Infi­xe - Zeit­for­men von Verben

Tem­pus fugit :P … Ok, jetzt wird’s lang­sam kna­ckig. Infi­xe sind uns dank <iv> ja mitt­ler­wei­le ein Begriff. Falls nicht, lest noch­mal in der Lek­ti­on zu Modal­ver­ben nach. Dort haben wir gelernt, dass Infi­xe dazu die­nen, Ver­ben zu kon­ju­gie­ren - und dort wur­de auch ange­spro­chen, dass es so etwas wie Zeit­for­men gibt. Um die geht es jetzt hier :)

Na’­vi kennt haupt­säch­lich vier Infi­xe, um sol­che Zeit­for­men zu bilden:

Aus…  wird z.B. …
Ich ren­ne. Oe tul. Ich rann­te. Oe tamul. Oe t<am>ul.
Ich schla­fe. Oe hahaw. Ich schlief gera­de. Oe hìmahaw. Oe hm>ahaw.
Ich spre­che. Oe plltxe. Ich wer­de gleich spre­chen. Oe pìylltxe. Oe p<ìy>lltxe.
Ich jage. Oe taron. Ich wer­de jagen. Oe tayaron. Oe t<ay>aron.

Nahe Ver­gan­gen­heit? Nahe Zukunft? Was soll das bit­te sein? Wel­cher Zeit­raum ist damit genau gemeint?”, fragt ihr euch jetzt sicherlich.
Nun… dazu gibt es kei­ne genau­en Ant­wor­ten. Zu defi­nie­ren, was genau „nah”, „bald”, „gleich”, „gera­de eben” hei­ßen soll, ist dem­je­ni­gen über­las­sen, der die­sen Zeit­raum fest­le­gen bzw. kom­mu­ni­zie­ren möchte.
Vor­ges­tern wür­de ich zum Bei­spiel noch in der nahen Ver­gan­gen­heit ansie­deln, das vori­ge Jahr eher nicht mehr. Nächs­te Woche kann auch noch nahe Zukunft sein, über­nächs­tes Weih­nach­ten eher nicht mehr. Kommt aber auch immer drauf an - die nächs­ten 100 Jah­re sind näher als das Ende aller Tage. Die­se Zeit­räu­me bzw. wie sie defi­niert wer­den ist höchst kon­text­ab­hän­gig, daher:
Was genau „nah” sein soll, in die­sem Zusam­men­hang, bleibt also eurer per­sön­li­chen Defi­ni­ti­on überlassen ;)

Und ihr seht es wahr­schein­lich schon: Die­se Zeit­form-Infi­xe kom­men, wie das klei­ne <iv> in die Posi­ti­ons­grup­pe <1> von Ver­ben.

Posi­ti­ons­grup­pen

Ja, wie ging das noch­mal mit den Posi­ti­ons­grup­pen? Hier noch­mal eine klei­ne Wie­der­ho­lung aus der Lek­ti­on zu Modal­ver­ben + <iv> - dabei könnt ihr <iv> durch jedes der oben genann­ten Zeit­in­fi­xe aus­tau­schen, da bei­de in <1> gehören.

Wich­tig: Pro Posi­ti­ons­grup­pe darf man nur ein Infix verwenden.
Erst ein­mal <iv> und danach direkt ein Zeit­in­fix (z.B. <ay>) plat­zie­ren geht nicht. T<iv><ay>aron wäre also unzu­läs­sig, ihr müsst euch zwi­schen t<iv>aron oder t<ay>aron entscheiden.
-
Was aber, wenn man die kom­bi­nie­ren möch­te oder muss? Nun, dafür gibt es Kom­bi­na­ti­ons­in­fi­xe, die zwei Infi­xe der Posi­ti­ons­grup­pe <1> mit­ein­an­der so kom­bi­nie­ren, dass dar­aus ein neu­es Infix ent­steht. Die ler­nen wir aber erst in der Lek­ti­on zu den rest­li­chen Infi­xen kennen.

Ver­ben mit zwei Silben

Neh­men wir mal taron als Bei­spiel. Es besteht aus zwei Sil­ben: ta-ron. In jeder die­ser Sil­ben vor dem dar­in ent­hal­te­nen Vokal befin­det sich ein sol­cher Posi­ti­ons­mar­ker bzw. die Stel­le, wo die ent­spre­chen­den Infi­xe ein­ge­fügt wer­den wür­den: t<>a-r<>on.
Jeweils einer vor dem jewei­li­gen Vokal der bei­den Sil­ben, ein­mal vor a und ein­mal vor o. t<>a-r<>on.

Mit den Posi­ti­ons­mar­kie­run­gen sähe das Wort so aus:
t<0><1>ar<2>on.
Da hier und jetzt aber erst ein­mal nur <1> wich­tig ist, kon­zen­trie­ren wir uns auf die ver­ein­fach­te Dar­stel­lungs­wei­se: t<1>aron, tivaron.

Bei hahaw sähe es nicht viel anders aus: h<0><1>ah<2>aw. - ver­ein­facht: h<1>ahaw, hivahaw.
Wei­te­re Beispiele:

slele - sl<0><1>el<2>e - sl<1>ele - slivele.
‘efu - ‘<0><1>ef<2>u - ‘<1>efu - ‘ivefu.
ran - t<0><1>ìr<2>an - t<1>ìran - tivìran.
plltxe - p<0><1>lltx<2>e - p<1>llt­xe - pivllt­xe.

Ver­ben mit Vokal beginnend

Aber Vor­sicht! Es gibt eini­ge weni­ge zwei­sil­bi­ge, unre­gel­mä­ßi­ge Ver­ben, die nicht in die­ses Mus­ter pas­sen. omum zum Bei­spiel, oder inan. Die bei­den sähen so aus:
<0><1>om<2>um - <1>omum - ivomum,
<0><1>in<2>an
- <1>inan - ivinan.

Als gene­rel­le Faust­re­gel (bei der aber auch Aus­nah­men die Regel bestä­ti­gen) kann man fol­gen­des zu Rate ziehen:
Infi­xe wer­den gene­rell vor dem Vokal der ent­spre­chen­den Sil­be in Ver­ben platziert.
Da omum und inan mit einem Vokal begin­nen, wer­den ent­spre­chend vor die­sem Vokal pas­sen­de Infi­xe platziert.

Zusam­men­ge­setz­te Ver­ben (die meis­tens aus zwei Ver­ben, einem Sub­stan­tiv und einem Verb etc. zusam­men­ge­setzt wur­den) ver­hal­ten sich wie­der­um anders; dort kom­men die Infi­xe immer in den „Verb-Teil” des Wor­tes oder ihre Infix­po­si­tio­nen sind schlicht­weg unvorhersehbar.
Wenn ihr euch mal nicht sicher seid, schaut ins Wör­ter­buch - dort sind die Infix­po­si­tio­nen meist ange­ge­ben. Bei­spie­le: yomtìng, nutìng oder newomum.
Wie man in Wör­ter­bü­chern die Infix­po­si­tio­nen erkennt, könnt ihr in der Lek­ti­on zu den Infi­xen der Zeit­for­men nachlesen.

Ein­sil­bi­ge Verben

Und wie sieht es bei ein­sil­bi­gen Ver­ben wie z.B. tul aus? Nun ja, tul besteht zum Glück nur aus einer Sil­be, was die Sache leich­ter macht:
t<0><1><2>ul bzw. t<1>ul - tivul.

Bei rol sieht’s ähn­lich aus: r<0><1><2>ol - r<1>ol - rivol.

Oder tìng: t<0><1><2>ìng - t<1>ìng - tivìng.

Si-Ver­ben

Infi­xe kom­men immer in den „si”-Teil des Verbs - und die­ser ist denk­bar ein­fach struk­tu­riert, ähn­lich wie ande­re ein­sil­bi­ge Verben:
s<0><1><2>i bzw. s<1>i - sivi.

Zeit­in­fi­xe kann bzw. soll­te man sogar weg­las­sen, wenn in einem Satz bzw. bestimm­ten her­ge­stell­ten Kon­text der Zeit­rah­men bereits klar ist. Wenn man also z.B. trram (ges­tern) oder trray (mor­gen) in einem Satz benutzt, muss man nicht auch noch ein pas­sen­des Zeit­in­fix in die Ver­ben des Sat­zes oder des Kon­texts packen.
Zeit­in­fi­xe in sol­chen Fäl­len zu ver­wen­den ist zwar nicht falsch, klingt aber irgend­wie dop­pelt gemop­pelt und etwas unbe­hol­fen, daher lasst sie lie­ber weg ;) Beispiel:
Trram oel yeri­kit taron. Ges­tern habe ich ein Yerik gejagt.

Glei­ches gilt auch dafür, wenn bereits ein Zeit­in­fix oder ein Wort, dass den Zeit­rah­men deut­lich macht, im Satz ver­wen­det wur­de; nach­fol­gen­de Ver­ben benö­ti­gen nicht noch­mal das selbe/passende Infix, weil bereits der Zeit­rah­men des Kon­texts klar gemacht wur­de. Beispiel:
Oe ne numtseng t<ìy>ätxaw. Zene fti­via nìt­xan nìmun a fì’u ke sunu oeru. Ich keh­re bald zur Schu­le zurück. Mir wird es nicht gefal­len wie­der viel büf­feln zu müssen.

Übung I:

Fal­scher Short­code initialisiert

Übung II:

Fal­scher Short­code initialisiert

Übung III:

Über­setzt fol­gen­de Sätze.

  1. Sie schlief fried­lich in ihrer Hängematte.
  2. Ges­tern jag­te ich gedul­dig einen roten Nantang.
  3. Mein Bru­der moch­te sei­nen gel­ben Ikran.
  4. Kintrray ayoe tskxekeng si nìftxavang.
  5. Tspìyang oel faysawtute akewong.
  6. Slayele awnga mì hilvan alayon.
  7. Awngal fraysawtutet akawng kamurakx ulte fo tätxaw ‘rrtane.

Übung IV:

Über­setzt fol­gen­de Kurzgeschichte:

Tìohakx

awlie, mì na’rìng kelku si a syaksyukìl lefnele sì linil snelala utralit tsyamìl.
Me
fol aymauti­ti utralä yom, krra tsìk taronyut leNa’vi tseri.
Pol kil
vanit emfnu fte yerikit sivutx.
Kxawm o
lo’ tarony­uä ‘efu ohakxteng, na syaksyuk snelinisì.

Hun­ger
Einst klet­ter­te ein weib­li­ches Syak­sy­uk, das im Wald leb­te, und sein Jun­ges auf einen alten Baum.
Die bei­den aßen die Früch­te des Bau­mes, als sie plötz­lich einen Na’­vi­jä­ger bemerkten.
Er über­quer­te schwei­gend den Fluss, um ein Yerik zu verfolgen.
Viel­leicht war der Klan des Jägers auch hung­rig, so wie das Syak­sy­uk und sein Junges.

Gän­gi­ge Dar­stel­lungs­wei­sen von Infix­po­si­tio­nen in Wörterbüchern

In den meis­ten Wör­ter­bü­chern der Spra­che der Na’­vi wer­den Infix­po­si­tio­nen in Ver­ben dar­ge­stellt, also wo die ein­zel­nen Grup­pen (0, 1 und 2) in den ent­spre­chen­den Ver­ben ein­ge­fügt wer­den müs­sen. Hier habe ich mich für die ein­fachs­te Vari­an­te ent­schie­den, also t<0><1>ar<2>on. Es gibt aber auch ande­re Vari­an­ten, die ich euch hier kurz erklä­ren möch­te. Neh­men wir mal das Bei­spiel­verb tireapäng­kxo (in der hier auf Nume­Ko gän­gi­gen Dar­stel­lungs­wei­se wäre das tireap<0><1>ängkx<2>o):

Naviteri.org & http://dict-navi.com

Auch wenn Navi­te­ri kein Wör­ter­buch son­dern KP’s Blog ist, so wer­den den­noch auch dort Infix­po­si­tio­nen in neu vor­ge­stell­ten Ver­ben dar­ge­stellt; dict-navi.com über­nimmt i.d.R. die­se Dar­stel­lungs­wei­se. Die­se sieht wie folgt aus:

tire­apäng­kxo v. (4, 5)
Die Zif­fern 4 und 5 geben hier an, vor wel­chem Vokal die Infix­po­si­tio­nen in die­sem Verb zu fin­den sind. Tireapäng­kxo hat 5 Voka­le und das Abzäh­len sel­bi­ger hilft vor allem bei län­ge­ren Verben:
1. i, 2. e, 3. a, 4. ä, 5. o.
Die ers­te Zif­fer von (4, 5) steht für die Infix­po­si­ti­ons­grup­pen <0> und <1>, die zwei­te Zif­fer steht für die Grup­pe <2>. Also wer­den <0> und <1> vor dem 4. Vokal, hier also ä ein­ge­fügt - und die Grup­pe <2> vor dem 5. Vokal, also o. Ver­an­schau­licht mit den Infi­xen <eyk> (<0>), <ay> (<1>) und <ei> (<2>) ergibt sich dar­aus dann tireap<eyk><ay>ängkx<ei>o, tireapey­kayäng­kx­eio.

Davon ab bie­tet dict-navi aber in der Detail­an­sicht zu Wörtern/Verben aber auch noch eini­ge Bei­spie­le mit bereits ein­ge­füg­ten Bei­spiel-Infi­xen, um euch das Abzäh­len von Voka­len zu erspa­ren. Die­se ist auch dann nütz­lich, wenn bei vie­len Ver­ben die­se Zif­fern in Klam­mern nicht ange­ge­ben sind. Die Detail­an­sicht sieht dann z.B. so aus:

Taronyu’s Dic­tion­a­ry

Wie schon an ande­ren Stel­len hier auf der Sei­te ange­spro­chen (z.B. in Lek­ti­on 1) wer­den in die­sem Wör­ter­buch die Infix­po­si­tio­nen in der IPA-Laut­spra­che durch Punk­te dar­ge­stellt. Der ers­te Punkt sym­bo­li­siert dabei die Plat­zie­rung der Grup­pen <0> und <1>, wäh­rend der zwei­te Punkt die Grup­pe <2> anzeigt:

Man muss dann also nur die Posi­tio­nen aus der IPA-Dar­stel­lung auf die gän­gi­ge Schreib­wei­se des jewei­li­gen Verbs anwen­den, hier also tireapäng­kxo.

Ein Gedanke zu „Infi­xe - Zeit­for­men von Verben“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.