Adjek­ti­ve und beschrei­ben­de Neben­sät­ze mit „a”

Adjek­ti­ve

Die gro­ße, blaue Ney­ti­ri ist schön. - Tsa­w­la Ney­ti­ri aean lu narlor.

Unse­re Mög­lich­kei­ten im Deut­schen, um Sub­stan­ti­ve mit­hil­fe von Adjek­ti­ven zu beschrei­ben, sind ziem­lich limi­tiert bzw. eher gesagt lang­wei­lig im Ver­gleich zu der Art und Wei­se, wie die Na’­vi das handhaben.

Adjek­tiv: Auch „Bei­wort”, „Wie­wort” oder „Eigen­schafts­wort”. Adjek­ti­ve beschrei­ben die Attri­bu­te / Eigen­schaf­ten von Din­gen oder Wesen, z.B. blau, grün, gelb, groß, klein, schnell, lang­sam, metal­lisch, müde und so weiter.
Man kann sie auf zwei Wei­sen verwenden:
  • Attri­bu­ti­ves Adjek­tiv: Der schö­ne Vogel singt.
  • Prä­di­ka­ti­ves Adjek­tiv: Der Vogel ist schön.

Die gro­ße, blaue Ney­ti­ri ist schön.” Natür­lich könn­te man es auch wie im Deut­schen bzw. rela­tiv sim­pel hand­ha­ben und eine Auf­zäh­lung von Adjek­ti­ven machen:
Ney­ti­ri lu tsa­wl sì ean sì nar­lor. Ney­ti­ri ist groß, blau und schön.

Ist aber echt lang­wei­lig, wenn man statt­des­sen Adjek­ti­ve qua­si um das Sub­stan­tiv her­um anord­nen kann, oder?
Im Deut­schen kön­nen wir das auch, aber nur in eine Richtung:
Die gro­ße, blaue Ney­ti­ri ist schön.
Auf Na’­vi „umschlie­ßen” Adjek­ti­ve das dazu­ge­hö­ri­ge Sub­stan­tiv aber, soll hei­ßen, dass links und rechts von einem Sub­stan­tiv jeweils (nur) ein Adjek­tiv ste­hen darf:

Tsa­w­la, eana Ney­ti­ri lu nar­lor wäre falsch.
Tsa­w­la Ney­ti­ri aean lu nar­lor wäre kor­rekt.

Wie ihr sehen könnt, steht links und rechts von Ney­ti­ri jeweils ein Adjek­tiv, statt zwei auf einer Sei­te wie im Deut­schen. Jedes wei­te­re Adjek­tiv, was man hin­zu­fü­gen wol­len wür­de, müss­te via Auf­zäh­lung mit­hil­fe von a und/oder lu dar­auf fol­gen, wie hier nar­lor.
Man kann auf die­se Wei­se rein theo­re­tisch unend­lich vie­le Adjek­ti­ve an ein Sub­stan­tiv hän­gen, vor allem mit Hil­fe von a (und natür­lich mit ), aber zu a kom­men wir erst am Ende die­ser Lek­ti­on und beleuch­ten es noch genau­er in spä­ter fol­gen­den Lektionen.

War­um heißt es aber nicht ein­fach tsa­wl Ney­ti­ri ean? Auch das haben wir der frei­en Wort­stel­lung in Na’­vi zu verdanken.
Um deut­lich zu machen, auf wel­ches Sub­stan­tiv die im Satz ver­wen­de­ten Adjek­ti­ve bezie­hen, hän­gen wir ihnen ein klei­nes -a- an. Ein (fal­scher bzw. unvoll­stän­di­ger!) Bei­spiel­satz ohne -a-:

Tsa­wl Ney­ti­ril ean yayo­ti tse’a.
Hier ist unklar, wer von bei­den nun blau/grün ist - Ney­ti­ri, oder der Vogel?

Um die Bezü­ge zuein­an­der (von Adjektiv/en und Sub­stan­tiv) unmiss­ver­ständ­lich klar zu machen, ver­wen­den wir erwähn­tes -a-, dass wie ein klei­ner Pfeil an das Adjek­tiv ange­hängt wird. Die­ses „Pfeil-a” zeigt dabei immer auf das Sub­stan­tiv, das es beschreibt:

tsa­wl-a   Ney­ti­ri   a-ean

Wenn euch die Meta­pher mit dem Pfeil als Esels­brü­cke nicht reicht, ver­sucht euch das a als kei­nen Magne­ten vor­zu­stel­len, der das Adjek­tiv immer zum dazu­ge­hö­ri­gen Sub­stan­tiv zie­hen will.

Wenn Ney­ti­ri, wie in den vori­gen Bei­spie­len, blau ist, wür­de aus dem Bei­spiel­satz fol­gen­des werden:

Tsawla Neytiril aean yayoti tse’a. Die gro­ße, blaue Ney­ti­ri sieht einen Vogel.

Und wenn nun der Vogel und nicht Ney­ti­ri blau wäre, sähe es fol­gen­der­ma­ßen aus:

Tsawla Neytiril eana yayoti tse’a. Die gro­ße Ney­ti­ri sieht einen blau­en Vogel.

Die­ses klei­ne, unschein­bar wir­ken­de -a- ist also enorm wich­tig, um Bezü­ge von ein­zel­nen Wör­tern (hier Sub­stan­ti­ve und dazu­ge­hö­ri­ge Adjek­ti­ve) in einem Satz und somit des­sen Bedeu­tung deut­lich und klar zu machen.

Das eben gelern­te funk­tio­niert aber nur, solan­ge man ledig­lich zwei Adjek­ti­ve hat. Sobald man ein Sub­stan­tiv mit einem drit­ten Adjek­tiv - oder einem vier­ten, fünf­ten, usw. - beschrei­ben möch­te, hat man vier Optio­nen, um dies zu tun:
  1. Ney­ti­ri lu tsa­wl sì ean sì nar­lor sì kanu sì ‘ewan… - Ney­ti­ri ist groß, grün, schön, schlau, jung…
  2. Tsa­wla Ney­ti­ri a lu ean sì nar­lor sì kanu sì ‘ewan… - Die gro­ße Ney­ti­ri, wel­che grün, schön, schlau, jung, … ist
  3. Tsa­wla Ney­ti­ri aean nar­lor sì kanu sì ‘ewan…1 - Die gro­ße, grü­ne, schö­ne, schlaue, jun­ge… Neytiri
  4. Tsa­wla Ney­ti­ri aean a lu nar­lor sì kanu sì ‘ewan…1 - Die gro­ße, grü­ne Ney­ti­ri, wel­che schön, schlau, jung, … ist

Was die­ses allein­ste­hen­de a ist und wie man es ver­wen­det, ler­nen wir wei­ter unten in die­ser Lektion.

1 http://naviteri.org/2021/02/aysipawm-si-aysieyng-questions-and-answers/

Adjek­ti­ven, die mit le- begin­nen, kann auf bei­den Sei­ten ein -a- ange­hängt wer­den, aber nor­ma­ler­wei­se wird dies nur an ihrem Ende gemacht, da durch le- eh schon klar ist, dass es sich um ein Adjek­tiv han­delt (da le- nur in Adjek­ti­ven zu fin­den ist) und „wohin” (auf wel­ches Sub­stan­tiv) es zeigt. Beispiele:
lehr­rapa→ palu­lu­kan ←lehrrap, lefngapa eltu lefngap, lef­poma trr lefpom.
Trr alef­pom ist gram­ma­ti­ka­lisch zwar nicht falsch, klingt in den Ohren eines Na’­vi aber den­noch ziem­lich merk­wür­dig oder unbeholfen.
Adjek­ti­ve kann man auch wie­der­ho­len, um deren Bedeu­tung bzw. Wir­kung zu ver­stär­ken (wenn einem nìt­xan z.B. nicht aus­rei­chen soll­te); nar­lo­ra Ney­ti­ri anar­lor wür­de sehr stark beto­nen, wie wun­der­schön Ney­ti­ri doch ist. Koa­ka koak­tu akoak wäre ein enorm urur­ur­ur­alter, alter Mensch, qua­si fast schon ein Fos­sil, hrh! :D
Übri­gens: Wenn Adjek­ti­ve, die mit einem a begin­nen oder auf­hö­ren, mit dem a für Adjek­ti­ve kom­bi­niert wer­den, ver­schmel­zen die bei­den a zu einem (das Ver­schmel­zen glei­cher Voka­le haben wir schon in Lek­ti­on 5 bei der Mehr­zahl­bil­dung beob­ach­tet): pxa­ya-a = pxaya, hona-a = hona, apxa-a = apxa, a-apxa = apxa.

Woher kommt die­ses klei­ne a nun eigentlich?

a ist ein Rela­tiv­pro­no­men (wenn es für sich allei­ne steht), wel­ches uns erlaubt Sub­stan­ti­ve (ihm Rah­men eines zum Sub­stan­tiv gehö­ren­den Neben­sat­zes) genau­er zu beschrei­ben. Es ent­spricht unse­rem „, der/die/das…” bzw. „, welcher/welche/welches…”.

Rela­tiv­pro­no­men: Ein sich auf ein Sub­stan­tiv oder Pro­no­men des über­ge­ord­ne­ten Sat­zes bezie­hen­des Pro­no­men. Es lei­tet einen Rela­tiv­satz ein, der sich unmit­tel­bar auf das im über­ge­ord­ne­ten Satz damit beschrie­be­ne Substantiv/Pronomen bezieht. Beispiel:
Der Hund, den / wel­chen ich ges­tern gese­hen habe, ist schwarz.
Hier bezieht sich „den / wel­chen” des Neben­sat­zes („, den / wel­chen ich ges­tern gese­hen habe”) auf „Der Hund”, das Sub­jekt des über­ge­ord­ne­ten Sat­zes bzw. Haup­sat­zes („Der Hund ist schwarz.”).
Auch wenn a im Deut­schen als Rela­tiv­pro­no­men klas­si­fi­ziert wer­den kann, so zählt es auf Na’­vi schlicht zu den Par­ti­keln. Soll hei­ßen, dass a nie­mals Fall­endun­gen erhal­ten oder in den Plu­ral gesetzt kann; es bleibt immer ein­fach nur a.

Bei­spie­le zur Ver­wen­dung von a:

Ney­ti­ri a lu tsa­wl. Ney­ti­ri, die/welche groß ist.
Das Gan­ze funk­tio­niert aber auch in ent­ge­gen­ge­setz­ter Rich­tung, wie bei Adjek­ti­ven (links oder rechts vom Substantiv):
Tsa­wl lu a Ney­ti­ri. Ney­ti­ri, die/welche groß ist.

Wenn man hier jetzt lu strei­chen wür­de, wird der Zusam­men­hang zu Adjek­ti­ven bzw. wie das Adjek­tiv-a „ent­stan­den” ist, viel­leicht noch klarer:
Tsa­wl lu a Ney­ti­ri → tsa­wl a Ney­ti­ri → tsa­wla Neytiri.
Ney­ti­ri a lu tsa­wl → Ney­ti­ri a tsa­wl → Ney­ti­ri atsa­wl.

Noch ein etwas kom­ple­xe­res Bei­spiel (ach­tet auf die Fall­endun­gen L & T!):
Ney­ti­ril a lu tsa­wl tse­’a eana yayot.
Ney­ti­ri, wel­che groß ist, sieht einen blauen/grünen Vogel.

a erlaubt uns also ohne gro­ße Umschwei­fe Sub­stan­ti­ve direkt mit Attri­bu­ten bzw. genau­er mit „attri­bu­ti­ven Neben­sät­zen” zu ver­se­hen und die­se kön­nen natür­lich alle gram­ma­ti­ka­li­schen Ele­men­te beinhal­ten, die ein Satz nun mal eben beinhal­ten kann, also Fall­endun­gen und Co. Zum Beispiel:
Ney­ti­ril a trram yeri­kit taron sneyä sa’nokit tse’a.
Ney­ti­ri, die ges­tern einen Hexapeden/Yerik jag­te, sieht ihre eige­ne Mutter.

Oder zum Bei­spiel auch:
Yerik a tspang taro­nyul lu ean.
Der Yerik, den der Jäger tötet, ist blau.

Beach­tet hier­bei, dass die L-Endung beim Handelnden/Subjekt inner­halb des a-Neben­sat­zes mit tran­si­ti­ven Ver­ben nie weg­ge­las­sen wer­den darf (wie hier bei taro­nyu-l) - sonst ist im Neben­satz mit a begin­nend nicht klar, wer die Hand­lung ausführt!
Ein wei­te­res Beispiel:

Oel ikra­nit a stìmä’nì oel mak­to.
Ich rei­te den Ikran, den ich gera­de gefan­gen habe.

a erlaubt uns aber noch so eini­ges mehr, z.B. wesent­lich kom­ple­xe­re Struk­tu­ren von Satz­ge­fü­gen (Haupt­sät­ze, Neben­sät­ze - zum Teil auch extrem ver­schach­telt). Dazu aber (wie immer) erst spä­ter mehr. ;)

Und wie oben ange­spro­chen, kann man mit a und lu (und ) zig tau­send Adjek­ti­ve an ein Sub­stan­tiv tackern:
Ney­ti­ri a lu tsa­wl sì ean sì nar­lor sì ‘ewan sì kanu sì …
Ney­ti­ri, wel­che groß ist und blau und schön und jung und schlau und…

Oder:
Tsa­wla Ney­ti­ri a lu ean sì nar­lor sì ‘ewan sì kanu sì …
Die gro­ße Ney­ti­ri, wel­che blau und schön und jung und schlau und…

Übri­gens, alu hat auch was mit all dem zu tun. Aus­ein­an­der gedrö­selt wird dar­aus näm­lich a lu:
Tutan alu Tsy­eyk. Der Mann namens Jake.
Tutan a lu Tsy­eyk. Der Mann, wel­cher Jake ist.

Na, hat­tet ihr ein paar „Glühbirne-überm-Kopf”-Momente? Ich damals auf jeden Fall, als ich das alles hier zum ers­ten Mal erklärt bekom­men habe. x)
Ich lie­be es ein­fach, wie logisch und klar die Struk­tu­ren die­ser Spra­che auf­ein­an­der auf­bau­en :D Ich sag doch, Na’­vi is’ wie Lego! xD

Übung I:

Über­setzt fol­gen­de (Teil-)Sätze:

  1. Jake (Tsy­eyk) ist ein zuver­läs­si­ger, gefähr­li­cher Jäger.
  2. Eytu­kan ist ein alter, wei­ser Klanführer.
  3. Ich sehe das schwar­ze, schmut­zi­ge Boot.
  4. Ayoel stawm me’ema mokrit alor.
  5. Ngal yom tuna mautiti akxanì.
  6. Oeru lu layona palukant­syìp ahona a trram mel­init nokx.
  7. Räptuma ay’u fìtsenge lu kxanì.

Übung II:

Über­setzt fol­gen­de kom­ple­xe­re Satzstrukturen:

  1. Lafyona tsahìk muntxatan­hu txanata­na meaungia­te­ri ayayayrnga’ plltxe.
  2. ewana tsmukel trram unilt­sa layona yerikit arim a poru lu mesyal sì slukx a’aw.
  3. evil narlora relit apxayopin finvul­fa a lu layon sì rim sì tun sì ean sì kllvawm weyn.
  4. Lu ayoeng ayrina’ a lu nawma utralur.

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