Fürwörter / Personalpronomen
Personalpronomen, hier oft auch nur Pronomen oder Fürwörter genannt, sind in jeder Sprache essentiell. Wie sonst sollte man zwischen „ich” und „du” unterscheiden?
Die Pronomen in Na’vi sind etwas komplizierter bzw. variantenreicher gestaltet als im Deutschen, da die Na’vi, wie wir ja bereits gelernt haben, mehrere Formen des Plurals haben und Unterschiede dazwischen machen, ob man z.B. die angesprochene Person in das „wir” mit einbezieht (inklusiv) oder nicht (exklusiv):
Einige dieser Personalpronomen haben wir auch schon gesehen. Im Grunde sind sie relativ logisch gestaffelt, aber ich weiß selbst, dass es ein wenig dauert, bis man sie verinnerlicht und vor allem auch den Unterschied zwischen „inklusiv” und „exklusiv” verstanden hat. Da hilft nur Übung, Wiederholung und zur Not Auswendiglernen.
Also, vor allem die Formen von „wir” werden darin unterteilt, ob ich die Person, mit der ich spreche („du”), in das „wir” mit einbeziehe oder eben daraus ausklammere.
Vielleicht macht es folgende Verbildlichung ja etwas klarer (oe, nga, po - oe ist der Blickwinkel / Sprecher und spricht die ganze Zeit mit nga):
Ein paar allgemeine Beispiele zur Unterscheidung der unterschiedlichen Formen von „wir”:
- Neytiri und Jake jagen im Wald. Sie treffen zufällig auf Tsu’tey und berichten ihm von ihrem Erfolg: „Moel yerikit tspolang.” Wir beide haben einen Yerik getötet.
Hier wird moe verwendet, weil Neytiri und Jake über sich selbst sprechen und Tsu’tey nicht in das „wir” mit einbeziehen - er war ja schließlich nicht am Jagderfolg beteiligt, sondern hört jetzt nur davon. Und natürlich rümpft er verächtlich die Nase.
- Ninat und Peyral sammeln zusammen mit fünf anderen Na’vi Feuerholz draußen vor dem Kelutral. Es wird langsam dunkel, daher sagt Ninat zu allen: „Sweylu txo set awnga tivätxaw.” Es wäre das beste, wenn wir jetzt zurückkehren würden.
Sie verwendet hier awnga, weil sie alle in der Gruppe anspricht und in das „wir” mit einbezieht.
- Mo’at und Eytukan sprechen darüber Neytiri und Tsu’tey miteinander zu verheiraten. Als Grace sich den beiden nähert, beenden sie das Gespräch plötzlich und unterbreiten Grace folgenden Vorschlag, um das Thema zu wechseln: „Pxoeng yom ko.” Lasst uns essen.
Sie verwenden pxoeng, weil sie Grace in das „wir” mit einbeziehen.
- Lìle’, Zaza und drei ihrer Freunde spielen zusammen, wie Kinder es nun mal gerne tun. Nguzan kommt auf sie zu und fragt, ob er mitspielen darf. Gemein, wie Kinder manchmal leider sind, brüllt Lìle’ ihm entgegen: „Kehe! Ke new ayoe uvan sivi ngahu pak!” Nein! Wir wollen nicht mit dir Blödmann spielen! - Nguzan legt die Ohren und den Schwanz an und trottet traurig davon.
Lìle’ hat hier ayoe benutzt, weil sie den armen Nguzan logischerweise nicht in das „wir” mit einbezogen hat.
Übung I:
Falscher Shortcode initialisiert
sì & ulte - „und”
Ich möchte euch erst mal zwei kleine nützliche Wörter vorstellen, die es uns erlauben entweder mehrere Dinge/Handlungen oder aber mehrere Sätze miteinander zu verbinden - sì und ulte. Beide bedeuten „und”.
Im Deutschen kennen wir nur ein „und”, Na’vi kennt allerdings zwei verschiedene, die in unterschiedlichen Situationen zum Einsatz kommen.
ulte
Es ist eine solche Konjunktion (conj. im Wörterbuch). Dieses Wörtchen verbindet mehrere Sätze miteinander.
Beispiele:
Trram oel mefayoangit syep ulte fìtrr mefoti yom. Gestern fing ich zwei Fische und heute esse ich sie.
Die erste Aussage/Idee ist, dass ich gestern zwei Fische gefangen habe. Die andere ist, dass ich sie heute esse. Beide Teilsätze, die mit „und” verbunden wurden, funktionieren auch alleine stehend („Gestern fing ich zwei Fische. Heute esse ich sie.”) - die Wahl fällt also auf ulte.
Oel ngati kameie, ma tsmukan, ulte ngaru seiyi irayo. Ich sehe dich, Bruder, und ich danke dir.
Dass ich meinen Bruder sehe ist die erste Idee/Aussage - dass ich ihm danke, ist die zweite. Diese beiden Teilsätze sind Elemente verschiedener Ideen/Aussagen, also müssen sie mit ulte verbunden werden.
Anders ausgedrückt: Hier werden zwei Sätze bzw. Ideen/Aussagen miteinander verbunden, die ohne ulte auch problemlos als eigenständige Sätze funktionieren würden („Oel ngati kameie. [Oe] ngaru seiyi irayo.”).
sì
Dies ist eine Konjunktion, die mehrere Dinge/Lebewesen oder Handlungen in Form einer Aufzählung aneinanderreiht. Diese aneinandergereihten Elemente müssen Elemente derselben Idee bzw. desselben Konzepts/der selben Aussage sein, um sie mit sì verbinden zu können.
Es wird niemals verwendet, um Teilsätze zu verbinden, sondern nur um Aufzählungen bzw. Listen (von Substantiven, Namen, Adjektiven, Pronomen, Verben etc.) zu bilden - und muss dabei zwischen jedem Element dieser Liste verwendet werden.
Beispiele:
Oer sunu fwa slele sì yom sì hahaw sì weyn. Ich mag es zu schwimmen, zu essen, zu schlafen und zu zeichnen.
Hier geht es darum, welche Handlungen mir gefallen. Dies ist eine einzelne Idee/Aussage mit Auflistung der Handlungen, an denen ich Gefallen finde, die Wahl fällt also auf sì.
Oel ayngati kameie, ma smukan sì smuke. Ich sehe euch, Brüder und Schwestern.
Hier werden smukan und smuke direkt aufgelistet und angesprochen, also fällt die Wahl auf sì.
Sänume sivi poru fte pivlltxe sì tivìran nìayoeng. Bringe ihm bei auf unsere Weise zu sprechen und zu gehen.
Hier werden zwei Handlungen aufgezählt („zu sprechen und zu gehen”). Diese beiden Handlungen sind Teil derselben Aussage („bringe ihm bei…”), die Wahl fällt also auf sì.
Sunu poru syulang sì mauti sì fwa tswayon yaka. Ihm/ihr gefallen Blumen, Früchte und durch die Luft zu fliegen.
Hier ist das Interessante, dass nicht nur zwei Substantive aufgezählt werden, sondern auch ein Na’vi-scher Nebensatz, „und die Sache welche ist: durch die Luft fliegen” - auch hier fällt die Wahl also auf sì. (Zu fwa bzw. den F-Wörtern lernen wir aber erst in Lektion 14 mehr.)
Übung II:
Setzt ulte oder sì in folgende Sätze korrekt ein und übersetzt sie:
- Tsmuke __ tsmukan tìran kxamlä na’rìng __ (mefol) ayutralit nìn.
- Nantangìl __ palulukanìl ultxarun yerikit.
- Nga srung si oeru __ oe irayo si ngaru.
- Lu oer mipa nantangtsyìp __ ‘efu oe nitram nìtxan.
Vokabeln: tsmuke = die Schwester; tsmukan = der Bruder; tìran = wandeln, spazieren, wandern; kxamlä = durch, hindurch; nìn = betrachten, anschauen; nantang = der Natterwolf; palulukan = der Thanator; ultxarun = jemanden (zufällig) treffen / begegben; srung si = (jemandem) helfen; irayo si = (jemandem) danken; mip = neu; nantangtsyìp = der Hund (Natterwölflein); ‘efu = (sich) fühlen; nitram = glücklich; nìtxan = sehr.
hu & fa - „mit”
Jetzt geht’s um ein weiteres Wortpärchen, die auf Deutsch übersetzt zwar gleich klingen bzw. das gleiche bedeuten („mit”), aber ebenfalls in verschiedenen Situationen zum Einsatz kommen; hu und fa. Die beiden Wörter sind aber keine Konjunktionen, sondern Adpositionen.
hu
Es wird verwendet, wenn man in Begleitung von jemandem ist, also z.B. mit jemandem unterwegs ist, mit jemandem essen geht, mit seinem Hund spielt etc.
Beispiele:
Eywa ngahu (livu). (Möge) Eywa mit dir (sein).
Hu ‘eylan uvan si oe. Ich spiele mit einem Freund.
Po pängkxo Neytirihu. Er/sie plaudert mit Neytiri.
fa
Dieses Wörtchen wird verwendet, wenn man mit Hilfe von einer Sache oder jemandem etwas macht, z.B. mit Messer und Gabel essen, mit Hilfe einer Brille lesen, mit Hilfe eines Ikran fliegen etc.
Beispiele:
Oel relit weyn fa relvul. Ich zeichne mit Hilfe eines Stiftes ein Bild / Ich zeichne ein Bild mit einem Stift.
Oel omum tsat keyrelfa ngeyä. Ich weiß das durch („mit/durch Hilfe deines”) deinen Gesichtsausdruck.
Po pamtseo si fa ‘otxang. Er/sie macht Musik mit Hilfe eines Musikintsruments. / Er/sie musiziert mit einem (Musik-)Instrument.
Oe tswayon ikranfa. Ich fliege mit Hilfe eines Ikran / Ich fliege mit einem Ikran. / Ich fliege einen Ikran.
Übung III:
Fügt hu oder fa korrekt in die Lücken ein und übersetzt:
- Sempul taron __ ‘itan.
- Pamrel si po ‘upxareru pensìl__.
- Tsyeyk plltxe Tsu’tey__.
- Oe ‘eylan__ uvan si rum__.
Darf man sì, fu und Co. (Konjunktionen) auch mal weglassen?
Oder muss man sie wirklich immer benutzen? Nun, unter bestimmten Voraussetzungen darf man sie auch auslassen. Beispiele:
Yola krr, txana krr, ke tsranten. Es ist egal, wie lang es dauert. („Kurze Zeit, lange Zeit, ist nicht wichtig”.)
Hier wurde ftxey ausgelassen:
Ftxey yola krr, ftxey txana krr, ke tsranten. Ob kurze Zeit, oder lange Zeit, ist nicht wichtig.
‘uo a fpi rey’eng Eywa’evengmì ‘rrtamì tsranten nìtxan awngaru nìwotx. Etwas, dass uns allen sehr wichtig ist zum Wohle des Gleichgewichts des Lebens auf der Erde und auf Pandora.
Hier wurde sì ausgelassen, was sonst Eywa’evengmì und ‘rrtamì miteinander verbunden hätte.
Lora aylì’u, lora aysäfpìl. Schöne Worte, schöne Ideen.
Flä, ke flä, ley säfmi. Egal ob man Erfolg hat oder nicht, was zählt ist der Versuch.
Sofern Phrasen entsprechend kurz und parallel (= ähnlich, spiegelnd; yola krr, txana krr; Eywa’evengmì, ‘rrtamì; flä, ke flä) sind, darf man Konjuktionen auch fallen lassen.