Adjektive
Die große, blaue Neytiri ist schön. - Tsawla Neytiri aean lu narlor.
Unsere Möglichkeiten im Deutschen, um Substantive mithilfe von Adjektiven zu beschreiben, sind ziemlich limitiert bzw. eher gesagt langweilig im Vergleich zu der Art und Weise, wie die Na’vi das handhaben.
„Die große, blaue Neytiri ist schön.” Natürlich könnte man es auch wie im Deutschen bzw. relativ simpel handhaben und eine Aufzählung von Adjektiven machen:
Neytiri lu tsawl sì ean sì narlor. Neytiri ist groß, blau und schön.
Ist aber echt langweilig, wenn man stattdessen Adjektive quasi um das Substantiv herum anordnen kann, oder?
Im Deutschen können wir das auch, aber nur in eine Richtung:
Die große, blaue Neytiri ist schön.
Auf Na’vi „umschließen” Adjektive das dazugehörige Substantiv aber, soll heißen, dass links und rechts von einem Substantiv jeweils (nur) ein Adjektiv stehen darf:
Tsawla, eana Neytiri lu narlor wäre falsch.
Tsawla Neytiri aean lu narlor wäre korrekt.
Wie ihr sehen könnt, steht links und rechts von Neytiri jeweils ein Adjektiv, statt zwei auf einer Seite wie im Deutschen. Jedes weitere Adjektiv, was man hinzufügen wollen würde, müsste via Aufzählung mithilfe von a und/oder lu darauf folgen, wie hier narlor.
Man kann auf diese Weise rein theoretisch unendlich viele Adjektive an ein Substantiv hängen, vor allem mit Hilfe von a (und natürlich mit sì), aber zu a kommen wir erst am Ende dieser Lektion und beleuchten es noch genauer in später folgenden Lektionen.
Warum heißt es aber nicht einfach tsawl Neytiri ean? Auch das haben wir der freien Wortstellung in Na’vi zu verdanken.
Um deutlich zu machen, auf welches Substantiv die im Satz verwendeten Adjektive beziehen, hängen wir ihnen ein kleines -a- an. Ein (falscher bzw. unvollständiger!) Beispielsatz ohne -a-:
Tsawl Neytiril ean yayoti tse’a.
Hier ist unklar, wer von beiden nun blau/grün ist - Neytiri, oder der Vogel?
Um die Bezüge zueinander (von Adjektiv/en und Substantiv) unmissverständlich klar zu machen, verwenden wir erwähntes -a-, dass wie ein kleiner Pfeil an das Adjektiv angehängt wird. Dieses „Pfeil-a” zeigt dabei immer auf das Substantiv, das es beschreibt:
tsawl-a→ Neytiri ←a-ean
Wenn euch die Metapher mit dem Pfeil als Eselsbrücke nicht reicht, versucht euch das a als keinen Magneten vorzustellen, der das Adjektiv immer zum dazugehörigen Substantiv ziehen will.
Wenn Neytiri, wie in den vorigen Beispielen, blau ist, würde aus dem Beispielsatz folgendes werden:
Tsawla Neytiril aean yayoti tse’a. Die große, blaue Neytiri sieht einen Vogel.
Und wenn nun der Vogel und nicht Neytiri blau wäre, sähe es folgendermaßen aus:
Tsawla Neytiril eana yayoti tse’a. Die große Neytiri sieht einen blauen Vogel.
Dieses kleine, unscheinbar wirkende -a- ist also enorm wichtig, um Bezüge von einzelnen Wörtern (hier Substantive und dazugehörige Adjektive) in einem Satz und somit dessen Bedeutung deutlich und klar zu machen.
Woher kommt dieses kleine a nun eigentlich?
a ist ein Relativpronomen (wenn es für sich alleine steht), welches uns erlaubt Substantive (ihm Rahmen eines zum Substantiv gehörenden Nebensatzes) genauer zu beschreiben. Es entspricht unserem „, der/die/das…” bzw. „, welcher/welche/welches…”.
Beispiele zur Verwendung von a:
Neytiri a lu tsawl. Neytiri, die/welche groß ist.
Das Ganze funktioniert aber auch in entgegengesetzter Richtung, wie bei Adjektiven (links oder rechts vom Substantiv):
Tsawl lu a Neytiri. Neytiri, die/welche groß ist.
Wenn man hier jetzt lu streichen würde, wird der Zusammenhang zu Adjektiven bzw. wie das Adjektiv-a „entstanden” ist, vielleicht noch klarer:
Tsawl lu a Neytiri → tsawl a Neytiri → tsawla Neytiri.
Neytiri a lu tsawl → Neytiri a tsawl → Neytiri atsawl.
Noch ein etwas komplexeres Beispiel (achtet auf die Fallendungen L & T!):
Neytiril a lu tsawl tse’a eana yayot.
Neytiri, welche groß ist, sieht einen blauen/grünen Vogel.
a erlaubt uns also ohne große Umschweife Substantive direkt mit Attributen bzw. genauer mit „attributiven Nebensätzen” zu versehen und diese können natürlich alle grammatikalischen Elemente beinhalten, die ein Satz nun mal eben beinhalten kann, also Fallendungen und Co. Zum Beispiel:
Neytiril a trram yerikit taron sneyä sa’nokit tse’a.
Neytiri, die gestern einen Hexapeden/Yerik jagte, sieht ihre eigene Mutter.
Oder zum Beispiel auch:
Yerik a tspang taronyul lu ean.
Der Yerik, den der Jäger tötet, ist blau.
Oel ikranit a stìmä’nì oel makto.
Ich reite den Ikran, den ich gerade gefangen habe.
a erlaubt uns aber noch so einiges mehr, z.B. wesentlich komplexere Strukturen von Satzgefügen (Hauptsätze, Nebensätze - zum Teil auch extrem verschachtelt). Dazu aber (wie immer) erst später mehr.
Und wie oben angesprochen, kann man mit a und lu (und sì) zig tausend Adjektive an ein Substantiv tackern:
Neytiri a lu tsawl sì ean sì narlor sì ‘ewan sì kanu sì …
Neytiri, welche groß ist und blau und schön und jung und schlau und…
Oder:
Tsawla Neytiri a lu ean sì narlor sì ‘ewan sì kanu sì …
Die große Neytiri, welche blau und schön und jung und schlau und…
Übrigens, alu hat auch was mit all dem zu tun. Auseinander gedröselt wird daraus nämlich a lu:
Tutan alu Tsyeyk. Der Mann namens Jake.
Tutan a lu Tsyeyk. Der Mann, welcher Jake ist.
Na, hattet ihr ein paar „Glühbirne-überm-Kopf”-Momente? Ich damals auf jeden Fall, als ich das alles hier zum ersten Mal erklärt bekommen habe.
Ich liebe es einfach, wie logisch und klar die Strukturen dieser Sprache aufeinander aufbauen Ich sag doch, Na’vi is’ wie Lego!
Übung I:
Übersetzt folgende (Teil-)Sätze:
- Jake (Tsyeyk) ist ein zuverlässiger, gefährlicher Jäger.
- Eytukan ist ein alter, weiser Klanführer.
- Ich sehe das schwarze, schmutzige Boot.
- Ayoel stawm me’ema mokrit alor.
- Ngal yom tuna mautiti akxanì.
- Oeru lu layona palukantsyìp ahona a trram melinit nokx.
- Räptuma aylì’u fìtsenge lu kxanì.
Übung II:
Übersetzt folgende komplexere Satzstrukturen:
- Lafyona tsahìk muntxatanhu txanatana meaungiateri ayayayrnga’ plltxe.
- ‘ewana tsmukel trram uniltsa layona yerikit arim a poru lu mesyal sì slukx a’aw.
- ‘evil narlora relit apxayopin finvulfa a lu layon sì rim sì tun sì ean sì kllvawm weyn.
- Lu ayoeng ayrina’ a lu nawma utralur.