Schön, dass du dich dazu entschieden hast in meine Lektionen hinein zu schnuppern! :)
Die Lektionen hatte ich ursprünglich eigentlich für die im Mai 2018 gestartete Anfängergruppe der deutschen Na'vi Lerngruppe erstellt, damit man gemeinsam schnellstmöglich und möglichst effektiv auf den damaligen Wissensstand der Hauptgruppe gelangen konnte. Da der deutschsprachige Teil unserer Na'vi Community, im Gegensatz zum englischsprachigen Teil, bis dahin allerdings solche Formate, Dokumente und kompakten Ressourcen zum Erlernen der Sprache fehlten, entschied ich mich dazu, diese Seite zu erstellen und meine Lektionen mit einer breiteren Masse zu teilen.
Jeder, der Na'vi lernen möchte, sollte einfachen Zugriff zu den entsprechenden Ressourcen haben — und nicht jeder Lernende lernt auf die gleiche Weise. Manche lernen besser im Rahmen einer Lerngruppe oder mit nur einem Karyu oder zusammen mit einem anderen Numeyu, andere lernen am besten auf eigene Faust. Manche bevorzugen komplexe Nachschlagewerke, andere Lektionen, wiederum andere bevorzugen zugänglichere oder auch zerstreutere Methoden. Zu wissen oder in Erfahrung zu bringen, wie man selbst am besten und effektivsten lernt, ist dem Unterfangen "Na'vi lernen" sicherlich nur zuträglich :) Und wenn meine Seite hier, vor allem aber meine Lektionen, auch nur einigen wenigen ein wenig weiterhelfen sollten, kann ich mich bereits sehr glücklich schätzen.
Ich habe versucht die nachfolgenden Lektionen so zu staffeln bzw. so aufeinander aufzubauen, dass man sich von A bis Z sich langsam aber sicher durch das grammatikalische Grundgerüst der Sprache arbeiten und mithilfe zahlreicher Hinweise und Übungen das Gelernte besser verinnerlichen kann. Ich kann nur empfehlen, die in den Lektionen befindlichen Übungen auch zu machen — man kann zwar viel Theorie pauken, aber letztendlich ist es doch die Praxis, die einem am meisten bringt. Auch kann ich nur empfehlen, zusammen mit anderen im Rahmen von Text- oder Sprachchats das Gelernte auch anzuwenden — immerhin lernt man ja eine Sprache, die man sprechen sollte (und auf Pandora auch nur in gesprochener Form existiert — Na'vi kennen so etwas wie Schrift nicht). :P
Zudem möchte ich erwähnen, dass das Erlernen der Grammatik leider einfach notwendig ist — denn Vokabeln pauken nützt nichts, wenn man nicht weiß, wie man die Wörter zu korrekten und verständlichen Sätzen zusammenbaut. Also, Augen zu und durch! ^^
Um zu überprüfen wie man bei den Übungen innerhalb der einzelnen Lektionen abgeschnitten hat, habe ich hier auch einen Antwortschlüssel parat gestellt. Nutzt diesen aber bitte nicht, um euch quasi selbst über's Ohr zu hauen ;D Also, erst ehrlich die Übungen absolvieren und dann überprüfen was man richtig und was evtl. falsch gemacht hat.
Solltet ihr bei etwas Unterstützung jedweder Art benötigen, so scheut euch nicht nach Hilfe zu fragen. Dafür habt ihr unter jeder Lektion die Möglichkeit einen Kommentar zu hinterlassen — jedoch empfehle ich jedem Mitglied von LearnNa'vi zu werden und auch unserem aktiven Discord-Server beizutreten. Dies bleibt aber natürlich euch überlassen ;)
Siva ko, ma frapo!
Nachfolgend möchte ich noch eine Legende der hier gebräuchlichen Textgestaltung und einzelner Elemente einfügen:
Legende
- Wörter auf Na'vi werden in einer eigenen Schriftart dargestellt, um eben deutlich zu machen, dass es sich um Na'vi und nicht etwa Deutsch oder Englisch handelt.
Beispiel: nume ist ein intransitives Verb und bedeutet "lernen". - Betonte Silben in Wörtern werden unterstrichen dargestellt.
Beispiel: Oel ngati kameie. - Oft werden euch auch Audioaufnahmen zu bestimmten Wörtern oder Sätzen geboten:
Oel ngati kameie. Ich sehe dich.
Hinweise bzw. zusätzliche Tipps zum Erlernen des behandelten Themas werden so dargestellt. Hinweise sind hilfreiche Hintergrundinformationen, weiterführende Erläuterungen oder einfach nur interessante Wissensschnipsel.Vielleicht nützen sie euch ja zumindest etwas ;)
(Besonders) wichtige Infos, Sprachregeln bzw. weiterführende Grammatikhintergründe etc. werden so dargestellt. Man sollte sie nicht ignorieren, da sie zum Teil auf wichtige Ausnahmen oder eben grundlegende Kerninfos hinweisen.
Übungen
werden so abgegrenzt. Sie beinhalten Übersetzungen, Multiple-Choice-Fragen, Rätsel und dergleichen. Eure Antworten könnt ihr mit Hilfe des Antwortschlüssels auf ihre Richtigkeit überprüfen.
Das kleine Grammatik-Fachbegriff-ABC:
Adposition (adp.) - "Verhältniswort, Präposition". Beispiele: bei, in, nach, zu, hin, um.
Adverb(ie) (adv.) — "Umstandswort". Beispiele: hier, jetzt, mittags, beispielsweise, verdientermaßen.
Adjektiv (adj.) — "Wiewort, Beiwort, Eigenschaftswort". Beispiele: blau, grün, schnell, gemütlich, kalt, groß.
Affix — etwas, das direkt vor, nach oder in ein Wort platziert wird.
Agens — "Handelnder". Grammatikalischer Fall für den Handelnden, also welcher der Träger/Ausführende der Verbhandlung ist. "Ich sehe dich." Siehe auch: Subjekt, Nominativ.
Akkusativ — "Wenfall". — "Wen?"
Casus — (grammatikalischer) "Fall". Beispiele: Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv.
Dativ — "Wemfall". — "Wem?"
Dual — "Zweizahl". Mehrzahlform, "zwei von etwas".
Genitiv — "Wesfall". — "Wessen?"
Genus — "Geschlecht" von Substantiven, also "maskulinum", "femininum" oder "neutrum". Beispiele: die Katze, der Hund, das Haus.
Infix (inf.) — etwas, dass direkt in ein Wort eingefügt wird.
Interjektion (intj.) — "Ausruf, Ausrufewort, Audruckswort, Empfindungswort". Beispiele: "hey!", "huch!", "oh…", "ah!".
Interrogativ (inter.) — "Fragewort". Macht normale Aussagesätze zu Fragen. Beispiele: wann, wer, wo, warum, wie, woher.
Konjunktion (conj.) — "Bindewort, Fügewort". Leitet Nebensätze ein. Beispiele: und, aber, wenn, falls, dann.
Kasus — siehe "Casus".
Modalverb (vinm./vtrm.) — ein Verb, das ein Vollverb dahingehend ergänzt, dass es ausdrückt, ob die Handlung zum Beispiel möglich, gewollt oder notwendig ist. Beispiele: Ich kann lesen; ich möchte gehen; ich muss essen.
Nominativ — "Werfall". — "Wer?" — "Ich sehe dich." Siehe auch: Agens, Subjekt.
Numerus — "Anzahl", also Singular oder Plural bei Substantiven und Pronomen. Beispiel: der Hund, die Hunde.
Objekt — Satzglied, dass vom Verb abhängig ist, z.B. Akkusativobjekt. Gegenteil zu Subjekt. "Ich sehe dich." Siehe auch: Patiens, Akkusativ.
Relativprononmen (rel.) — ein Wort, das einen Relativsatz einleitet und dabei, als Pronomen, im Relativsatz die Funktion einer Substantivgruppe übernimmt. Kurzum: ein Wort, dass einen Nebensatz einleitet (wie eine Konjunktion) und dabei aber ein Substantiv inklusive seiner grammatikalischen Eigenschaften und Funktionen mimt. Beispiele: fwa, futa, fula, furia; oder im Deutschen: "der, die, das; welcher, welche, welches," …
Partikel (part.) — Quasi ein kleines Wörtchen, dass durch Grammatikregeln nicht verändert ("gebeugt/konjugiert/dekliniert") werden kann. Beispiele: ko, nang, pak, tut.
Patiens — "Empfänger". Grammatikalischer Fall für den Empfänger einer Verbhandlung, die vom Agens ausgeführt wird. "Ich sehe dich." Siehe auch: Objekt, Akkusativ.
Personalpronomen (pn. / pron.) — "Fürwort, Pronomen". Beispiele: ich, du, er, sie, es, man.
Plural — "Mehrzahl".
Präfix (pref.) — etwas, das direkt vor ein Wort platziert wird.
Produktiv — etwas, das frei (aber gemäß den Regeln) angewendet werden kann (vor allem im Zusammenhang mit Affixen).
Singular — "Einzahl".
Subjekt — "Satzgegenstand". Das Subjekt des Satzes ist Gegenstand der Aussage des Satzes, quasi der Star auf der Bühne, die der Satz ist. Dreh- und Angelpunkt. Kann im Nominativ/Agens stehen, muss aber nicht, je nach zugehörigem Verb.
Substantiv (n.) — "Nomen, Hauptwort, Sachwort". Beispiele: Katze, Haus, See, Steinbruch.
Suffix (suf.) — etwas, das direkt hinter ein Wort angefügt wird.
Tempus — "Zeit" bzw. Zeitform von Verben. Beispiele: er rennt, rannte, wird rennen.
Trial — "Dreizahl". Mehrzahlform, "drei von etwas".
Verb (v./vtr./vin./vtrm./vinm.) — "Tuwort". Beispiele: machen, sehen, malen, rennen.
Grammatik- bzw. Sprachbegriffe auf Na'vi
Na'vi | Bedeutung + Herkunft |
pamrelvi | Buchstabe ("Schreibbildteil", pam + rel + ‑vi) |
snapamrelvi | Alphabet ("Ansammlung von Schreibbildteilen", sna- + pam + rel + ‑vi) |
tstxolì'u | Substantiv, Nomen ("Namenswort", tstxo + lì'u) |
kemlì'u | Verb, Tuwort ("Handlungswort", kem + lì'u) |
syonlì'u | Adjektiv, "Eigenschaftswort" (syon + lì'u) |
fyalì'u | Adverb, Umstandswort ("Art-und-Weise-Wort", fya'o + lì'u) |
starlì'u | Adposition, Verhältniswort ("Beziehungswort", sätare + lì'u) |
tilì'u | Konjunktion, Bindewort ("Gelenk-Wort", til + lì'u) |
lì'ukìng | Satz ("Wortkette", lì'u + kìng) |
lì'ukìngvi | Phrase, Satzglied ("Teil einer Wortkette", lì'u + kìng + ‑vi) |
lì'kong | Silbe ("Wort-Rythmus", lì'u + 'ekong) |
lì'uvi | Affix ("Teil eines Wortes", lì'u + ‑vi) |
eolì'uvi | Präfix ("Teil vor einem Wort", eo + lì'u + ‑vi) |
uolì'uvi | Suffix ("Teil nach einem Wort", uo + lì'u + ‑vi) |
kemlì'uvi | Infix ("Handlungswortteil", kem + lì'u + ‑vi) |
Wortklassen und Grammatik — und warum diese wichtig sind
Ich habe hier bereits nun schon mehrfach versucht zu betonen, warum es von essentieller Wichtigkeit ist, sich mit der Grammatik der Sprache auseinanderzusetzen und will daher eigentlich nicht noch weiter an dieser Stelle darauf eingehen. Mittlerweile dürfte es ja klar sein, dass die Grammatik die "Spielregeln" und "Skelett" der Sprache sind — ohne geht's nun mal nicht :)
Aber was ist mit Wortklassen?
Wortklassen sind Kategorisierungen der einzelnen Arten von Wörter, die jede Sprache dieser Welt (und auch der meisten konstruierten Sprachen) kennt und nutzt. Im kleinen Grammatik-ABC weiter oben wurden bereits einige dieser Wortklassen erwähnt und erläutert. Sie existieren, damit man überhaupt so etwas wie Grammatik um eine Sprache herum basteln kann, denn Grammatik sind die Regeln des "Tanzes" und der Interaktion der einzelnen Wortklassen untereinander und wie sie sich gegenseitig und damit letztlich die Aussage eines Satzes beeinflussen.
Bereits im Deutschunterricht haben unsere Deutschlehrer uns früher oder später versucht beizubringen, was ein Verb, Substantiv oder Adjektiv ist, damit uns das Grundgerüst der eigenen Muttersprache bewusst und verständlich(er) wird; warum funktioniert die deutsche Sprache so, wie sie es tut?
Und auch wenn ich meinen Deutschunterricht damals unendlich langweilig und unnötig fand, so ist mir heute umso mehr bewusst, wie wichtig Infos bzw. Stoff dieser Art zum erfolgreichen Erlernen einer neuen Sprache sein können.
Natürlich gibt es auch Ansätze, die versuchen ohne "Fachbegriffe" auszukommen, was es sicherlich einfacher macht (zumindest für Leute, die damals wie ich im Deutschunterricht lieber geschlafen haben oder die kein studierter Linguist sind), aber auch diese Kurse oder "Guides" kommen letztlich nicht ohne eine Erklärung dieses "Tanzes" zwischen Wortklassen aus, egal ob sie die Wortklassen beim Namen nennen oder nicht. Es führt einfach kein Weg dran vorbei — zumindest ist mir keiner bekannt ^^
Denn das Wissen um und Analysieren von Wortklassen, Satzgefügen ("Was ist der Hauptsatz, was der Nebensatz?" etc.) und dergleichen ist schlichtweg wichtig, wenn man Na'vi nicht nur (stumpf auswendig) lernen, sondern wirklich verstehen will. Und wirkliches Verständnis ist nötig, um die Sprache irgendwann auf dem Level annähernd der eigenen Muttersprache verwenden zu können. Also lasst uns uns gleich in unsere erste Übung stürzen:
Nehmen wir mal einen längeren Beispielsatz zur Analyse. Ihr müsst ihn noch nicht verstehen oder übersetzen können (wir fangen ja gerade erst mit dem Lernen an und ihr werdet im Laufe der Zeit alles Nötige lernen, keine Angst), daher werde ich das Übersetzen und Analysieren für euch übernehmen. Aber nehmt euch dies als Beispiel, wie man die Sprache bzw. Sätze analysieren kann (und evtl. auch sollte, gerade am Anfang), damit man sie eben entschlüsseln und wirklich verstehen kann — und man gerade am Anfang nicht von der Informationsflut überwältigt wird, sondern mit kühlem Kopf Schritt für Schritt schauen kann, was der Satz beinhaltet, wie dieser Inhalt aufgebaut ist, wie die einzelnen Inhaltselemente miteinander "tanzen" und wie das die Übersetzung/Bedeutung beeinflusst. Ordnung ins vermeintliche Chaos bringen.
Oel ngati kameie, taluna nga oeyä tsmuk leiu. Ich sehe dich, denn du bist mein Bruder/meine Schwester :)
Hier haben wir also den besagten Beispielsatz. Das Komma (was in Na'vi nicht verwendet werden muss, was aber viele verwenden, da es das Verstehen vereinfacht) verrät mir direkt, dass es sich um ein Satzgefüge mit zwei Satzgliedern handelt, soll heißen, dass es einen Haupt- und einen Nebensatz gibt. Aber selbst wenn es das Komma nicht geben würde, wäre mir durch einen Blick ins Wörterbuch klar, dass taluna ("weil, denn") als conj. klassifiziert wird, also ist taluna eine Konjunktion und Konjunktionen leiten Nebensätze ein.
Da ich jetzt das Satzgefüge in der Struktur ausfindig machen konnte, muss ich als nächstes herausfinden, was der Haupt- und was der Nebensatz ist. Wie schon verraten, zeigen Konjunktionen wie hier taluna an, dass es sich um alles nach taluna um den Nebensatz handeln muss. Schlussfolgern lässt sich daraus, dass alles vor taluna oder dem Komma der Hauptsatz sein muss. Also:
Oel ngati kameie, taluna nga oeyä tsmuk leiu. Ich sehe dich, denn du bist mein Bruder/meine Schwester :)
Hauptsatz, Nebensatz. So weit so gut. Jetzt geht es daran ausfindig zu machen was die einzelnen Elemente des Haupt- und Nebensatzes sind, damit ich beide für sich und letztlich zusammen und somit den ganzen Satz verstehen kann. Ich erwarte nicht, dass ihr hierbei mitkommt, das kommt im Laufe eures Lernwegs. Also, ran an das Erkennen der einzelnen Elemente bzw. Wortklassen!
Zuerst der Hauptsatz:
Oel ngati kameie. Ich sehe dich.
Der erste wichtige Schritt ist das Verb ("Tuwort", die Handlung) dieses Satzes ausfindig zu machen, denn es gibt keine Sätze ohne Verb und das Verb ist das Herz bzw. Kernstück eines jeden Satzes. Ein Blick ins Wörterbuch zeigt mir, dass oe und nga beides Pronomen (pn.) (Lektion 2) sind, während kame ein Verb ist (hier vtr.). Transitives Verb. Das heißt, dass ich Fallendungen brauche bzw. es solche hier im Satz irgendwo geben muss. Wenn ich Lektion 3 schon durch habe, weiß ich, dass es Fälle bzw. Fallendungen in der Sprache der Na'vi gibt, ähnlich unserem Nominativ ("wer?") oder Akkusativ ("wen?"). Also, finden wir das Verb und die Fallendungen, die uns verraten, was das Subjekt und was das Objekt des Satzes sind:
Oel ngati kameie. Ich sehe dich.
Substantiv/Pronomen, Subjekt (Nominativ, L‑Endung), Substantiv/Pronomen, Objekt (Akkusativ, T‑Endung), Verb (vtr.). "Oe-l/ich" ist derjenige, der das "(spirituelle) sehen" tut (angezeigt durch -l, L‑Endung), "nga-ti/dich" ist derjenige, der gesehen wird (angezeigt durch -ti, T‑Endung). Mehr dazu in Lektion 3. Gut, weiter im Text bzw. auf zum Nebensatz:
Taluna nga oeyä tsmuk leiu. Denn du bist mein Bruder/meine Schwester :)
Taluna ist die Konjunktion/der Satzeinleiter, die Info hatten wir schon herauskristallisiert. Finden wir als nächstes wieder das Herz des Teilsatzes, also das Verb. Wörterbuchrecherche sagt mir, dass es lu sein muss, gekennzeichnet als intransitives Verb (vin.). Anders als transitive Verben (vtr.) braucht man bei intransitiven Verben keine L- oder T‑Endung (Lektion 3), was erklärt, warum wir hier ein nga und kein nga-ti wie im Hauptsatz haben. Aber was ist oeyä? Lektion 7 erklärt euch den Genitiv, den wir auch aus dem Deutschen kennen. Der Genitiv ("wessen?") zeigt Besitz an und ist auch eine Fallendung wie -l oder -ti, nämlich -yä. Das Grundwort von oeyä muss also oe ("ich") sein, also heißt oeyä "mein". Und was ist mit tsmuk? Lektion 2 erklärt euch neben den Pronomen auch, wofür man lu verwenden kann. Oftmals eben als "X ist Y", wie in "Der Himmel (X) ist blau (Y)" oder "Neytiri (X) ist eine Jägerin (Y)" oder wie hier "Du (X) bist (mein) Bruder (Y)". Damit hätten wir dann alle Elemente durch:
Taluna nga oeyä tsmuk leiu. Denn du bist mein Bruder/meine Schwester :)
Konjunktion, Substantiv/Pronomen, Subjekt (X), Pronomen mit Genitiv (-yä), Substantiv, Prädikativ-Nominativ (Y), Verb (vin.).
Und so kann ich nun beide Teilsätze (also Haupt- und Nebensatz) wieder wie ursprünglich aneinanderreihen und die komplette Bedeutung erfassen:
Oel ngati kameie, taluna nga oeyä tsmuk leiu. Ich sehe dich, denn du bist mein Bruder/meine Schwester :)
Ich bin hier bewusst noch nicht auf das <ei> in kam<ei>e eingegangen, denn das kommt erst in Lektion 12 und 13. Das ganze hier soll auch nur ein Beispiel sein, eine Veranschaulichung dessen, wie ich an die Sprache herangegangen bin und weiterhin herangehe und wie ihr es machen könnt bzw. vielleicht auch solltet, zumindest dann, wenn ihr mal den Durchblick verliert. :)
Zeigen soll das Ganze hier auch nicht nur, wie wichtig eben besagte Wortklassen und das dazugehörige Erkennen von selbigen ist, sondern auch, das man all dies nicht von heute auf morgen erlernen können wird, weswegen ich meine Lektionen ja bewusst gegliedert und unterteilt habe. Also nur Mut, geht die Lektionen nacheinander in der angedachten Reihenfolge durch und Stück für Stück werdet ihr sehen, dass ihr dazulernt und sehr bald auf die gleiche Weise analysieren können werdet (und das Ganze ohne so viele Fachbegriffe, wie ich sie hier jetzt verwendet habe). :)
Das allerwichtigste ist aber zuerst die richtige Aussprache — also auf zu Lektion 1!