(In)direkte Rede
Hier geht’s nun darum, wie man Gesagtes direkt zitiert („wörtliche Rede”, z.B.: Ich sagte: „Kein Alien darf hierher kommen.”) oder indirekt wiedergibt („indirekte Rede”, z.B.: Ich sagte, dass kein Alien hierher kommen darf.). Weiter unten geht’s um weitere Möglichkeiten, wie man Fragen stellen kann, auch zusammen mit der indirekten Rede.
san… sìk
Im Deutschen kennen wir indirekte Rede - wenn also etwas gesagtes durch eine andere Person wiedergegeben wird. In Na’vi kennen wir das genauso, allerdings wird es etwas anders gehandhabt. Beispiele:
Sie hat gesagt: „Ich gehe morgen nach Hause.”
Po poltxe san trray oe kä kelkune (sìk).
Ich habe gesagt: „Kein Traumwandler darf hierher kommen.”
Poltxe oe san zene kea uniltìranyu ke ziva’u fìtseng (sìk).
San & sìk sind gesprochene Anführungszeichen; san markiert den Anfang eines Zitats, sìk das Ende.
Sìk kann man aber auch fallen lassen, sofern das Ende der indirekten Rede bzw. des Zitats gleichsam auch das Ende des allgemeinen Satzes/Textes ist. Wenn jedoch ein weiterer Satz, der nicht Teil des Zitats ist, direkt auf das Zitat folgt, muss das Zitat mit sìk geschlossen werden, um dessen Ende klar zu machen:
Neytiri hat gefragt: „Du wusstest, dass dies geschehen würde?” - und Jake antwortete: „ja”.
Neytiri polawm san ngal olomum futa tsaw lirven srak sìk - ulte Tsyeyk ‘oleyng san srane.
Hier nochmal mal ein Mix aus san… sìk und nur san:
Mo’at poltxe san fkol pole’un fì’ut sìk ulte Neytiri loleym san Oeru pelun? Ke lu muiä! Wiya!
San darf man nur dann fallen lassen, wenn die wörtliche Rede am Anfang eines Satzes gestellt und mit sìk entsprechend beendet wird. Dabei muss „Person sagt/fragt/ruft/etc.” aber weiterhin am Anfang des Satzes stehen, wenn auch „unsichtbar”:
(Po poltxe san) Trray oe kä kelkune sìk.
(Poltxe oe san) Zene kea uniltìranyu ke ziva’u fìtseng sìk.
(Po poltxe san) Frawzo sìk, slä oel pot ke spaw.
Dies ist immer dann zu empfehlen, wenn auf die wörtliche Rede weitere Nebensätze o.ä. folgen und der einleitende Teil („wer spricht / fragt / ruft?”) aus dem Kontext heraus klar wird, so wie im dritten Beispiel, „Frawzo sìk, slä oel pot ke spaw”.
Am häufigsten kommen san & sìk zum Einsatz, wenn Wörter wie plltxe, pawm, ‘eyng, mllte oder leym verwendet werden. Beachtet hierbei, dass selbst bei transitiven Verben vor san keine Fallendungen verwendet werden: Po poltxe san…, poltxe oe san…, Neytiri polawm san… usw.
Li melo poltxe nga san kawkrr tsakem ke sasyi nìmun sìk, slä tsalsungay tsakem solängi nìmun pak.
fayluta / fmawnta / teyngta
Statt san… sìk kann man auch eine „traditionelle” Konstruktion mit Fallendungen verwenden, wie mit fayluta. Dieses Wort wurde zusammengezogen aus faylì’ut a, „diese Wörter, welche (sind)” und verhält sich wie futa, nur eben für Worte und nicht „dieses Ding, welches ist…”.
san… sìk sollte immer die erste Wahl für indirekte Rede sein, für die direkte Rede geht aber auch fayluta.
Indirekte Rede wäre etwas wie:
Sie sagte, sie wolle morgen nach Hause gehen.
Direkte Rede gibt hingegen immer den genauen, gesagten Wortlaut wieder, also etwas wie:
Sie sagte: „Ich will morgen nach Hause gehen”.
Nehmen wir mal die Beispielsätze von oben und tauschen san… sìk gegen die fayluta-Schablone aus:
Pol poltxe fayluta trray oe kä kelkune.
Sie hat gesagt, sie wolle morgen nach Hause gehen. / Sie hat gesagt: „Ich gehe morgen nach Hause.”
Wörtlich: Sie hat gesagt diese Wörter welche sind: Morgen will ich nach Hause gehen.
Poltxe oel fayluta zene kea uniltìranyu ke ziva’u fìtseng.
Ich habe gesagt, kein Traumwandler dürfe hierher kommen. / Ich habe gesagt: „Kein Traumwandler darf hierher kommen.”
Wörtlich: Ich habe diese Wörter gesagt, welche sind: Kein Traumwandler darf hier(her) kommen.
Fayluta kann man aber eigentlich nur im Zusammenhang mit plltxe verwenden, bei anderen Worten funktioniert dies nicht mehr so wirklich:
Mo’atìl poltxe fayluta fkol pole’un fì’ut ulte Neytiri loleym san Oeru pelun? Ke lu muiä! Wiya!
Bei peng und stawm können wir fmawnta verwenden. Dieses Wort wurde zusammengezogen aus fmawnit a, „die Nachricht/Neuigkeit, welche ist…”
Achtet auch hierbei auf die entsprechenden Fallendungen vor fmawnta:
Stolawm oel fmawnta fo new hivum.
Ich habe gehört, dass sie gehen wollen.
Wörtlich: Ich habe die Neuigkeit gehört welche ist: Sie wollen gehen/verlassen.
Ngal poleng oer fmawnta po tolerkup.
Du hast mir gesagt/berichtet, dass er gestorben sei.
Wörtlich: Du hast mir berichtet die Neuigkeit, welche ist: Er ist gestorben.
Und dann gibt es noch teyngta. Dieses Wörtchen wurde zusammengezogen aus tì’eyngit a, „die Antwort, welche ist…”
und wird für Fragen (mit -pe+) innerhalb der (in)direkten Rede verwendet:
Volin oel teyngta Neytiri kä pesengne.
Ich habe gefragt wohin Neytiri geht/gehen würde.
Wörtlich: Ich habe die Antwort erbeten wohin Neytiri geht.
Ke omum oel teyngta fo kä pesengne.
Ich weiß nicht wohin sie gehen. / Ich kenne die Antwort nicht (auf die Frage) wohin sie gehen.
Fmoli oeyktivìng pol teyngta pelun tolätxaw kelutralne.
Sie hat versucht zu erklären, warum sie zum Heimatbaum zurückgekehrt ist.
Teyngta gibt es auch noch in der Ausführung mit der L- statt der T-Endung: teyngla (tì’eyngìl a) - und ganz ohne Fallendung, teynga (tì’eyng a):
Teyngla pelun po srung ke soli oeti steyki.
Die Antwort auf die Frage warum sie nicht geholfen hat macht mich wütend.
Teynga lumpe fo holum ke lu law.
Es ist nicht klar warum sie gegangen sind.
Wörtlich: Die Antwort (auf die Frage) warum sie gegangen sind ist nicht klar.
Man kann teynga auch mit ftxey/ftxey bzw. ftxey/fuke verwenden (siehe Lektion 23):
Iknimayari po sola, luke teynga ftxey emrivey ftxey tiverkup. Er hat sich Iknimaya gestellt, ohne die Antwort (auf die Frage zu wissen), ob er überleben oder sterben würde.
Iknimayari po sola, luke teynga ftxey emrivey fuke. Er hat sich Iknimaya gestellt, ohne die Antwort (auf die Frage zu wissen), ob er überleben würde oder nicht.
Weitere Fragen
Simple Fragen („Ja/Nein”, „W-Fragen”, „… oder nicht/nicht wahr?”) haben wir ja bereits kennen gelernt. Hier geht’s nun um zusätzliche Varianten.
Negative Fragen gibt’s ja auch noch… zumindest im Deutschen und Englischen. Im Deutschen beantwortet man sie meistens mit „doch” oder „nein”. Ein paar Beispiele von negativen Fragen (mit Kontext/Bedeutung in Klammern dahinter), damit klar ist von was hier die Rede ist:
Habe ich dich nicht gestern gesehen? (Ich sah jemanden, der dir verdammt ähnlich war… das warst doch du, oder nicht?)
Bist du nicht hungrig? (Du hast lange nichts gegessen, also musst du hungrig sein, oder nicht?)
Schämt er sich nicht? (Dass er sich nicht dafür, was er getan hat, schämt, macht mich fassungslos.)
Auf Deutsch und Englisch sind das ziemlich einfache Angelegenheiten, da hier negative Aussagen einfach nur in negative Fragen umgewandelt werden, aber auf Na’vi lässt sich das so nicht anstellen, da wir für Fragen eben srak, kefyak oder -pe+ benötigen - ein einfach negierendes ke oder ähnliches reicht nicht aus. Wie transportiert man das also nach Na’vi?
Dafür bediene ich mich mal Karyu Pawls Worten zu diesem Thema (Quelle) und übersetze sie für euch einfach nur ins Deutsche:
„Nehmen wir einmal eine einfache positive Frage wie „Bist du John?” Was wird hier gefragt? Nun, der Sprecher nimmt die Aussage „Du bist John” und fragt nach Bestätigung dafür: Ist diese Aussage korrekt? Anders ausgedrückt, „Du bist John - richtig oder falsch?”
Falls es richtig ist, antwortet die andere Person mit „Ja”, was bedeutet „Die Aussage, über die du dich erkundigst, ist korrekt.” Eine vollständigere Antwort wäre, „Ja, ich bin John.”
Falls es falsch ist - falls die betreffende Person David und nicht John ist - ist die Antwort „Nein”, was bedeutet „Die Aussage, über die du dich erkundigst, ist nicht korrekt.” So weit, so gut.
Aber was passiert jedoch, wenn die Aussage, die in eine Frage umgewandelt wird, negativ ist? Zum Beispiel, „Du bist nicht John”, welche zu der negativen Frage „Bist du nicht John?” wird. Wenn wir der Analyse des ersten Abschnitts folgen, dann nimmt der Sprecher die Aussage „Du bist nicht John” an und fragt nach Bestätigung: „Du bist nicht John - richtig oder falsch?”
Eine Antwort mit „Ja” würde bedeuten, „Die Aussage, über die du dich erkundigst, ist korrekt - ich bin nicht John.”
Und „Nein” würde heißen, „Die Aussage, über die du dich erkundigst, ist falsch - ich tatsächlich John.”
Aber das ist nicht was Menschen normalerweise meinen, wenn sie solche Fragen stellen. Wenn der Sprecher jemanden fragt, „Bist du nicht John?” ist da eine bereits existierende Annahme, dass diese Person in der Tat John ist, und sie sucht nach Bestätigung für diese Annahme. „Ich glaube, dass du John bist. Das ist korrekt, nicht wahr?” Eine alternative Formulierung dieser Frage macht dies deutlicher: „Du bist John, nicht wahr?” In diesem Fall meint ein „Ja” als Antwort, „Deine bereits existierende Annahme ist korrekt. Ich bin John.” Und „Nein” als Antwort heißt „Deine bereits existierende Annahme ist falsch. Ich bin nicht John.” Und, schon verwirrt?
Ich freue mich berichten zu dürfen, dass bei Fragen auf Na’vi mit srak(e) solche bereits existierenden Annahmen gar nicht erst ins Spiel kommen und die Situation unkomplizierter ist. Soll heißen, eine Frage mit Srake [X] oder [X] srak, wobei X eine Aussage ist, fragt einfach nur danach, ob X wahr sei oder nicht. Dabei ist es egal, ob X eine positive oder negative Aussage ist. Eine Antwort mit srane bedeutet, dass X wahr ist. Kehe bedeutet, dass X nicht wahr ist. Die Frage impliziert dabei irgendwelche bereits existierenden Annahmen seitens des Fragenden. Zum Beispiel:
- Nga lu Txewì srak? bedeutet: „Bitte sage mir, ob die Aussage ‘Du bist Txewì’ wahr oder falsch ist.” Eine Antwort mit srane bedeutet „Ja, das ist wahr”. Kehe bedeutet „Nein, das ist nicht wahr”.
- Nga ke lu Txewì srak? bedeutet: „Bitte sage mir, ob die Aussage ‘Du bist nicht Txewì’ wahr oder falsch ist.” Genau wie oben bedeutet eine Antwort mit srane „Ja, das ist wahr. Ich bin nicht Txewì.” Kehe bedeutet „Nein, das ist nicht wahr. Ich bin in der Tat Txewì.”
Wie vermittelt man nun also die Idee der deutschen/englischen Frage „Bist du nicht Txewì?” mit ihrer bereits vorhandenen Annahme? Auf Na’vi wäre es schlicht und ergreifend „Nga lu Txewì, kefyak?” Dies ist genau gleich zur deutschen/englischen Version „Du bist Txewì, oder?” bzw. „Du bist Txewì - nicht wahr?”
Und wie im Deutschen/Englischen bedeutet eine Antwort mit srane „Deine bereits vorhandene Annahme ist korrekt - ich bin Txewì”, während kehe bedeutet „Deine bereits existierende Annahme ist falsch - ich bin nicht Txewì.””
Das heißt aber nicht, dass man nicht ke zusammen mit kefyak verwenden dürfte. Positive wie negative Fragen sind mit kefyak absolut machbar und gültig.
Ein Beispiel:
Du hast letzte Nacht geschlafen, nicht wahr?
Nga holahaw txonam, kefyak?
Du hast letzte Nacht nicht geschlafen, nicht wahr?
Nga ke holahaw txonam, kefyak?
„ODER-Fragen”… sind so eine Sache auf Na’vi. Dafür gibt es keine wirklichen Beispiele oder Regeln, wie man solche Fragen am besten stellen soll, zumal dafür keine hilfreichen Fragepartikel oder -wörter existieren. Und die brauch man ja eigentlich genau dafür, um deutlich zu machen, dass es sich bei einem Satz jetzt um eine Frage statt einer Aussage handelt - denn anhand von Wortstellung allein (wie im Deutschen oder Englischen), kann man das auf Na’vi nicht ausmachen.
Srake oder kefyak machen hier keinen Sinn, denn auf Fragen mit „oder” kann man ja schlecht mit „ja” oder „nein” antworten. -pe+ macht hier genau so wenig Sinn. Also, was tun?
Dafür verwenden wir einfach fu zwei Mal in einem Satz, und zwar wie folgt:
Aussage:
Nulnew oel teyluti fu veyti. Ich bevorzuge Teylu oder Fleisch.
Frage:
Nulnew oel fu teyluti fu veyti? Bevorzuge ich Teylu oder Fleisch?
Wenn man fu ganz normal, also einmal verwendet, bleibt es bei einer normalen Aussage, wie gewohnt und gehabt. Wenn man fu aber ein zweites Mal im Satz einbaut, und zwar direkt vor der ersten von zwei Optionen (hier also vor teylu), wird daraus automatisch eine „Oder-„Frage.
Dabei muss man aber zwischen Fragen, in denen eine Wahloption (ein Fall für 2x fu) verborgen ist und solche, bei denen dies nicht der Fall ist, unterscheiden:
Stellen wir uns mal vor, dass ich Abendessen gekocht habe. Jetzt gibt es Wahlmöglichkeiten zwischen Teylu oder Fleisch als Eiweißquelle und ich biete euch beide an, wählen müsst ihr. Ich frage also:
Nulnew ayngal fu teyluti fu veyti? Möchtet ihr lieber Teylu oder Fleisch? Option 1: Teylu, Option 2: Fleisch, bitte wählt eine davon.
Wenn ich jetzt aber gehört habe, dass die Mehrheit von euch tierisches Eiweiß ablehnt, sich also vegan ernährt, gehe ich ja von der Annahme aus, dass die meisten beide Optionen ablehnen werden. Wenn einer dennoch eine der tierischen Eiweißquellen wählt, frage ich vielleicht verwundert:
Srake nulnew ngal teyluti fu veyti? Möchtest du lieber Teylu oder Fleisch? Ist es wahr, dass du Teylu oder Fleisch lieber wollen würdest (anstatt Gemüse)?
Bei dieser Variante kommen ja wieder Annahmen und vorhandene Infos ins Spiel und demnach die Suche nach Bestätigung oder Ablehnung dieser Annahme, weswegen man hier wieder zu srake und nur 1x fu greift.
Die Wörtchen pawm und ‘eyng
Es ist transitiv, wird zumeist aber nur intransitiv verwendet.
Wenn es transitiv verwendet wird, dann immer nur mit der Frage, tìpawm, als Objekt (mit T-Endung) - andere Objekte kann pawm nicht haben:
Oel tìpawmti pawm. Ich frage eine Frage.
Wenn man für jemanden eine Frage hat, jemanden also eine Frage fragen möchte, hat man sie nicht für ihn, sondern von ihm:
Oel tìpawmti pawm ngata. Ich frage dich eine Frage. „Ich (er)frage eine Frage von dir”.
Txo nga ke ivomum, pawm oeta. Falls du (es) nicht weißt, frag mich.
Meistens sieht man pawm aber einfach nur in folgenden (intransitiven) Konstellationen:
Polawm po san Neytiri kä pesengne (sìk). Er hat gefragt, „Wohin geht Neytiri?”
Oder in der Kurzform:
Polawm po, Neytiri kä pesengne? Er hat gefragt, wohin Neytiri geht.
Verbunden mit ta aus dem ersten Beispielsatz zu pawm:
Polawm po oeta san Neytiri kä pesengne (sìk). Er hat mich gefragt, „Wohin geht Neytiri?”
Polawm po oeta*, Neytiri kä pesengne? Er hat mich gefragt, wohin Neytiri geht.
* = abgeleitet, aber unbestätigt
Wenn man nach etwas fragt bzw. um etwas bittet, ist statt pawm definitiv vin die bessere Wahl.
‘eyng hingegen ist intransitiv. Wie beantwortet man also Fragen? So:
Tìpawmìri po ‘eyng. Sie beantwortet die Frage.
‘eyng oeru set! Antworte mir jetzt!
Karyu ‘eyng sneyä aynumeyur. Der Lehrer antwortet seinen Schülern.