Ver­glei­che & Steigerungen

Na’­vi ist gut, bes­ser, am bes­ten! Auf jeden Fall aber bes­ser als Deutsch.  Stei­ge­run­gen und Ver­glei­che, dar­um geht’s hier in die­ser Lektion. :)

 

Stei­ge­run­gen

Was eine Stei­ge­rung ist, muss ich euch, glau­be ich, nicht erklä­ren, oder? Ist ja eigent­lich ein rela­tiv ein­fa­ches Phä­no­men, also Aus­gangs­form („gut”), die Stei­ge­rung („bes­ser”) und der Super­la­tiv („am bes­ten”) -  und auch auf Na’­vi gestal­tet sich das Gan­ze auch nicht all­zu kom­pli­ziert. Im Grun­de sogar etwas ein­fa­cher als im Deut­schen, weil es dabei kei­ne irre­gu­lä­ren For­men gibt, anders als in der deut­schen Sprache.
Also gehen wir am bes­ten gleich zu Bei­spie­len über, die das Gan­ze bes­ser erklä­ren kön­nen als ellen­lan­ges Rum­ge­schwa­fel meinerseits:

Oe lu txur. Ich bin stark.
Oe lu txur nì’ul. Ich bin stärker.
Oe lu txur fra­to. Ich bin am stärksten.

 

Nì’ul erlaubt uns die Stei­ge­rungs­form zu bil­den, also „stär­ker”, „schnel­ler”, „bes­ser” und so weiter.
Das haben wir auch schon im Film gehört, als Ney­ti­ri beim Bogen­trai­ning zu Jake sagt „txur nì’ul, stärker/stron­ger” - er soll sei­ne Bauch­mus­keln stär­ker anspan­nen, um die kor­rek­te Bogen­schüt­zen­po­si­ti­on hinzukriegen.

Fra­to bedeu­tet wört­lich „im Ver­gleich zu allen/allem” und erlaubt uns den Super­al­tiv zu bil­den, also die höchst­mög­li­che Stei­ge­rung. Schnel­ler, stär­ker oder bes­ser geht nicht, ergo erhal­ten wir durch fra­to z.B. „am schnellsten/stärksten/besten”.

 

Bei bei­den ist es jedoch wich­tig das Adjek­tiv (= die Eigen­schaft) oder das Adverb (= die Art und Wei­se der Hand­lung) nicht zu ver­ges­sen, wel­ches gestei­gert wer­den soll. In den oben ste­hen­den Bei­spiel­sät­zen bezie­hen sich nì’ul und fra­to also auf txur, soll hei­ßen, dass dort das Adjek­tiv gestei­gert wird.
Ein wei­te­res Beispiel:

Taro­nyu tul nìwin. Der Jäger rennt schnell.
Taro­nyu tul nìwin nì’ul. Der Jäger rennt schneller.
Taro­nyu tul nìwin fra­to. Der Jäger rennt am schnellsten.

Hier bezie­hen sich nì’ul und fra­to auf nìwin, soll hei­ßen, dass hier das Adverb gestei­gert wird.

Fra­to kann man auch neben Adjek­ti­ve stel­len, die mit Hil­fe von -a- ein Sub­stan­tiv direkt beschrei­ben, also wie in z.B.:
Fìpo payoang anar­lor fra­to leiu („Die­ser ist der schöns­te Fisch”).

Außer­dem las­sen sich alle hier in die­ser Lek­ti­on vor­ge­stell­ten „Scha­blo­nen” auch „nega­tiv” anwen­den, also z.B. mit ke in ver­nein­ter Form. Inwie­fern das aber sinn­voll oder passend(er als die in der Bedeu­tung umge­kehr­te posi­ti­ve Vari­an­te) ist muss jeder für sich selbst entscheiden.

 

 

Und dann gibt es noch nìnän sowie nì’ul’ul und nìn­änän. Sie ste­hen nicht wirk­lich im direk­ten Kon­text zu Stei­ge­run­gen, aber sie fin­den den­noch irgend­wo sinn­ver­wand­te Anwendungsbereiche:

Oe slu txur nì’ul’ul. Ich wer­de stär­ker und stär­ker / Ich wer­de immer stär­ker. (Ach­tung, slu anstel­le von lu!)
Taro­nyu tul nìwin nì’ul’ul. Der Jäger rennt schnel­ler und schnel­ler / Der Jäger rennt immer schneller.

 

Oe slu txur nìn­änän. Ich wer­de weni­ger und weni­ger stark.
Taro­nyu tul nìwin nìn­änän. Der Jäger rennt weni­ger und weni­ger schnell.

Oe slu txur nìnän. Ich wer­de weni­ger stark.
Taro­nyu tul nìwin nìnän. Der Jäger rennt weni­ger schnell.

↑ die­se Bei­spie­le erge­ben aber nicht so viel Sinn bzw. sind nicht so ele­gant gelöst wie fol­gen­de Alternativen:

Oe slu meyp nì’ul’ul. Ich wer­de schwä­cher und schwächer.
Taro­nyu tul nìk’ong nì’ul’ul. Der Jäger rennt immer langsamer.

Oe slu meyp nì’ul. Ich wer­de schwächer.
Taro­nyu tul nìk’ong nì’ul. Der Jäger rennt langsamer.

 

Nìnän(än) und nì’ul(‘ul) sind Adver­bi­en (adv.), die man aber am bes­ten in Sät­zen ver­wen­det, die gram­ma­ti­ka­lisch so schlicht wie mög­lich sind:

Fra­zìsì­krr pay kil­va­nä nän nì’ul’ul. Jedes Jahr nimmt das Was­ser des Flus­ses mehr und mehr ab. / Jedes Jahr trock­net der Fluss mehr und mehr aus.
Fralo a taron, oeyä ‘itan txo­pu si nìn­änän. Jedes Mal wenn er jagt, hat mein Sohn immer weniger/von Mal zu Mal weni­ger Angst.
Ayhapxì­tu pon­guä txo­pu si nìnän takrra Va’rul pxe­ku­tut lät­x­ayn. Die Mit­glie­der der Grup­pe haben weni­ger Angst, seit­dem Va’ru drei Geg­ner besiegt hat.

 

 

 

Ver­glei­che

Dafür haben wir eine fes­te Scha­blo­ne, die das Wört­chen to bein­hält. to bedeu­tet so viel wie „im Ver­gleich zu” und ver­hält sich wie eine Adpo­si­ti­on (adp.) - man kann es also mit Leer­zei­chen vor das betref­fen­de Wort stel­len oder direkt dar­an hin­ten anhän­gen (was, je nach Satz, aber nicht immer die bes­te Opti­on ist, sie­he Bei­spie­le in unten­ste­hen­der Tabelle).
Daher kommt auch fra­to (sie­he oben), zusam­men­ge­setzt aus fra-(‘u) und to, „im Ver­gleich zu allen/allem”.

Die­se Ver­gleichs­scha­blo­ne sieht z.B. wie folgt aus:
X  to  Y adj. v.   -oder-   X  Yto  adj. v.   -oder-   Yto  X  adj. v.

X steht hier für ein Sub­stan­tiv oder Pro­no­men, Y für das zwei­te. Dank to wird Y mit X ver­gli­chen, „Y im Ver­gleich zu X…”.
Dann braucht man natür­lich noch ein Verb (v.) und ein Adjek­tiv (adj.) oder sons­ti­ge Wort­klas­sen (z.B. adv.), die man für den Satz benö­tigt. Man kann auch auf Adjek­ti­ve ver­zich­ten und Sät­ze mit L+T etc. bau­en und die Wort­ord­nung natür­lich frei ver­bas­teln wie man lus­tig ist. Die zu ver­glei­chen­den Dinge/Personen/Handlungen müs­sen dabei nicht am Satz­an­fang ste­hen, kez­em­pllt­xe. Nì’ul oder nìnän wer­den hier aber nicht benötigt!

Schau­en wir uns das gan­ze mal in Akti­on an, in sich stei­gern­der Komplexität:

Na’­vi Wört­li­che Übersetzung Über­set­zung / Bedeutung
Ney­ti­ri to Ninat nar­lor lu.
Ney­ti­ri Ninatto nar­lor lu.
Ninatto Ney­ti­ri nar­lor lu.
Ney­ti­ri im Ver­gleich zu Ninat ist schön. Ney­ti­ri ist schö­ner als Ninat.
Kìrey­sì to Ney­ti­ri meyp lu.
Kìrey­sì Ney­ti­rito meyp lu.
Ney­ti­rito Kìrey­sì meyp lu.
Grace im Ver­gleich zu Ney­ti­ri ist schwach. Grace ist schwä­cher als Neytiri.
Ninat to Ney­ti­ri rol nìlor.
Ninat Ney­ti­rito rol nìlor.
Ney­ti­rito Ninat rol nìlor.
Ninat im Ver­gleich zu Ney­ti­ri singt schön. Ninat singt schöner/besser als Neytiri.
Tsy­eyk to Tsu­’­tey olo’eyk­tan asìltsan lu.
Tsy­eyk Tsu­’­teyto olo’eyk­tan asìltsan lu.
Tsu­’­teyto Tsy­eyk olo’eyk­tan asìltsan lu.
Jake im Ver­gleich zu Tsu­’­tey guter Klan­füh­rer ist. Jake ist ein bes­se­rer Klan­füh­rer als Tsu’tey.
Pey­ralìl to Ney­ti­ril yeri­kit apx­ay tolaron. Pey­ral im Ver­gleich zu Ney­ti­ri vie­le Yerik hat gejagt. Pey­ral hat mehr Yeriks gejagt als Neytiri.
Fwa nan­t­an­git tspang lolu muiä to fwa tung futa po vivar ngiv­ä’än nìkel­kin, ma ‘itan.
Die Sache wel­che ist Nan­t­ang töten ist fair gewe­sen im Ver­gleich zu der Sache wel­che ist zuzu­las­sen die­se Sache wel­che ist er wür­de fort­füh­ren unnö­tig zu lei­den, O Sohn. Es war fairer/gerechter den Nan­t­ang zu töten als zuzu­las­sen, dass er wei­ter unnö­tig lei­det, Sohn.

Bei den letz­ten Bei­spie­len ist es ein­fa­cher bei der ein­fachs­ten Scha­blo­ne zu blei­ben, also X to Y, da hier Fall­endun­gen (L + T) oder kom­ple­xe­re Neben­sät­ze (ein­ge­lei­tet durch fwa) ande­re Vari­an­ten die­ser Scha­blo­ne ziem­lich unprak­tisch oder gar chao­tisch / schwer ver­ständ­lich wer­den ließen.

 

 

(genau) so… wie - nìft­xan … na

Ver­glei­che der Gleich­heit, also „X ist/rennt/schwimmt/… genau­so B wie Y”, wer­den mit nìft­xan und na gebil­det. Um hier X mit Y zu ver­glei­chen, benö­tigt man nur noch ein ent­spre­chen­des Verb und Adverb oder Adjek­tiv (B).

Oe lu nìft­xan kanu na nga.
Oe lu nìft­xan kanu ngana.
Ich bin genau­so schlau wie du.

 

Wenn der Ver­gleichs­punkt, also die Per­son oder die Sache, die als Aus­gangs­punkt des Ver­gleichs dient („wie du) ein Pro­no­men oder ein Sub­stan­tiv ist, kann für den Ver­gleich statt na der Topi­cal ver­wen­det werden:

Ngari lu oe nìft­xan kanu. Ich bin genau­so schlau wie du.

 

Das Gan­ze lässt sich natür­lich auch mit Adver­bi­en statt Adjek­ti­ven (B, s.o.) ver­wen­den, also zum Beispiel:

Oe sle­le nìft­xan nìwin na nga/ngana.
Ngari sle­le oe nìft­xan nìwin.
Ich schwim­me genau­so schnell wie du.

 

 

na ver­sus pxel

Bei­de bedeu­ten „wie” (ver­glei­chend) und bei­de wer­den für Ver­glei­che ver­wen­det. Jedoch funk­tio­nie­ren oben ste­hen­de Scha­blo­nen aus­schließ­lich mit na. In ande­ren Sät­zen oder Situa­tio­nen kann man statt na aber auch wahl­wei­se pxel ver­wen­den. Beispiele:

Kem­lì’ut alu var fkol sar na pum alu new.
Kem­lì’ut alu var fkol sar pxel pum alu new.
Man ver­wen­det das Verb „var” wie das Verb „new”.
Fay­he­tu­won­gìri tsat a ‘ampi tspìyang, na txum!
Fay­he­tu­won­gìri tsat a ‘ampi tspìyang, pxel txum!

Alles, was die­se Him­mels­men­schen berüh­ren, wird ster­ben - wie Gift!

 

Pxel wird nur in einer Situa­ti­on zwin­gend (statt na) erfor­dert, näm­lich immer dann, wenn man das Wort zet ver­wen­det:

Pey­ralìl zet wura wut­sot a’aw­nem pxel sngel. Pey­ral behan­delt eine kal­te, gekoch­te Mahl­zeit wie Müll. („… als ob sie Müll wäre.”)
Pol zeret oeti pxel tute a ke inan pot. Er behan­delt mich wie jemand, der ihn nicht kennt/versteht(/„liest”).

 

 

Übung I:

Fügt die feh­len­den Ele­men­te an den ent­spre­chen­den Stel­len in fol­gen­den Sät­zen ein:

  1. .

Übung II:

Rut­xe ralpiveng:

  1. Pey­ral ist die bes­te Jäge­rin der Omatikaya.
  2. Ninat jedoch singt am schönsten.
  3. Ney­ti­ri muss­te sich um den dümms­ten Him­mels­men­schen namens Jake kümmern.

2 Gedanken zu „Ver­glei­che & Steigerungen“

Im Bei­spiel heißt es ja:
Ney­ti­ri to Ninat nar­lor lu.
Ney­ti­ri Ninat­to nar­lor lu.

Aber geht auch:
Ney­ti­ri­to Ninat nar­lor lu. => Nìnat ist schö­ner als Neytiri

War eine Fra­ge der Lern­grup­pe am 22.6.19

Andi

Kla­ro geht das, X to Y = Yto X = X Yto, hier­bei heißt es immer „X im Ver­gleich zu Y…”, da to sich hier­bei immer auf Y bezieht.
Freie Wort­stel­lung sei Dank kann man also auch sagen: „Ney­ti­ri­to Ninat nar­lor lu” oder „Lu nar­lor Ney­ti­ri­to Ninat” say­la­he. Habe die Lek­ti­on ent­spre­chend ergänzt.

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