Die Mehrzahl-Präfixe
Die Na’vi nehmen das mit der Mehrzahl viel genauer als wir Menschen. Wir unterscheiden dazwischen, ob es z.B. nur ein Ding (Singular, Einzahl) ist oder mehr als eins (Plural, Mehrzahl). Die Na’vi unterscheiden dagegen dazwischen, ob man von einem Ding, zwei Dingen, drei Dingen oder vier (oder mehr) Dingen spricht. Im Zusammenhang mit der Sprache der Blauen werden diese Formen generell Singular (1, „Einzahl”), Dual (2, „Zweizahl”), Trial (3, „Dreizahl”) und Plural (4+, „Mehrzahl”) genannt.
Der Plural verändert Substantive auch im Deutschen, aus einem Vogel werden mehrere Vögel. Aus einem Buch werden mehrere Bücher. Na’vi macht das ein wenig anders, und zwar indem die Mehrzahlformen vor ein Substantiv „getackert” werden (sogenannte „Präfixe”):
SINGULAR | DUAL | TRIAL | PLURAL |
mikyun das Ohr |
memikyun zwei Ohren |
pxemikyun drei Ohren |
aymikyun vier oder mehr Ohren |
atokirina’ Saat des großen Baumes |
meatokirina’ | pxeatokirina’ | ayatokirina’ |
ikran Banshee |
meikran | pxeikran | ayikran |
Übung I:
Falscher Shortcode initialisiert
Lenition / Lenierung / Lenisierung
„Ja, was denn nun? Lenition, Lenierung oder Lenisierung?!” - Nun, im Englischen ist von „lenition” die Rede, im Deutschen ist eigentlich „Lenisierung” der korrekte Begriff, jedoch hat sich „Lenierung” im Kreis der Na’vi-Lernenden irgendwie eingebürgert. Gemeint ist ein und dasselbe:
Warum ich das anspreche? Nun, die Mehrzahlbildung kann dieses Phänomen hervorrufen.
Habt ihr euch noch nicht gewundert, warum es po in der Einzahl, aber (ay)fo in der Mehrzahl heißt?
Das passiert, weil aus P ein F wird - dank Lenition. Diese tritt aber nur bei folgenden Konsonanten auf:
’ K KX P PX T TS TX
Durch diese Erweichung mutieren diese Konsontanten also quasi zu ihrer jeweils schwächeren bzw. weicheren Variante: ’ wird einfach weggelassen, aus K wird ein H, aus KX ein K, aus P ein F, aus PX ein P, aus T und TS ein S, aus TX ein T.
Hier nochmal etwas übersichtlicher:
’ | → | ‘angtsìk → meangtsìk, pxeangtsìk, (ay)angtsìk | |
K | → | H | karyu → meharyu, pxeharyu, (ay)haryu |
KX | → | K | kxutu → mekutu, pxekutu, (ay)kutu |
P | → | F | payoang → mefayoang, pxefayoang, (ay)fayoang |
PX | → | P | pxawpa → mepawpa, pxepawpa, (ay)pawpa |
T | → | S | tute → mesute, pxesute, (ay)sute |
TS | → | S | tsam → mesam, pxesam, (ay)sam |
TX | → | T | txe’lan → mete’lan, pxete’lan, (ay)te’lan |
Lenition taucht nicht nur bei der Pluralbildung auf, sondern auch bei einigen Adpositionen. Sie lenieren nicht nur Substantive, sondern u.U. auch Adjektive. Diesem Thema widmen wir uns aber erst später.
Der doppelte Plural
Was hiermit gemeint ist, lässt sich am besten erst einmal mit einem Beispiel veranschaulichen:
Lu (ay)sawtute wätu apxul - Die Himmelsmenschen sind ein eindrucksvoller Gegner.
Lu (ay)sawtute aywätu apxul - Die Himmelsmenschen sind eindrucksvolle Gegner.
Doppelter Plural deswegen, weil sawtute, die Himmelsmenschen, ja bereits in den Plural gesetzt wurde - und dann die Frage im Raum steht, ob man nun den Gegner, wätu, ebenfalls in den Plural setzen sollte oder nicht. Nun, wie sich der Übersetzung bereits entnehmen lässt, gibt es da einen kleinen, aber feinen Bedeutungsunterschied:
Lu (ay)sawtute wätu apxul sagt aus, dass die Himmelsmenschen als Ganzes einen eindrucksvollen bzw. imposanten Gegner darstellen.
Lu (ay)sawtute aywätu apxul hingegen meint, dass jeder einzelne Himmelsmensch an und für sich einen imposanten Gegner abgibt.
Das logische Konzept dahinter dürfte im Deutschen wie in der blauen Sprache Sinn ergeben und nachvollziehbar sein, kefyak?
Übung II:
Falscher Shortcode initialisiert
Übung III:
Falscher Shortcode initialisiert
Vokabeln: olo’eyktan = Klanführer; ultxa si = (sich) treffen (geplant); sì = und (Aufzählung von Dingen/Handlungen); pängkxo = sich unterhalten, quatschen, plaudern; new = wollen, möchten; ‘eko = angreifen, attackieren; tsray = das Dorf; trram = gestern; txele = die Angelegenheit, das Thema; teri = über, betreffend; tawtute = Himmelsmensch; meoauniaea = Harmonie, das Leben in Balance mit der Natur; txung = stören, unterbrechen, sich auf etwas negativ auswirken.
Übung IV:
Falscher Shortcode initialisiert
Übung V:
Kreuzworträtsel-Attacke! (ay- wird nicht weggelassen! Wenn zwei Ziffern in einem Feld stehen, ist die erste Ziffer waagerecht, die zweite senkrecht.)
[game-crossword id=„6019” ]
Werden - slu
Wir haben jetzt schon einige hilfreiche essentielle Verben kennen gelernt, z.B. lu oder tok und so weiter. Ein weiteres, was man auch am Anfang häufiger gebrauchen könnte ist „werden”. Das Schöne daran ist, dass es eigentlich fast genau so wie in der deutschen Sprache funktioniert:
Oe slu taronyu. Ich werde (ein) Jäger.
Nga tsawl slu. Du wirst groß. = Du wächst.
Das funktioniert wunderbar und ist herrlich einfach, nicht wahr? Dank der hier verwendeten Personalpronomen „ich” oder „du”, gibt es da auch keine Gefahr für Verwirrung oder Unklarheit.
Was ist aber, wenn ich folgendes sagen möchte?
Tsamsiyu slu taronyu. Der Krieger wird Jäger. Oder… Der Jäger wird Krieger.
Denkt dran, Na’vi haben eine freie Wortstellung, daher kann es beides heißen. Und weil es beides heißen kann, kann das für Verwirrung sorgen. Diese Gefahr ist meistens dann gegeben, wenn man zwei gleichwertige Wortklassen (also z.B. Substantiv + Substantiv oder Pronomen + Pronomen) mit slu verwendet, wie das hier in dem Satz gemacht wurde.
Um diese Verwirrung gar nicht erst aufkommen zu lassen, haben wir für solche Fälle ein kleines Wörtchen, welches wir in dem Satz verbauen können: ne („zu, nach, bis”). Dabei wird es vor dem „Ergebnis” platziert, wozu das „Ausgangswort” wird:
Tsamsiyu slu ne taronyu. Der Krieger wird zum Jäger.
Ne tsamsiyu slu taronyu. Der Jäger wird zum Krieger.
Verwirrung und Missverständnisse ausgeschlossen!
Übung VI:
Falscher Shortcode initialisiert