Was, das waren noch nicht alle Infixe? Denkste, noch lange nicht! Wir haben noch einige andere Infixe, die neben den Zeitinfixen sehr oft verwendet werden - und dann noch einige, die eher seltener gebraucht werden. Keine Angst, am Ende dieser Lektion findet ihr der Übersicht halber nochmal eine Liste aller Infixe.
Für diese Lektion werden wir wohl eine Weile brauchen, aber das ist vollkommen ok.
Na dann, lasst uns uns gemeinsam durch die restlichen Infixe und ihre Verwendungsmöglichkeiten durchwühlen!
<ol> & <er> | <iv> | <eyk> & <äp> | <ei> & <äng> | <us> & <awn> | <ats> | <uy> | <ìsy> & <asy>
Kombinationsinfixe <imv> <ìyev> <iyev>, <irv> <ilv>, <arm> <ìrm> <ìry> <ary> <alm> <ìlm> <ìly> <aly>
Stimmungs-Infixe (Mood) <ei> + <äng> - Position <2>
Nicht nur die Ohren und auch der Schwanz der Na’vi können sprechen, auch haben unsere blauen Lieblinge die Angewohnheit, Stimmungen und Gefühle direkt zu verbalisieren, in dem sie z.B. eigens dafür vorgesehene Infixe in Verben einfügen.
Diese beiden Infixe, <ei> und <äng>, spiegeln die Stimmung des Sprechenden wieder (im Bezug auf das Verb bzw. die Handlung). <ei> steht für positive Stimmung, <äng> für negative, fast sogar wie eine Art gesprochener Smiley, quasi oder .
Dies wird am besten durch Beispiele deutlich:
Trram awnga tareion. Gestern jagten wir (und ich freue mich darüber ).
‘ite tsmukeyä oeyä numeie nìltsan! Die Tochter meiner Schwester lernt gut (und ich freue mich darüber )!
Srungìri irayo seiyi! Ich danke für die Hilfe !
Sawtutel kelutralit ska’änga. Die Himmelsmenschen zerstören den Heimatbaum (und ich finde das beschissen ).
Ninat to Neytiri rängol nìltsan. Ninat singt besser als Neytiri (und ich finde das nicht gut ).
Palukantsyìp oeyä tolerkängup. Meine Katze ist gestorben .
In Lektion 12 wurde erwähnt, dass auch si gerne mal rumzickt, vor allem im Zusammenhang mit den Stimmungs-Infixen:
- si + ei = seiyi - nicht
seii; zwei aufeinanderfolgende i müssen hier auseinandergehalten werden, weswegen ein y eingefügt wird. - si + äng = sängi oder sengi; ist letzten Endes Präferenz, welche Version man bevorzugt.
Gleiches passiert bei Verben, die an entsprechender Stelle ein kurzes ì vorweisen; da das lange i und das kurze ì klanglich so nah beieinander liegen, müssen auch sie durch ein y auseinander gehalten werden. Beispiel:
tìng - teiyìng.
Ähnliches passiert auch z.B. beim Verb nrr + <ei>, auch hier muss ein y eingefügt werden, weil LL und RR immer nur nach Konsonanten auftreten können. Also: nrr + <ei> = neiyrr.
Zwei Magier, die aus Verben Adjektive machen (Partizip aktiv & passiv) - <us> & <awn> - + Substantivierung - Position <1>
Wir kennen dieses grammatikalische Phänomen auch aus dem Deutschen:
Die Katze schläft. Die schlafende Katze.
Mein Bruder isst. Mein essender Bruder.
(aktiv)
Der Yerik wird gejagt. Der gejagte Yerik.
Die Teylu werden gekocht. Die gekochten Teylu.
(passiv)
Im jeweils zweiten Satz je Beispiel wurde aus dem Verb ein Adjektiv gemacht, welches das Substantiv direkt beschreibt (wie Adjektive das nunmal so machen, hrh).
Auf Na’vi sähe das Ganze wie folgt aus (nicht vergessen, dass Adjektiven ein -a- angehängt wird):
Palukantsyìp hahaw. Husahawa palukantsyìp.
Oeyä tsmukan yom. Oeyä tsmukan ayusom.
<us>
Yerikit fkol taron. Yerik atawnaron.
Seyluti fkol ‘em. ‘awnema seylu.
<awn>
Zusammen mit si-Verben wird’s etwas interessanter. Da zieht man beide Teile des si-Verbs zusammen, fügt im si-Teil <us> ein und hängt das a dran:
lrrtoksusia tute (lrrtok-susi-a tute) - die lachende Person
Nicht vergessen, <awn> geht hier nicht, weil si-Verben intransitiv sind
Substantivierung
<us> wird zusammen mit tì- zudem hin und wieder auf eine andere Weise verwendet; damit kann man aus Verben Substantive machen (man sollte dies aber nur tun, wenn es [noch] kein passendes Substantiv gibt oder je nach Satz/Kontext das tì-+<us>-Substantiv besser passen würde).
Das Ganze verhält sich dann wie folgt:
slele - schwimmen | → | tì-sl<us>ele - tìslusele - das Schwimmen |
inan - lesen | → | tì-<us>inan - tìusinan - das Lesen |
‘em - kochen | → | tì-’<us>em - tì’usem - das Kochen |
wem - kämpfen | → | tì-w<us>em - tìwusem - das Kämpfen (nicht: der Kampf) |
tul - rennen | → | tì-t<us>ul - tìtusul - das Rennen (der Vorgang, nicht der Wettkampf!) |
‘eyng - antworten | → | tì-’<us>eyng - tì’useyng - das Antworten (Achtung: tì’eyng = die Antwort!) |
taron - jagen | → | tì-t<us>aron - tìtusaron - das Jagen (Achtung: sätaron oder tìtaron = die Jagd!) |
Diese Form der Substantivierung kann man übrigens nicht auf si-Verben anwenden. Mehr zu diesem Thema und generell dem Thema „Substantive” gibt’s in Lektion 24.
Infix für Vermutungen/Schlussfolgerungen <ats> - Position <2>
Ich finde, dass <ats> viel zu selten verwendet wird. Dabei ist es ein solch praktisches Infix! Aber ich muss gestehen, dass ich es selbst wesentlich häufiger anwenden könnte und sollte. Lasst uns also <ats> kennenlernen und uns am besten gleich zur Gewohnheit machen es möglichst häufig zu verwenden
<ats> gibt Vermutungen oder (aufgrund von Infos getroffene) Schlussfolgerungen wieder. Hier ein paar Anwendungsbeispiele:
Pol fìtsengit ke tok. Tafral tsrayti tatsok. Er ist nicht hier. Daher ist er bestimmt im Dorf.
Sivunatsu ngar tsamiktsang. Dir würde jener Ohrring sicher gefallen.
Fpìrmìl oel futa nga natsew tsive’a fì‘ut. Ich dachte mir eben, dass du dies sehen wollen würdest.
Srung satsi frapor. (Dies) dürfte allen helfen.
Poan yawne latsu poeru nìlam. Allem Anschein nach liebt sie ihn.
<ats> kann außerdem im Zusammenhang mit „Vermutungsfragen” verwendet werden. Bei solchen Fragen setzt der Fragende voraus, dass er selbst die Antwort nicht kennt, und der Gefragte ebenfalls nicht.
Tsa’u latsu peu? Was zur Hölle ist das?
Pol pesenget tatsok? Wo zum Henker kann sie nur sein? / Wo zur Hölle ist sie?
Srake pxefo li polähatsem? Ich frage mich, ob die drei bereits angekommen sind.
Lesar leiu, kefyak?
Das zeremonielle Infix <uy> für besondere Anlässe - Position <2>
Dieses Infix kommt von allen sicherlich am seltensten vor. Im Film sind wir genau ein Mal begegnet, aber da man generell nur selten wirklich zeremonielle, hochgestochene und formale Sprache verwendet, ist es für den Alltagsgebrauch eigentlich zu vernachlässigen.
Nachfolgend ein Textbeispiel aus dem Film.
Eytukan zu Jake nach der Traumjagd-Zeremonie (uniltaron):
„Ngenga ‘itan Omatikayaä luyu set. Na’viyä luyu hapxì.” Du bist jetzt ein Sohn der Omatikaya. (Du) bist ein Teil der Na’vi.
Ngenga ist die förmliche/zeremonielle Form von nga; ohe ist die förmliche/zeremonielle Form von oe. Diese beiden speziellen Personalpronomen (und ihre „Geschwister”, oheng, sowie ihre Abwandlungen, z.B. ohengeyä) sieht man am wahrscheinlichsten im Zusammenhang mit <uy>.
Mehr zu diesem Thema gibt’s in Lektion 33.
Übersicht aller Infixe nach ihrer Position im Verb
Anzahl der Infixe in toto: 30 (<äpeyk> nicht mitgezählt) … … Puh. Eine ordentliche Menge, die es erst mal ins Hirn zu prügeln gilt. Aber wie gesagt, nicht alle Infixe in dieser Lektion hier finden häufig Anwendung. Die wichtigsten hier sind wohl <ol>, <er> und <iv>. Nicht unwichtig sind auch <eyk> und <äp>. Danach vielleicht noch <ìsy>/<asy> und <ats>. Das sollte für die Infix-Grundausstattung, neben den Zeitinfixen, erst einmal reichen.
Übung I:
Welche Übersetzung/en ist/sind korrekt?
1. Wenn du morgen aufwachst, werden Zaza und ich bereits in den Wald gegangen sein.
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2. Wenn ich besser aufgepasst hätte, wäre mein Freund nicht verwundet!
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3. Mir würde es gefallen mit dir schwimmen zu gehen.
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4. Du hast das Fleisch gekocht, während ich am schlafen war.
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5. Hab’ keine Angst. Einen Ikran zu fliegen wird dir sicher gefallen!
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6. Das Fleisch eines gejagten Yerik, welches zu lange Todesangst hatte, schmeckt scheußlich. Deine Art zu Jagen muss besser werden.
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7. Ich hab’ tierische Kopfschmerzen. Geh mir nicht auf die Nerven!
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8. Während des Krieges gegen die Himmelsmenschen ist mein Bruder getroffen worden und von seinem Ikran gefallen.
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9. ‘ìkwey hat Tapiwa geheiratet, und ich finde das nicht toll.
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10. Morgen wirst du (zu meiner Freude) endlich ein Jäger werden.
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Übung II:
Übersetzt folgendes:
- Er wird das Talioang gejagt haben (und ich freue mich darüber).
- Während sie im Meer am schwimmen war, sah sie ein Ilu.
- Mäungea hatte mit ihrer Tochter im Wald anscheinend Früchte gesammelt.
- Taramirä veranlasst Oku’ dazu seiner (eigenen) Schwester zu helfen.
- Der Clanführer, Ekrol, hatte die Tsahìk dazu veranlasst, zu Eywa zu beten.
- Txo saronyu fliyevä, ftxozä sayeiyi awnga.
- Kekem a eltur tìtxen sirvi ke lolen ta hama alo a tolok fìtsengit oel.
- Tìleymìl tawnarona yayoä a nantangìl tolaron palulukanit ahusahaw tìtxen seykolängi.
- Torukìl Taruti teykolerkängup ulte tokxìt kllyayem tsahìkìl ayoeyä.
- Renal roleiun tskoti a Neotìl holängan.