zìm fühlen |
‘ampi fühlen, anfassen |
tìng zekwä fühlen |
zir Textur, Beschaffenheit |
zìmtswo Tastsinn |
Wie man sehen kann, unterteilen die Na’vi ihre Verben für Sinneseindrücke nicht nur in kontrolliert oder unkontrolliert, sondern auch transitiv (vtr.) und intransitiv (vin.). Diese Liste + Erläuterungen gibt’s original von Karyu Pawl auf Englisch in seinem Blog, falls ihr dort selbst nachlesen wollt.
Ich denke ein paar Anwendungsbeispiele dürften klar machen, wie man sie verwendet und worin die Unterschiede liegen:
?️ tse’atswo - Sehvermögen
Oel relit tse’a. Ich sehe ein Bild. (zufällig, ungewollt - z.B.: ich laufe irgendwo entlang und sehe zufällig ein Bild)
Oel relit nìn. Ich sehe mir ein Bild an. (gewollt, bewusst - z.B.: in der Galerie hängt ein interessantes Bild, also betrachte ich es)
Oe relur tìng nari. Ich sehe mir ein Bild an. (gewollt, bewusst - z.B.: siehe nìn)
? stawmtswo - Gehör(sinn)
Oel tìrolit stawm. Ich höre ein Lied. (zufällig, ungewollt - z.B.: ich gehe einkaufen und durch die Lautsprecher erklingt ein Lied, welches ich dadurch höre)
Oel tìrolit yune. Ich höre mir ein Lied an. (gewollt, bewusst - z.B.: ich habe Lust auf Musik und höre mir daher mein Lieblingsalbum an)
Oe tìrolur tìng mikyun. Ich höre mir ein Lied an. (gewollt, bewusst - z.B.: siehe yune)
? hefitswo - Geruchssinn
Oel syulangit hefi. Ich rieche eine Blume. (zufällig, ungewollt - z.B.: ich laufe eine Gasse entlang und rieche plötzlich einen Blumenduft)
Oel syulangit syam. Ich rieche an einer Blume. (gewollt, bewusst - z.B.: ich sehe eine schöne Blume und schnuppere an ihr)
Oe syulangur tìng ontu. Ich rieche an einer Blume. (gewollt, bewusst - z.B.: siehe syam)
? ewktswo - Geschmackssinn
Oel reypayti ewku. Ich schmecke Blut. (zufällig, ungewollt - z.B.: ich habe mir auf die Zunge gebissen und schmecke jetzt Blut)
Oel reypayti may’. Ich probiere/koste Blut. (gewollt, bewusst - z.B.: ich würde gerne wissen wie Blut schmeckt, also koste ich es mal)
Oe reypayru tìng ftxì. Ich probiere/koste Blut. (gewollt, bewusst - z.B.: siehe may’)
✋ zìmtswo - Tastsinn
Oel tskxeti zìm. Ich spüre/fühle einen Stein. (zufällig, ungewollt - z.B.: ein Stein ist in meinem Schuh und ich spüre ihn beim Laufen)
Oel tskxeti ‘ampi. Ich fühle (/fasse) einen Stein (an). (gewollt, bewusst - z.B.: dort liegt ein Stein, ich hebe ihn auf und berühre ihn)
Oe tskxeru tìng zekwä. Ich fühle (/fasse) einen Stein (an). (gewollt, bewusst - z.B.: siehe ‘ampi)
fkan
… ist definitiv eins meiner absoluten Lieblingsverben. Auf Anhieb mag seine Verwendungsweise vielleicht nicht ganz klar erscheinen, doch gerade weil sie so mannigfaltig sein kann, liebe ich dieses Verb so sehr. Es ermöglicht einem zig Varianten, wie man Sinneseindrücke beschreiben kann, und zwar ohne die oben stehenden „Sinnesverben” oder „lu + Adjektiv”; „peyä nikre lu lor”… wie öööde, hrh.
Der Eintrag im Wörterbuch mag zuerst verwirrend erscheinen:
fkan - einer sinnlichen Weise ähneln; den Sinnen erscheinen als ob …(verwendet, um zu beschreiben, wie sich etwas anfühlt, anhört oder schmeckt, riecht, aussieht).
Die Übersetzung dort soll nur veranschaulichen, dass man fkan für alle fünf Sinne verwenden kann - und je nachdem welche Wörter man verwendet, die eindeutig auf den jeweilig angesprochenen Sinn deuten, ist die Verwendung von fkan eigentlich relativ einfach und klar. Dafür gibt es mehr oder minder feste Schablonen und die schauen wir uns jetzt an.
?️ tse’atswo - Sehvermögen
Tsasyulangìri ‘ur fkan lor. Was jene Blume angeht, das Aussehen erscheint den Sinnen als schön. Das Aussehen jener Blume ist schön. Jene Blume sieht schön aus.
Da fkan alle Sinne betreffen kann, müssen wir spezifizieren, um welchen Sinn es sich handelt. Durch ‘ur („Aussehen, Antlitz, Erscheinungsbild”) wird klar, dass es nur der Sehsinn sein kann. Und weil jemandes Aussehen fest mit der Person oder dem Wesen verbunden sind, also „nicht veräußerbar” sind, wird der Topical verwendet (→ unveräußerlicher Besitz, Topial statt Genitiv, Lektion 15). Es geht aber auch einfacher:
Tsasyulangìri fkan narlor. Jene Blume erscheint den Sinnen als schön-aussehend. Jene Blume sieht schön aus.
Hier fehlen Topical und das Wort ‘ur, aber durch narlor (von nari + lor) wird dennoch klar, dass es sich hierbei nur um den Sehsinn drehen kann.
Wenn man ‘ur oder narlor einfach weglässt, ist es unklar, welcher Sinn angesprochen wird (es könnten wiederum aber auch alle Sinne gleichzeitig gemeint sein), deswegen kann die Aussage nur allgemein übersetzt werden:
Tsasyulangìri fkan lor. Jene Blume erscheint den Sinnen als schön/angenehm.
Man kann das Ganze auch noch personalisieren, soll heißen, dass man hinzufügen kann, wessen Sinne da angesprochen werden (hier oe bzw. oeru, „mir”):
Tsasyulangìri ‘ur fkan lor oer. / Tsasyulang fkan narlor oer. Diese Blume erscheint mir (visuell) schön. Ich finde diese Blume schön.
Man kann auch etwas vergleichendes wie folgendes basteln:
Neytiriri ‘ur fkan na/pxel yerik. Neytiris Antlitz erscheint den Sinnen wie (das eines) Yerik. Neytiri sieht wie ein Yerik aus. (Nicht gerade nett, hrh, aber ist ja nur ein Beispiel.)
Oder das Ganze nochmal allgemeiner:
Neytiriri fkan na/pxel yerik. Neytiri erscheint den Sinnen wie ein Yerik. Aber welchem Sinn genau? Ist hier unklar. Vielleicht ihre gesamte Erscheinung?
Sehen wir uns diese Schablonen auch noch für die anderen Sinne an:
? stawmtswo - Gehör(sinn)
Mokriri Eytukanä pam fkan vä’. Was die Stimme von Eytukan angeht, so erscheint der Klang den Sinnen als unangenehm. Eytukans Stimme hört sich unangenehm an.
Mokri Eytukanä fkan mikvä’. Eytukans Stimme erscheint den Sinnen als unangenehm-klingend. Eytukans Stimme klingt unangenehm.
Mokri Eytukanä fkan vä’. Eytukans Stimme erscheint den Sinnen als unangenehm.
Auch hier wieder ist die Aussage sehr allgemein und könnte, rein theoretisch, alle Sinne ansprechen; da es sich aber um die Stimme handelt, ist es dennoch irgendwie klar bzw. man könnte vermuten, dass es nur der Gehörsinn sein kann.
Mokriri Eytukanä pam fkan vä’ oer. / Mokri Eytukanä fkan mikvä’ oer. Eytukans stimme erscheint mir unangenehm(-klingend). Ich finde (den Klang von) Eytukans Stimme unangenehm.
Mokri(ri) Eytukanä (pam) fkan na/pxel ‘angtsìk. Eytukans Stimme hört sich wie die eines/wie ein Hammerkopf an.
Oder, um den unveräußerlichen Besitz (Topical statt Genitiv, hier aber anders/in originaler Weise) wieder mit ins Spiel zu bringen:
Eytukanìri mokri fkan na/pxel ‘angtsìk. Eytukans Stimme hört sich wie die eines/wie ein Hammerkopf an.
? hefitswo - Geruchssinn
Fìtsnganìri fahew fkan kxänäng. Was dieses Fleisch angeht, so erscheint der Geruch den Sinnen als verdorben/faulig/verrottet. Dieses Fleisch riecht vergammelt.
Ist ein wenig doppelt gemoppelt, weil kxänäng sich nur auf den Geruchssinn beziehen kann (s.u.) und fahew damit eigentlich überflüssig macht:
Fìtsngan fkan kxänäng. Dieses Fleisch erscheint den Sinnen als verdorben-riechend. Dieses Fleisch riecht verdorben.
Durch kxänäng („faulig (Geruch), verwest, verdorben, (Geruch von verwesendem Tier(fleisch)”) ist es klar und bombenfest, dass es sich nur um den Geruchssinn handeln kann, weswegen das hier auch ganz ohne Topical und fahew funktioniert. Da gibt’s also nix zu rütteln und auch keine allgemeinere Variante, zumindest nicht mit diesem Adjektiv.
Fìtsngan(ìri fahew) fkan kxänäng oer. / Fìtsngan fkan kxänäng oer. Dieses Fleisch erscheint mir verdorben. Dieses Fleisch riecht für mich verdorben.
Wenn man statt kxänäng ein anderes allgemeineres Adjektiv, z.B. vä’ oder onvä’ verwenden würde, könnte man die restlichen oben gezeigten Schablonen anwenden, aber ich wollte euch jetzt und hier nochmal andere Varianten vorstellen, damit ihr sehen könnt, wie viel man mit fkan und entsprechenden auf Sinne bezogenen Adjektive anstellen kann Und damit machen wir auch gleich weiter:
? ewktswo - Geschmackssinn
Fìnaerìri sur fkan kalin. Was dieses Getränk angeht, so erscheint der Geschmack den Sinnen als süß. Dieses Getränk schmeckt süß.
Nicht ganz so doppelt gemoppelt wie das Beispiel mit kxänäng, denn:
Fìnaer fkan kalin. Dieses Getränk erscheint den Sinnen als süß. Dieses Getränk schmeckt/riecht süß.
Kalin („süß, lieblich (nur für Lebensmittel)”) bezieht sich auf den Geschmackssinn oder aber den Geruchssinn (etwas kann süß schmecken, aber auch süß riechen). Hier werden also ein Sinn oder beide Sinne angesprochen. Immerhin eingegrenzter als die Varianten weiter oben, wo alle fünf Sinne gemeint sein könnten.
Fìnaer fkan na/pxel utumauti. Dieses Getränk schmeckt/riecht wie/nach Banane.
Wieder etwas undeutlich, daher doch lieber:
Fìnaerìri sur fkan na/pxel utumauti. Dieses Getränk schmeckt nach Banane.
Bombenfest.
Und nochmal spezifischer im Bezug darauf wessen Sinne da angesprochen werden:
Fìnaerìri sur fkan na/pxel utumauti oer. Dieses Getränk schmeckt für mich nach Banane.
✋ zìmtswo - Tastsinn
Tanlengìri fìutralä zir fkan ekxtxu. Was die Rinde dieses Baumes angeht, so erscheint die Textur/Beschaffenheit den Sinnen als rau.
Tanleng fìutralä fkan ekxtxu. Die Rinde dieses Baumes erscheint den Sinnen als rau.
Kann rau aussehen, sich rau anfühlen, sich rau anhören… unklar, welcher Sinn gemeint ist.
Tanlengìri fìutralä zir fkan extxu oer. Die Rinde dieses Baumes fühlt sich rau für mich an.
Tanlengìri fìutralä zir fkan na/pxel tskxe. Die Rinde dieses Baumes fühlt sich wie ein Stein an.
Tanlengìri fìutralä zir fkan oer ekxtxu na/pxel tskxe. Die Rinde dieses Baumes fühlt sich rau wie ein Stein für mich an.
Ich glaube jetzt haben wir alle Varianten durch Puh Natürlich sind dies nur Beispiele, ihr dürft natürlich Wortstellung und Inhalte ummodeln wie ihr lustig seid (bis auf den Topical, der ja immer am Satzanfang stehen muss, ne?). Achtet nur darauf, dass ihr mithilfe von Topical, Sinneseindruck (Geruch, Aussehen, Textur usw.) und Adjektiven klar macht, welchen Sinn ihr meint.
Anders ausgedrückt: fkan ist sogar noch der einfachste Teil an dieser ganzen Schose, nicht wahr?! Ich hoffe ihr könnt jetzt ein wenig besser nachvollziehen, warum ich fkan einfach nur klasse finde. ^^
Natürlich lässt sich das Ganze auch im Rahmen von Fragen anwenden:
Fìnaerìri sur fkan we’ay nì’it, kefyak? Was dieses Getränk betrifft, so erscheint der Geschmack den Sinnen als etwas sauer, oder nicht? Dieses Getränk schmeckt etwas sauer, nicht wahr?
Srake fìnaerìri sur fkan we’ay ngaru? Schmeckt dieses Getränk für dich sauer?
Fìnaerìri sur fkan pefya? Wie schmeckt dieses Getränk?
Fìnaerìri sur fkan pefya ngaru? Wie schmeckt dieses Getränk für dich? Wie schmeckt dir dieses Getränk?
Fìnaerìri sur ngaru fkan na/pxel peu? Wonach schmeckt dieses Getränk für dich?
Übersicht der häufigsten (auf Sinne bezogene) Adjektive
Lor („schön, angenehm”) und vä’ („unangenehm”) sind Gegensätze und sehr allgemein in ihrer Bedeutung, sie können daher auf alle Sinne angewendet werden. Gegebenenfalls muss wie oben veranschaulicht mit Topical und ‘ur, zir etc. gearbeitet werden, um die Bedeutung bzw. den angesprochenen Sinn klarer zu machen. Von diesen beiden Wörtern abgeleitet gibt’s weitere Adjektive, die spezifischer auf die verschiedenen Sinne bezogen sind (und somit die Verwendung von Topical+‘ur, zir, fahew etc. überflüssig machen):
Ftxìlor („geschmacklich angenehm, lecker, schmackhaft, delikat”) und ftxìvä’ („widerlich-schmeckend, unangenehm-schmeckend”), bezogen auf den Geschmackssinn bzw. die Zunge.
Onlor („wohlriechend”) und onvä’ („stinkend, schlecht-riechend”) beziehen sich auf den Geruchssinn.
Miklor („wohlklingend”) und mikvä’ („schlecht-klingend”) für den Gehörsinn.
Narlor („schön, schön-aussehend”) und narvä’ („hässlich, unansehnlich”) für den Sehsinn.
Der Tastsinn bleibt bei diesen Paaren auf der Strecke
Weitere Adjektive, die sich auf den Geruchssinn beziehen:
nget („Geruch von verfaulendem/verrottendem Holz und Laub, modrig (für pflanzlichen Verfall)”), kxänäng („Geruch von verwesendem Tier/Fleisch, faulig, verwest, verdorben”), sosul („angenehmer Geruch von fließendem Wasser, Regen oder feuchter Vegetation”), unyor („süßlich aromatisch (ein blumiger oder holziger Geruch, auch für Gewürze verwendet)”), atxar („Geruch von lebenden Tieren, wie er an einem Wasserloch oder Tiernest zu finden ist”).
Und jene, die sich auf Geschmacks- sowie Geruchssinn beziehen:
kalin („süß, lieblich”), syä’ä („bitter”), we’ay („sauer”), wip („salzig”), fwang („herzhaft, würzig, umami”).
Das Ganze nochmal übersichtlicher in Tabellenform:
angenehm | unangenehm | neutral | |
?️ | narlor | narvä’ | |
? | miklor | mikvä’ | |
? | onlor, sosul, unyor | onvä’, nget, kxänäng | kalin, syä’ä, we’ay, wip, fwang, atxar |
? | ftxìlor | ftxìvä’ | kalin, syä’ä, we’ay, wip, fwang |
✋ | ekxtxu, faoi | ||
neutral / alle Sinne |
lor | vä’, txavä’ |
Dies sind natürlich nur einige wenige von vielen Adjektiven, die man im Zusammenhang mit Sinneseindrücken verwenden kann.
inan versus fkan
inan, „lesen (z.B. den Wald), Wissen durch sinnliche Eindrücke erlangen, ugs. wissen, wie jemand tickt”;
fkan, „einer sinnlichen Weise ähneln; den Sinnen erscheinen als ob …(verwendet, um zu beschreiben, wie sich etwas anfühlt, anhört oder schmeckt, riecht, aussieht)”.
Kann zu Verwirrung führen… oder doch nicht? Eigentlich ist es einfach. Fkan ist das, was man wegen oder während inan macht. Man ist z.B. im Wald und versucht Wissen darüber zu erlangen, wo z.B. eine Tierfährte langläuft (inan). Und durch das wahrnehmen von Sinneseindrücken (fkan) kann man dieses Wissen sammeln (inan).
Klar, oder?
? ‘efu
… bezieht sich vor allem auf Gefühle und Emotionen bzw. „innere Empfindungen”, nicht auf Sinne oder Sinneswahrnehmungen, die ja von „außen” kommen. „Fühlen” ist auf Na’vi also nicht gleich „fühlen”; die Na’vi haben unterschiedliche Wörter für die unterschiedlichen Arten des Fühlens (‘efu versus zìm, ‘ampi und tìng zekwä; innere Empfindung/Wahrnehmung versus äußere Wahrnehmung/Tastsinn).
Man kann Gefühle fühlen (vtr.):
Oel fkxarati ‘efu. Ich fühle Stress. Ich bin gestresst.
Ngal tìyawneti ‘efu. Du fühlst/spürst (die) Liebe.
Pol yawnyewlati ‘efu. Er fühlt Herzschmerz. Sein Herz ist gebrochen.
Man kann sich hungrig/durstig etc. fühlen (vin.):
Oe ‘efu ohakx. Ich fühle mich hungrig. Ich bin hungrig.
Oe ‘efu yehakx. Ich fühle mich satt. Ich bin satt.
Nga ‘efu ngeyn. Du fühlst dich müde. Du bist müde.
Po ‘efu keftxo. Er/sie fühlt sich traurig. Er/sie ist traurig.
Gefühle als „Besitz”
Anders als im Deutschen oder Englischen werden Gefühle oft auch mit der Besitzschablone lu + -ru ausgedrückt. Man sagt also nicht „ich bin stolz”, sondern eher „mir ist Stolz / ich habe Stolz” und so weiter:
Oeru lu yayayr. Mir ist Verwirrung. Ich bin verwirrt.
Oeru lu fkxara. Mir ist Stress. Ich bin gestresst.
Pori lu oeru nrra. Was ihn/sie betrifft, mir ist Stolz. Ich bin stolz auf ihn/sie.
Oeru lu fpom. Mir ist Wohlsein. Mir geht’s gut.
Poru lu yawnyewla. Ihm/ihr ist Herzschmerz. Sein/ihr Herz ist gebrochen.
Ngaru lu yewla. Dir ist Enttäuschung. Du bist enttäuscht. Du fühlst dich im Stich gelassen.
Ingyen ist zwar kein Gefühl, aber in folgender Verwendungsweise mit dem Thema hier doch irgendwie verwandt:
Lu oer ingyen a Ìstaw nim lu fìtxan kuma pxìm wäpan. Mir ist ein Rätsel, welches ist: Ìstaw ist so schüchtern, sodass er sich oft versteckt. Mir ist es ein Rätsel, warum Ìstaw so schüchtern ist, sodass er sich oft versteckt.
(txa)sunu versus zawprrte’ versus teya si versus so’ha versus lu yawne versus lu mowan
Gleich vorweg: yawne bzw. alle Wörter mit yawne sind emotional sehr stark und gewichtig. Da geht es wirklich um Liebe und Innigkeit, nicht nur um Vorliebe oder Gefallenfinden. Wenn man also jemandem sagt „nga yawne lu oer” ist das ein echtes Liebesbekenntnis und sollte sparsam (= für die richtige Person) verwendet werden. Wichtig dabei ist zu wissen, dass yawne aber nicht nur für romantische Liebe benutzt werden kann: es ist das richtige Adjektiv für (platonische oder romantische) Liebe zwischen Ehepartnern, Familienmitgliedern, Geschwistern, engen Freunden und so weiter.
Wenn man seine romantische Liebe zu jemandem bekennen möchte, kann man spezifischer werden:
Ngari ‘efu oe tunu. - „Was dich betrifft, fühle ich (mich) romantisch.” = „Ich habe romantische Gefühle für dich.” = „Ich liebe dich (romantisch).”
Oder wenn es platonisch bleiben soll:
Nga yawne lu oer, slä ngari ke ‘efu oe tunu. - „Ich liebe dich, aber ich habe keine romantischen Gefühle für dich.”
Man kann aber auch Bücher, Musik usw. lieben, auch auf Na’vi, da ist es aber klar, dass es reine platonische bzw. sachliche Liebe bzw. Vernarrtheit ist. Aber selbst da würde ich lieber txasunu verwenden, da dieses Wort explizit dafür geschaffen wurde, um Liebe zu Dingen auszudrücken („Ich liebe HotDogs!”), während yawne der Liebe zwischen Lebewesen vorbehalten bleibt („Ich liebe dich”). In Karyu Pawls Worten:
„Während man in Englisch deinen Ehepartner lieben kann, kann man auch Hamburger lieben; auf Na’vi sind die Wörter dafür aber unterschiedlich. Für die erste Art von Liebe verwenden wir yawne plus Dativ, wie in Nga yawne lu oer, „Ich liebe dich”. Für die andere Art von Liebe haben wir txasunu.”
Gleich das nächste emotional geladene Schnipselchen: mowan ist auch sehr stark emotional und geht ziemlich stark in die erotische Richtung. Versucht es mal so zu sehen: Früher war das Adjektiv „geil” im Deutschen ausschließlich auf das Gefühl von sexueller Erregung oder Anziehung beschränkt. Im Laufe der Jahrzehnte wurde daraus aber eben das umgangssprachliche „geil”, ein Adjektiv oder eine Interjektion mit der man ausdrückt, dass man etwas echt mega knorke findet (ja, ich bin alt und spreche nicht wie die Jugend von heute und daher überzogen altbacken in dem Beispiel hier, lebt damit ). Es gibt Bedeutungsunterschiede, die ihr wahrscheinlich auch selbst feststellen könnt, zwischen „ich bin geil”, „ich finde jemanden geil” und „ich finde etwas geil”. Bei mowan ist es gar nicht so sehr anders.
Wenn Zaza, ein junges Na’vi-Mädel, sagt, „Nguzan mowan lu oer nìtxan!”, dann heißt das, dass sie Nguzan echt mega sexy/anziehend findet. Andererseits, wenn sie sagt, „Fwa tswayon ikranfa mowan lu oer nìtxan!”, dann sagt sie nur, dass sie das Fliegen auf einem Ikran mega knorke findet und ihr echt sauviel Spaß macht. Kommt also immer drauf an. Daher ist mowan immer mit Vorsicht anzuwenden, kann nämlich schnell peinlich werden ^^
Jetzt aber zu den Verben, die weniger „tückisch” sind:
(txa)sunu ist relativ einfach und haben wir schon oft gesehen auf dieser Seite. Vergleichen wir im selben Zug auch mal die anderen Verben zawprrte’, so’ha und teya si damit.
Fìrel sunu oeru. Mir gefällt dieses Bild. Ich mag dieses Bild.
Fìrel txasunu oeru. Ich mag dieses Bild sehr. Ich liebe dieses Bild.
Fìrel txasunu oeru nìtxan! Ich feiere dieses Bild total! Ich liebe dieses Bild über alles! (lol)
Sunu bzw. txasunu drücken schlichtes Gefallenfinden aus, also ob man etwas mag oder wie sehr man etwas mag. Txasunu entspricht auch der Liebe bzw. Vorliebe für etwas („Ich liebe HotDogs”).
Fìrel zawprrte’ oene. „Dieses Bild kommt erfreulich zu mir.” Ich mag dieses Bild. Ich finde Gefallen an diesem Bild.
Zawprrte’ wird nicht mit dem Dativ -ru sondern mit der adp. ne verwendet. Von za’u nìprrte’, Verb der Bewegung, deswegen die Adposition. Es ist vielleicht etwas neutraler bzw. emotional nicht ganz so stark geladen wie (txa)sunu.
Fìrelit oel so’ha. Ich bin Fan von diesem Bild. Ich bin begeistert von diesem Bild. Ich feiere dieses Bild.
So’ha drückt Begeisterung aus, oder ob man jemanden oder etwas feiert oder Fan davon ist.
Fìrel teya si oeru. Dieses Bild erfüllt mich mit Freude. Dieses Bild macht mich happy.
Teya si drückt (im Zusammenhang mit Gefühlen) das Gefühl von inner Zufriedenheit und Erfüllung aus, von stark empfundener wohliger Freude und Glück.
Und dann hat man natürlich immer die Option <ei> in Verben zu verwenden, um das Ganze nochmal zu verstärken bzw. auszudrücken, dass man sich über die positiven Empfindungen freut (was aber bei teya si ein bisschen über das Ziel hinaus geschossen bzw. zu viel wäre, da die davon transportierte Emotion bereits extrem stark bzw. „vollkommen” ist).
Ihr seht also, viele Wege führen nach Rom… bzw. zu positiven Emotionen
Der Na’vi in Wort und Bild
Hier noch ein Versuch, euch die verschiedenen Körperteile eines Na’vi via Wort und Bild vorzustellen. Eine weitere bildliche Darstellung hat ‘eveng te atan schon sehr vorbildlich übernommen; „Der Na’vi in Bild und Wort” und „Der Kopf in Bild und Wort”. Hier dennoch mal meine Variante; klickt einfach auf das Symbol, um das entsprechende Körperteil angezeigt zu bekommen: