Tempus fugit … Ok, jetzt wird’s langsam knackig. Infixe sind uns dank <iv> ja mittlerweile ein Begriff. Falls nicht, lest nochmal in der Lektion zu Modalverben nach. Dort haben wir gelernt, dass Infixe dazu dienen, Verben zu konjugieren - und dort wurde auch angesprochen, dass es so etwas wie Zeitformen gibt. Um die geht es jetzt hier
Na’vi kennt hauptsächlich vier Infixe, um solche Zeitformen zu bilden:
Aus… | wird z.B. … |
Ich renne. Oe tul. | Ich rannte. Oe tamul. Oe t<am>ul. |
Ich schlafe. Oe hahaw. | Ich schlief gerade. Oe hìmahaw. Oe h<ìm>ahaw. |
Ich spreche. Oe plltxe. | Ich werde gleich sprechen. Oe pìylltxe. Oe p<ìy>lltxe. |
Ich jage. Oe taron. | Ich werde jagen. Oe tayaron. Oe t<ay>aron. |
„Nahe Vergangenheit? Nahe Zukunft? Was soll das bitte sein? Welcher Zeitraum ist damit genau gemeint?”, fragt ihr euch jetzt sicherlich.
Nun… dazu gibt es keine genauen Antworten. Zu definieren, was genau „nah”, „bald”, „gleich”, „gerade eben” heißen soll, ist demjenigen überlassen, der diesen Zeitraum festlegen bzw. kommunizieren möchte.
Vorgestern würde ich zum Beispiel noch in der nahen Vergangenheit ansiedeln, das vorige Jahr eher nicht mehr. Nächste Woche kann auch noch nahe Zukunft sein, übernächstes Weihnachten eher nicht mehr. Kommt aber auch immer drauf an - die nächsten 100 Jahre sind näher als das Ende aller Tage. Diese Zeiträume bzw. wie sie definiert werden ist höchst kontextabhängig, daher:
Was genau „nah” sein soll, in diesem Zusammenhang, bleibt also eurer persönlichen Definition überlassen
Und ihr seht es wahrscheinlich schon: Diese Zeitform-Infixe kommen, wie das kleine <iv> in die Positionsgruppe <1> von Verben.
Positionsgruppen
Ja, wie ging das nochmal mit den Positionsgruppen? Hier nochmal eine kleine Wiederholung aus der Lektion zu Modalverben + <iv> - dabei könnt ihr <iv> durch jedes der oben genannten Zeitinfixe austauschen, da beide in <1> gehören.
Verben mit zwei Silben
Nehmen wir mal taron als Beispiel. Es besteht aus zwei Silben: ta-ron. In jeder dieser Silben vor dem darin enthaltenen Vokal befindet sich ein solcher Positionsmarker bzw. die Stelle, wo die entsprechenden Infixe eingefügt werden würden: t<>a-r<>on.
Jeweils einer vor dem jeweiligen Vokal der beiden Silben, einmal vor a und einmal vor o. t<>a-r<>on.
Mit den Positionsmarkierungen sähe das Wort so aus:
t<0><1>ar<2>on.
Da hier und jetzt aber erst einmal nur <1> wichtig ist, konzentrieren wir uns auf die vereinfachte Darstellungsweise: t<1>aron, tivaron.
Bei hahaw sähe es nicht viel anders aus: h<0><1>ah<2>aw. - vereinfacht: h<1>ahaw, hivahaw.
Weitere Beispiele:
slele - sl<0><1>el<2>e - sl<1>ele - slivele.
‘efu - ‘<0><1>ef<2>u - ‘<1>efu - ‘ivefu.
tìran - t<0><1>ìr<2>an - t<1>ìran - tivìran.
plltxe - p<0><1>lltx<2>e - p<1>lltxe - pivlltxe.
Verben mit Vokal beginnend
Aber Vorsicht! Es gibt einige wenige zweisilbige, unregelmäßige Verben, die nicht in dieses Muster passen. omum zum Beispiel, oder inan. Die beiden sähen so aus:
<0><1>om<2>um - <1>omum - ivomum,
<0><1>in<2>an - <1>inan - ivinan.
Als generelle Faustregel (bei der aber auch Ausnahmen die Regel bestätigen) kann man folgendes zu Rate ziehen:
Infixe werden generell vor dem Vokal der entsprechenden Silbe in Verben platziert.
Da omum und inan mit einem Vokal beginnen, werden entsprechend vor diesem Vokal passende Infixe platziert.
Einsilbige Verben
Und wie sieht es bei einsilbigen Verben wie z.B. tul aus? Nun ja, tul besteht zum Glück nur aus einer Silbe, was die Sache leichter macht:
t<0><1><2>ul bzw. t<1>ul - tivul.
Bei rol sieht’s ähnlich aus: r<0><1><2>ol - r<1>ol - rivol.
Oder tìng: t<0><1><2>ìng - t<1>ìng - tivìng.
Si-Verben
Infixe kommen immer in den „si”-Teil des Verbs - und dieser ist denkbar einfach strukturiert, ähnlich wie andere einsilbige Verben:
s<0><1><2>i bzw. s<1>i - sivi.
Übung I:
Falscher Shortcode initialisiert
Übung II:
Falscher Shortcode initialisiert
Übung III:
Übersetzt folgende Sätze.
- Sie schlief friedlich in ihrer Hängematte.
- Gestern jagte ich geduldig einen roten Nantang.
- Mein Bruder mochte seinen gelben Ikran.
- Kintrray ayoe tskxekeng si nìftxavang.
- Tspìyang oel faysawtute akewong.
- Slayele awnga mì hilvan alayon.
- Awngal fraysawtutet akawng kamurakx ulte fo tätxaw ‘rrtane.
Übung IV:
Übersetzt folgende Kurzgeschichte:
Tìohakx
‘awlie, mì na’rìng kelku si a syaksyukìl lefnele sì linil sneyä lala utralit tsyamìl.
Mefol aymautiti utralä yom, krra tsìk taronyut leNa’vi tseri.
Pol kilvanit emkä nìfnu fte yerikit sivutx.
Kxawm olo’ taronyuä ‘efu ohakx nìteng, na syaksyuk sneyä linisì.
Einst kletterte ein weibliches Syaksyuk, das im Wald lebte, und sein Junges auf einen alten Baum.
Die beiden aßen die Früchte des Baumes, als sie plötzlich einen Na’vijäger bemerkten.
Er überquerte schweigend den Fluss, um ein Yerik zu verfolgen.
Vielleicht war der Klan des Jägers auch hungrig, so wie das Syaksyuk und sein Junges.
Gängige Darstellungsweisen von Infixpositionen in Wörterbüchern
In den meisten Wörterbüchern der Sprache der Na’vi werden Infixpositionen in Verben dargestellt, also wo die einzelnen Gruppen (0, 1 und 2) in den entsprechenden Verben eingefügt werden müssen. Hier habe ich mich für die einfachste Variante entschieden, also t<0><1>ar<2>on. Es gibt aber auch andere Varianten, die ich euch hier kurz erklären möchte. Nehmen wir mal das Beispielverb tireapängkxo (in der hier auf NumeKo gängigen Darstellungsweise wäre das tireap<0><1>ängkx<2>o):
Naviteri.org & http://dict-navi.com
Auch wenn Naviteri kein Wörterbuch sondern KP’s Blog ist, so werden dennoch auch dort Infixpositionen in neu vorgestellten Verben dargestellt; dict-navi.com übernimmt i.d.R. diese Darstellungsweise. Diese sieht wie folgt aus:
tireapängkxo v. (4, 5)
Die Ziffern 4 und 5 geben hier an, vor welchem Vokal die Infixpositionen in diesem Verb zu finden sind. Tireapängkxo hat 5 Vokale und das Abzählen selbiger hilft vor allem bei längeren Verben:
1. i, 2. e, 3. a, 4. ä, 5. o.
Die erste Ziffer von (4, 5) steht für die Infixpositionsgruppen <0> und <1>, die zweite Ziffer steht für die Gruppe <2>. Also werden <0> und <1> vor dem 4. Vokal, hier also ä eingefügt - und die Gruppe <2> vor dem 5. Vokal, also o. Veranschaulicht mit den Infixen <eyk> (<0>), <ay> (<1>) und <ei> (<2>) ergibt sich daraus dann tireap<eyk><ay>ängkx<ei>o, tireapeykayängkxeio.
Davon ab bietet dict-navi aber in der Detailansicht zu Wörtern/Verben aber auch noch einige Beispiele mit bereits eingefügten Beispiel-Infixen, um euch das Abzählen von Vokalen zu ersparen. Diese ist auch dann nützlich, wenn bei vielen Verben diese Ziffern in Klammern nicht angegeben sind. Die Detailansicht sieht dann z.B. so aus:
Taronyu’s Dictionary
Wie schon an anderen Stellen hier auf der Seite angesprochen (z.B. in Lektion 1) werden in diesem Wörterbuch die Infixpositionen in der IPA-Lautsprache durch Punkte dargestellt. Der erste Punkt symbolisiert dabei die Platzierung der Gruppen <0> und <1>, während der zweite Punkt die Gruppe <2> anzeigt:
Man muss dann also nur die Positionen aus der IPA-Darstellung auf die gängige Schreibweise des jeweiligen Verbs anwenden, hier also tireap•ängkx•o.
Fìvur txantsan lu fte nivume.
ta Andi