si-Verben
Was soll das jetzt schon wieder sein? Nun, „si-Verben” sind von sich aus immer intransitiv und viele von ihnen können, wie andere intransitive Verben, ebenfalls ein indirektes Objekt samt R-Endung haben. Warum sie hier aber eine eigene Lektion verdient haben, zeige ich dir jetzt.
Sie sind nämlich Verben, die aus je zwei Worten bestehen, zum Beispiel: irayo si. Irayo ist der Dank, und si ein kleines Hilfsverb, dass von sich aus keine eigene Bedeutung hat und auch nicht ohne „Partnerwort” verwendet werden darf, aber zusammen mit anderen Wörtern eine neue Bedeutung bildet bzw. erhält. So wird aus:
irayo - der Dank → irayo si - danken.
Achte darauf, dass du hier irayo si wirklich als ein Wort bzw. Verb siehst, als sei es von einer Membran oder Klammer oder so umgeben. Aus diesem Grund darf nichts irayo und si trennen bzw. sich zwischen sie drängeln - zumindest nicht ohne weiteres, aber dazu kommen wir noch.
Na dann lass uns das Ganze doch mal in Beispielen genauer anschauen und üben:
Ich danke dir.
Wer dankt? - Ich = Subjekt.
Wem danke ich? Dir. Du = indirektes Objekt = R-Endung.
Oe ngaru irayo si. = Ich danke dir.
Ich grüße dich.
Hier haben wir wieder eine Situation, in der das deutsche Verb transitiv ist (→ direktes Objekt, „Wer grüßt wen?”), das Equivalent auf Na’vi allerdings intransitiv ist (→ indirektes Objekt). Und nicht nur das, sondern auch ein si-Verb. Auch die werden im Wörterbuch als vin. markiert, also intransitives Verb, was dir mittlerweile sagen sollte, dass hier höchstens nur die R-Endung in Frage käme:
Oe ngaru kaltxì si. = Ich grüße dich.
Dies kann im Deutschen auch als „Ich sage dir Hallo” übersetzt werden, was der Struktur auf Na’vi („Wem sage ich Hallo?”) näher kommt.
Okay! Du ahnst es sicher schon, jetzt bist wieder du gefragt:
tìng-Verben
Genau wie si-Verben sind sie von Natur aus intransitiv, können ein indirektes Objekt samt R-Endung haben und bestehen aus zwei Wörtern, die ein Verb bilden. Auch sie werden von Karyu Pawl vorgegeben und können nicht frei von dir oder mir erschaffen werden.
Von den tìng-Verben gibt es nicht so viele wie si-Verben, und die meisten von ihnen sind auf die Sinne begrenzt, haben also etwas mit Wahrnehmung zu tun. Ich stelle dir einfach mal eins davon genauer vor:
Nari ist „das Auge”, tìng heißt „geben, schenken”. Zu einem Verb zusammengefügt erhält man tìng nari, also quasi „Auge geben”. Bedeuten soll dieses Verb „hinsehen, (etwas) anschauen, betrachten” - ergibt irgendwie Sinn, oder?
Jetzt klingeln bei dir im Hinterstübchen vielleicht die Alarmglocken und du erinnerst dich an die Beispielsätze von vor ein paar Lektionen, in denen tìng anders verwendet wurde - nämlich transitiv (vtr.), also mit L, T und R. Was ist da los?
Nun, alleine verwendet können wir tìng so natürlich anwenden. Ich verdeutliche dir das mal anhand folgenden Beispiels:
Oel ngaru tìng nariti. = Ich gebe dir ein Auge.
Bäh, irgendwie eklig, oder? Das Ganze ist so möglich, grammatikalisch betrachtet. Aber es heißt halt wirklich, dass ich dir ein Auge gebe, und nicht, dass ich dich anschaue oder betrachte. Dafür gibt es eben tìng nari, welches ein eigenes neues intransitives (vin.) Verb bildet - und folgendermaßen nur mit R verwendet wird:
Oe ngaru tìng nari. = Ich schaue dich an.
Gut, jetzt bist du natürlich wieder dran!