Du hast bis jetzt die L-, T- und R-Endung kennengelernt. Es gibt noch zwei weitere Fallendungen, und eine davon schauen wir uns jetzt genauer an: den Topical.
Der Begriff stammt vom englischen „topic” ab, was so viel wie „Gesprächsgegenstand, Überbegriff, Thema” heißt. Und das „Thema” ist genau das, was der Topical markiert:
Es gibt keine vergleichbare grammatikalische Konstruktion im Deutschen oder Englischen, die dem Topical entspräche, aber man kann ihn am ehesten noch mit „Bezüglich (Thema)…” oder „Was (Thema) angeht…” übersetzen.
Vielleicht helfen ja auch einige Beispiele meinerseits dabei, dich mit dem Topical vertraut zu machen
Um bei dem Bildchen zu bleiben, was hier oben rechts zu sehen ist, gebe ich dir darauf gemünzt mal ein erstes Beispiel:
Ftxozäri tute rol. = Was die Feier angeht: Eine Person singt. = Zur Feier singt eine Person.
Hier wurde „die Feier”, ftxozä, mit dem Topical markiert: ftxozä-ri → ftxozäri. „Die Feier” ist hier also das Thema, der Kontext, der Anlass, zu dem die Person ein Lied zum Besten gibt.
Ein weiteres allgemeineres Beispiel:
Srungìri oe ngaru irayo si. = Die Hilfe betreffend: ich danke dir. = Ich danke dir für die Hilfe.
Hier wurde „die Hilfe”, srung, mit dem Topical markiert: srung-ìri → srungìri. „Die Hilfe” ist also das Thema des Satzes, der Überbegriff dessen, was nach der Hilfe im Satz folgt:
Srungìri oe ngaru irayo si.
Der Topical ist die Bühne, das Thema, und alles danach folgende im Satz ist der Tänzer auf dieser Bühne, der Inhalt oder Kommentar zum Thema.
Wie genau man den Topical bzw. den ganzen Satz, in dem der Topical zu finden ist, ins Deutsche übersetzen soll, kommt ganz darauf an, was sich im Deutschen für dich besser anhört. Wir sagen „für Hilfe danken” und nicht „bezüglich Hilfe danken” - und auch wenn letzteres eher an das rankommt, was der Topical genau meint, so klingt die erste Variante doch besser bzw. natürlicher im Deutschen.
Bevor ich dir noch mehr Beispiele gebe, schau dir erst einmal in Ruhe an, wie der Topical genau zu bilden ist:
Subjekt - L „Wer oder was?” |
Direktes Objekt - T „Wen oder was?” |
Vokal: -l |
Vokal: -ti |
Konsonant: -ìl |
Konsonant: -it |
Beispiele: ftxozä (Vokal): ftxozä-l → ftxozäl srung (Konsonant): srung-ìl → srungìl |
Beispiele: ftxozä (Vokal): ftxozä-ti → ftxozäti srung (Konsonant): srung-it → srungit |
Indirektes Objekt - R „Wem oder was?” |
Topical - (Ì)RI „Welches Thema? Bezüglich wen oder was? Worum geht es?” |
Vokal: -ru |
Vokal: -ri |
Konsonant: -ur |
Konsonant: -ìri |
Beispiele: ftxozä (Vokal): ftxozä-ru → ftxozäru srung (Konsonant): srung-ur → srungur |
Beispiele: ftxozä (Vokal): ftxozä-ri → ftxozäri srung (Konsonant): srung-ìri → srungìri |
Okay, ganz schön viel Info schon wieder. Ich gebe dir noch ein weiteres Beispiel vor, und dann geht’s wieder daran, dich selbst an diesem Thema zu versuchen!
Lì’fyari oe nume. = Die Sprache betreffend: Ich erlange Wissen. = Ich lerne die Sprache.
Hier ist lì’fya, „die Sprache”, das Thema. Aber Moment…
Was im Deutschen hier (grammatikalisch betrachtet) so einfach ist, scheint auf Na’vi ziemlich kompliziert, oder nicht? Im Deutschen ist „lernen” ein transitives Verb, also benutzt man hier einfach den Nominativ („Ich”) und Akkusativ („die Sprache”).
Bei den Na’vi ist nume aber intransitiv (also sind weder L noch T eine Option), und darüber hinaus heißt es nicht nur einfach „lernen”, sondern vielmehr „Wissen oder Verstehen erlangen, aneignen, ansammeln”.
Aufgrund dessen ergibt die Verwendung des Topicals hier so gesehen sogar Sinn, denn man kann „über ein Thema Wissen erlangen”. Weil es im Deutschen aber geläufiger und einfacher ist, übersetzt man dies zumeist einfach mit „etwas lernen”.