Modal­ver­ben mit L+T-Endung & Verneinung

 

 

Das gan­ze kann man natür­lich auch mit ande­ren Ele­men­ten wie Zeit­for­men, Stim­mungs­in­fi­xen und so wei­ter mischen. Beispiele:

Wir woll­ten schwim­men. Moe namew slivele.
Du wirst jagen dür­fen. Nga tsayun tivaron.
Sie durf­te nicht sin­gen :( Po zolenängke rivol. (Nicht zolen­kän­ge, mehr zu zen­ke und Infi­xen sie­he unten.)

Sol­che Infi­xe müs­sen dann aber ins Modal­verb sel­ber und nicht in das dar­auf fol­gen­de Verb ein­ge­setzt wer­den. Eine Aus­nah­me bil­den da vor allem ab und an <eyk> und <äp>; sie kön­nen auch in das Verb auf das Modal­verb fol­gend ein­ge­fügt wer­den, damit das gan­ze Gefü­ge sinn­voll bleibt:

Ke tsun tìvawm käpivurakx, nì’aw tak­em sivi atan. Die Dun­kel­heit kann sich nicht selbst aus­trei­ben, nur das Licht möge dies tun.
Ke new läpivawk oe nul­krr. Ich möch­te nicht län­ger über mich reden.
Zene zeykivo poti tire­tul. Der Scha­ma­ne muss ihn heilen.

 

 

Was ist aber nun, wenn man das Gan­ze in kom­ple­xe­ren Sät­zen (mit Fall­endun­gen usw.) anwen­den möch­te? Nun ja, da kom­men eini­ge beson­de­re Regeln für Modal­verb-Kon­struk­tio­nen hin­zu, die man ver­in­ner­li­chen und beach­ten soll­te. (Für detail­lier­te­re Infos auf Eng­lisch dazu, lest euch ger­ne Karyu Pawls Blog­post dazu durch: http://naviteri.org/2011/03/word-order-and-case-marking-with-modals/)

Die gene­rell bevor­zug­te und emp­foh­le­ne Satz­stel­lung für Modal­kon­struk­tio­nen mit L&T-Endungen sieht wie folgt aus:

Ich möch­te Tey­lu essen. Oe new yivom tey­lut.
(S vm. v. O / Sub­jekt Modal­verb Verb Objekt)

Hier wird das L, was eigent­lich an oe ange­hängt wer­den müss­te, weg­ge­las­sen - und das ist gram­ma­ti­ka­lisch kor­rekt so, denn Modal­kon­struk­tio­nen in die­ser Satz­stel­lung erlau­ben bzw. erfor­dern dies sogar.

Genau­so mög­lich und weit akzep­tiert bzw. noch mehr bevor­zugt ist aber auch fol­gen­de Stellung:

Ich möch­te Tey­lu essen. Oel tey­luti new yivom.
(S O vm. v. / Sub­jekt Objekt Modal­verb Verb)

Ande­re Stel­lun­gen sind natür­lich auch mög­lich, aber je nach­dem weni­ger bis gar nicht akzep­ta­bel (soll hei­ßen, Na’­vi wür­den dar­über wahr­schein­lich die Nase rümp­fen). Bleibt also vor­zugs­wei­se bei den bei­den oben ste­hen­den Satzstellungen.
Öfters wird auch das Sub­jekt zwi­schen Modal­verb und dazu­ge­hö­ri­ges Verb gepackt, wie z.B. in New oe yivom tey­lut. Dabei wird wie im ers­ten Bei­spiel die­ses Abschnitts kei­ne L-Endung angehängt.

 

Modal­ver­ben und Verneinung

In der letz­ten Lek­ti­on zu Modal­ver­ben haben wir uns auch kurz mit der „Extra­wurst namens zen­ke” beschäf­tigt und auch da haben wir ke bereits gese­hen. Ver­nei­nung im Zusam­men­hang mit Modal­ver­ben ist rela­tiv span­nend und erlaubt einem fei­ne Nuan­cen in Bedeu­tung bis hin zu kom­plett umge­kehr­ten Bedeu­tun­gen auszudrücken.

Bei die­ser spa­ßi­gen Ange­le­gen­heit hat man zwei fixe Scha­blo­nen zur Auswahl:

  1. Modal­verb ke V<iv>erb
  2. Ke Modal­verb V<iv>erb

Ein­mal steht ke vor dem Pär­chen aus Modalverb+Verb und ein­mal mit­ten­drin. Bei bei­den Vari­an­ten brauch man aber den­noch immer <iv> im Verb nach dem Modal­verb, so wie wir es in der letz­ten Lek­ti­on gelernt haben. Jeden­falls sind bei­de Vari­an­ten zuläs­sig und kön­nen nur mini­mal unter­schied­lich oder kom­plett ver­schie­den in Bedeu­tung und Über­set­zung sein. Das liegt dar­an, dass ent­we­der die ers­te oder die zwei­te Hand­lung ver­neint wird, was unter­schied­li­che Resul­ta­te haben kann, die für das deut­sche Hirn teils etwas schwer ver­ständ­lich sein kön­nen, zumin­dest auf dem ers­ten Blick (weil unse­re Art der Ver­nei­nung im Ver­gleich so vage ist) - ver­glei­chen wir mal:

 

1. Modal­verb ke V<iv>erb

Schon bei zen­ke haben wir das sehen kön­nen, denn zen­ke stammt von zene ke ab. Obacht, man darf das, was mit zen­ke gemacht wur­de (Zusam­men­zie­hen), nicht ein­fach mit ande­ren Modal­ver­ben + ke machen. Zen­ke ist und bleibt eine Extra­wurst unter den Modal­ver­ben. Na ja, genug zu zen­ke. New oder nul­new sind in die­ser Kon­struk­ti­on oft schwie­rig bzw. sehr schwam­mig oder nicht ein­deu­tig genug.

Bei­spie­le:

  1. Nga zene ke kivä. Zenke kivä. Du darfst/musst nicht gehen. (Du hast dir z.B. das Bein gebro­chen und darfst nicht gehen/laufen.)
  2. Oe fmi ke pivllt­xe nìNa’­vi. Ich ver­su­che nicht auf Na’­vi zu spre­chen. (z.B. weil nicht jeder um mich her­um Na’­vi ver­steht und da ich nicht unhöf­lich sein möch­te, spre­che ich statt­des­sen z.B. Englisch.)
  3. Po kom ke tiva­ron. Er wagt es nicht zu jagen. (
  4. Po tsun ke yivom. Er kann nicht essen. (er könn­te essen, macht aber z.B. einen Hun­ger­streik aus frei­en Stü­cken; oder er hat gera­de geges­sen und ist satt und kann daher wäh­len, nicht mehr zu essen.)
  5. Po var ke sliv­ele. Er führt fort nicht zu schwim­men. (z.B. gefällt es ihm sich vom Was­ser trei­ben zu las­sen und düm­pelt lie­ber so daher anstatt sei­ne Kraft zu verschwenden.)
  6. Oe new ke rivol. Ich möch­te nicht sin­gen. (Hmm… irgend­wie… hä?! In Bedeu­tung irgend­wie iden­tisch mit dem Gegen­bei­spiel unten, oder?)

2. Ke Modal­verb V<iv>erb

Zum Ver­gleich:

  1. Nga ke zene kivä. Du musst nicht gehen. (z.B. weil denkst du müss­test gehen, aber du ger­ne hier­blei­ben darfst.)
  2. Oe ke fmi pivllt­xe nìNa’­vi. Ich ver­su­che nicht auf Na’­vi zu spre­chen. (z.B. weil ich nicht ger­ne auf Na’­vi spre­che, oder ich ver­mei­de es so gut es geht, oder ich bin ein­fach faul und anstatt das Spre­chen zu üben, mache ich lie­ber ande­re Dinge.)
  3. Po ke kom tiva­ron. Er wagt es nicht zu jagen. (
  4. Po ke tsun yivom. Er kann nicht essen. (z.B. weil es ihm phy­si­ka­lisch oder gesund­heit­lich nicht mög­lich ist.)
  5. Po ke var sliv­ele. Er führt nicht fort zu schwim­men. (z.B. weil er kein Bock oder kei­ne Kraft mehr hat.)
  6. Oe ke new rivol. Ich möch­te nicht sin­gen. (z.B. weil ich nicht gut sin­gen kann und mich nicht bla­mie­ren möchte.)
Die 2. Vari­an­te war übri­gens lan­ge Zeit (ca. 9 Jah­re) die ein­zig zuläs­si­ge - und daher wer­det ihr zum Groß­teil nur dazu Bei­spie­le fin­den. Die ers­te Vari­an­te wur­de erst vor kur­zem (im Juli 2019) von KP als gül­tig und zuläs­sig erklärt und ist daher gera­de erst „im Kom­men” und teils aus (Un-)Gewohnheit ein­fach (noch) nicht so beliebt wie die zwei­te. Aber bei­de Vari­an­ten haben ihre Daseins­be­rech­ti­gung sowie ihre ganz eige­nen Vor- und Nach­tei­le. Wel­che ihr lie­ber ver­wen­det kann von Situa­ti­on zu Situa­ti­on schwan­ken und auch wenn dies hier auf den ers­ten Blick etwas ver­wir­rend bzw. viel­leicht sogar „klein­lich” erscheint, so ist es doch den­noch schön, solch Frei­heit im Bezug auf Aus­drucks­mög­lich­kei­ten zu haben, oder? ;)

 

 

Die Extra­wurst namens zen­ke

Mal davon ab, dass zen­ke umgangs­sprach­lich bzw. gene­rell eher zeng­ke aus­ge­spro­chen wird, zickt es etwas rum, wenn man Infi­xe in die­ses Modal­verb packen möchte.

Ursprüng­lich stammt zen­ke von fol­gen­der Kon­struk­ti­on ab: zene ke (2. Verb), zum Bei­spiel zene ke kivä („… darf nicht gehen”). Zene und ke wur­den also ein­fach zuerst zu zene­ke und dann zu zen­ke zusam­men­ge­zo­gen.
Dies ist des­we­gen rele­vant, weil aus zen­ke wie­der zene­ke wird (das weg­ge­las­se­ne zwei­te e schleicht sich also wie­der zurück ins Wort), sobald man <ats> oder <uy> in die­ses Modal­verb ein­fügt (da sich dadurch ille­ga­les Kon­son­tan­ten­cha­os ver­mei­den lässt [ts+k, y+k]):
zen­ke + <ats> = zenatseke
zen­ke + <uy> = zen­uyeke

Dies gilt aber nur für die­se bei­den Infi­xe, bei allen ande­ren ver­hält sich zen­ke mehr oder min­der ent­spre­chend vorhersehbar:
zen­ke + z.B. <ol> = zolenke
zen­ke + z.B. <äng> = zenängke
zen­ke + z.B. <ay> + <ei> = zayeneike
Und noch­mal das Bei­spiel von oben:
zen­ke + z.B. <ol> + <äng> = zolenängke

Die zwei­te Infix­poi­si­ti­on bei zen­ke ist also nicht zenk<2>e, son­dern zen<2>ke, weil das Usprungs­verb zene (zen<2>e + ke) ist.
Noch­mal mit allen Infix­po­si­ti­ons­grup­pen: z<0><1>en<2>ke.

 

 

Übung III:

Wel­che Version/en ist/sind korrekt?

1. Sie ist schüch­tern, daher kann sie nicht vor Leu­ten singen.
  1. Po lu na loreyu ‘awn­am­pi, taf­ral ke tsun rivol eo sute.
  2. Po lu na loreyu ‘awn­am­pi, taf­ral ke new rivol eo sute.
  3. Po lu na loreyu ‘awn­am­pi, taf­ral ke tsun rol eo sute.
2. Ver­such (das) acht Mal schnell zu sagen!
  1. May’ pivllt­xe alo avol nìwin!
  2. Var pivllt­xe alo avol nìwin!
  3. Fmi pivllt­xe alo avol nìwin!
3. Die Scha­ma­nin muss die­ses Omen deuten.
  1. Tsa­hìkìl fìaun­gia­ti zene ralpiveng.
  2. Tsa­hìk zene fìaun­gia­ti ralpiveng.
  3. Ral­pi­veng zene tsa­hìk fìaungiati.
4. Ich wür­de es bevor­zu­gen allei­ne zu essen.
  1. Oe nul­ni­vew yivom le’awtu.
  2. Oe nul­ni­vew yivom nì’awtu.
  3. Oe nivul­new yivom nì’awtu.
5. Er hat abge­lehnt mit mir zusam­men zu arbeiten.
  1. Sto­lo po oehu ‘awsi­t­eng tìkang­kem sivi.
  2. Po sto­lo tìkang­kem sivi oehu ‘awsi­t­eng.
  3. Sto­lo tìkang­kem sivi ‘awsi­t­eng oehu po.
6. Wenn sich ein Ikran mit einer Per­son ver­bin­det, hört er auf wild zu sein.
  1. Ikranìri krra hu tute tsa­heyl si, txey livu yrr.
  2. Ikranìri krra hu tute tsa­heyl si, ftang livu yrr.
  3. Krra tute­hu tsa­heyl si ikran, ftang livu yrr.
7. Ich hat­te gera­de beab­sich­tigt ihn zu töten.
  1. Pot oel vìmar tspivang.
  2. Pot oel kìman tspivang.
  3. Pot oel nìmew tspivang.
8. Nachts beginnt der Wald durch Bio­lu­mi­nis­zenz zu leuchten.
  1. Na’rìng sngä’i nivrr txon­krr syuratanfa.
  2. Na’rìng tsyul nivrr txon­krr syuratanfa.
  3. Na’rìng sngä’i nrr txon fa syuratan.