Tjoa, wie fragt man Fragen auf Na’vi? Gute Frage!
Die deutsche Sprache bedient sich einer bestimmten Wortstellung im Satz, um aus einer Aussage eine Frage zu machen (“Ich habe geschlafen. - Habe ich geschlafen?”). Da Na’vi es nicht so wirklich mit vorgeschriebenen Wortstellungen hat, gibt es stattdessen zwei verschiedene Methoden, um Fragen zu bilden: zwei Wörter und ein Prä- bzw. Suffix. Schauen wir uns das mal genauer an.
Srake bzw. srak
Diese beiden Varianten eines Fragewortes wird für Fragen verwendet, auf die man entweder mit ja oder nein antworten kann. Srak(e) wurde nämlich aus den beiden Wörtern srane (ja) und kehe (nein) gebildet.
Beispiele:
Nga new yivom nì’ul. | Du möchtest noch etwas / mehr essen. | Srake nga new yivom nì’ul? Nga new yivom nì’ul srak? |
Möchtest du noch etwas / mehr essen? |
Ngaru sunu fwa inan fìpukit. | Dir gefällt es dieses Buch zu lesen. | Srake ngaru sunu fwa inan fìpukit? Ngaru sunu fwa inan fìpukit srak? |
Gefällt es dir dieses Buch zu lesen? |
Lì’fyari nerume nga. | Du lernst Na’vi/die Sprache. | Srake lì’fyari nerume nga? Lì’fyari nerume nga srak? |
Lernst du Na’vi/die Sprache? |
Tsmukel kelkuti tok. | Deine Schwester ist zu Hause. | Srake tsmukel kelkuti tok? Tsmukel kelkuti tok srak? |
Ist deine Schwester zu Hause? |
Ob ihr srake an den Anfang der Frage oder srak an ihr Ende stellt, bleibt letzten Endes euch überlassen, denn das ist reine Geschmackssache. In Gesprächen kann es aber hilfreich sein srake an den Anfang zu stellen, um direkt klar zu machen, dass alles darauffolgende im Satz Teil einer Frage ist und der Gesprächspartner ggf. leichter folgen kann.
-pe+
Ist hingegen kein Fragewort, sondern entweder ein Präfix oder ein Suffix, das man eben entweder direkt vorne oder direkt hinten an ein Substantiv tackert. Es ist für alle „W-Fragen” gedacht, auf die man nicht mit srane oder kehe antworten kann.
Es ist eigentlich egal, wo im Satz man das Wort mit -pe+ platziert; um aber frühestmöglich klar zu machen, dass es sich um eine Frage handelt, packen es viele jedoch eher in Richtung des Satzanfangs. Beispiele:
Pesengit tok Neytiril? Tsengpeti tok Neytiril? |
Wo ist Neytiri? |
↑ Hier ist zu beachten, dass die L- oder T-Endung nach -pe folgen, wenn -pe eben hinten am Substantiv angeheftet wird. Mehr dazu findet ihr im Kerngrammatik-Sammelsurium.
Pehrr payate sawtute fìtseng? Krrpe payate sawtute fìtseng? |
Wann werden die Himmelsmenschen hier ankommen? |
Pelun ngal poltxe tsaylì’ut? Lumpe ngal poltxe tsaylì’ut? |
Warum hast du das (jene Worte) gesagt? |
↑ Hier ist zu beachten, dass -pe bei Substantiven, die auf -N enden, daraus gerne mal ein -M machen („phonologische Assimilation”). Es klingt auf diese Weise einfach besser bzw. ist so leichter auszusprechen, weil M und P klanglich und auch im Mund näher beieinander liegen (Lippen) als N und P; vergleicht selbst mal Lunpe versus lumpe. Derselbe Vorgang lässt sich auch bei z.B. eampin beobachten (statt eanpin) - und vielen weiteren Wörtern.
Awnga new peuvan sivi? Awnga new uvanpe sivi? |
Welches Spiel wollen wir spielen? |
↑ Wie wir gelernt haben, bestehen si-Verben meist aus einem Substantiv und dem Hilfsverb si. An den Substantiv-Teil des si-Verbs kann man problemlos Affixe wie -pe+ etc. anhängen (siehe Lektion 10)!
Pesu skxir soli ngar? Tupe skxir soli ngar? |
Wer hat dich verwundet? |
Hier eine Übersicht der häufigsten Fragewörter mit -pe+:
Polpxay und pìmtxan
Auch unter diesen Fragewörtern gibt es zwei kleine Extrawürste: polpxay und pìmtxan. Polpxay stammt von peholpxay, „welche Zahl”, und bedeutet „wie viele” - pìmtxan bedeutet dasselbe, stammt aber von pehìmptxan („welche Menge”). Sie unterscheiden sich darin, wofür sie verwendet werden - polpxay nämlich für zählbare Dinge, pìmtxan für nicht zählbare.
Was heißt aber „zählbar oder nicht zählbar”? Nun, Yeriks sind zählbar, zum Beispiel: Ein Yerik, zwei Yeriks, drei Yeriks, usw. - Butter oder Milch ist aber nicht zählbar. Okay, zugegeben, ein Stück Butter ist zählbar, oder ein Glas Milch, aber dabei geht es um das Stück und das Glas, nicht um die Butter oder Milch.
Kurzum: Zählbar ist die Anzahl, nicht zählbar die Menge.
Beide werden als einzige Fragewörter wie ein Adjektiv zusammen mit a verwendet und dementsprechend neben das erfragte Substantiv gestellt:
Ngari solalew polpxaya zìsìt? Was dich betrifft, wie viele Jahre sind vorangeschritten? Wie alt bist du?
Mautiti apolpxay kolanom ngal? Wie viele Früchte hast du erhalten/beschaffen/erworben?
Pìmtxana pay lu mì tampay? Wie viel Wasser ist im Meer?
Yari tìsom apìmtxan? Wie heißt ist es (die Luft)?
Da „wie viele” logischerweise bereits klar macht, dass es sich um mehr als nur ein Ding handeln muss, muss das erfragte Substantiv nicht in den Plural gesetzt werden.
Mehrzahlformen von -pe+: pay+, peme+ und pepe+
Jep, -pe+ hat ebenfalls seine eigene Mehrzahlform. Es kann nur vorne an Substantive angeheftet werden (weil es aus pe+ und ay+ gebildet wurde - und ay+ ist ein Präfix, kein Suffix). Auch hierbei wütet natürlich wieder Lenition. Beispiele:
Paylì’ut poltxe pol? Was (welche Worte) hat er/sie gesagt?
Paysutel kelutralti tok? Welche Personen sind im Heimatbaum?
Paysawtute tsun ‘ivì’awn fìtseng? Welche Himmelsmenschen dürfen hier bleiben?
Ngal payioangit tolaron? Welche Tiere hast du gejagt?
Und dann gibt es noch Mischformen aus -pe+ und entweder me+ oder pxe+, die ebenfalls nur vor das Substantiv geklatscht werden können;
-pe+ + me+ = peme+,
-pe+ + pxe+ = pepe+.
Beispiele:
Pemenari lu lor? Welche beiden Augen sind schön?
Pepefayoang slele nìwin frato? Welche drei Fische schwimmen am schnellsten?
Pememautiti ngal new yivom? Welche beiden Früchte möchtest du essen?
Moe tsun sivar pemeuranit? Welche beiden Boote können wir verwenden?
Awngal pepeangtsìkit tìyaron? Welche drei Hammerköpfe werden wir gleich jagen?
Pemeylan za’u trray? Welche beiden Freunde werden morgen kommen?
Beim letzten Satz darf man nicht vergessen, dass folgendes passiert:
me + ‘eylan = meylan, pe + meylan = pemeylan.
kefyak
Dies ist ein weiteres nützliches Fragewort, welches man für rhetorische Fragen verwendet bzw. für solche, auf die man bereits eine (vermutete) Antwort hat, aber sicherheitshalber nochmal nachfragt. Es wurde aus ke fìfya srak („nicht diese Art und Weise, ja/nein?”) zusammengezogen und bedeutet so viel wie „… nicht wahr? / … richtig? / … oder (nicht)?”. Es wird immer am Ende eines Fragesatzes platziert.
Beispiele:
Nga lu Neytiri, kefyak? Du bist Neytiri, nicht wahr?
Fayseylu fkan ftxìlor, kefyak? Diese Teylu sind köstlich, nicht wahr?
Übung I:
Setzt die hier behandelten grammatikalischen Elemente für Fragen korrekt in folgende Sätze ein und übersetzt: