Sehr gut! Mit dem Wissen der vorangegangenen Lektionen steht dir bereits ein großer Werkzeugkasten der Sprache zu Verfügung, der dir dabei helfen sollte, aus seeeehr vielen Na’visätzen schlau zu werden. Und um diesen Werkzeugkasten weiter zu bestücken, geht’s hier direkt weiter mit dem roten Faden!
In der letzten Lektion haben wir den Dativ kennengelernt, bzw. das indirekte Objekt, welches durch die R-Endung (-ur / -ru) gekennzeichnet wird. Hier beschäftigen wir uns mit weiteren Situationen, in denen man diese Fallendung gebrauchen kann.
„Haben”
Wenn man im Wörterbuch nach „haben” sucht, wird man nicht fündig. Das liegt daran, dass es dafür kein Wort gibt. Stattdessen benutzen die Na’vi einen kleinen Umweg, um quasi dasselbe auf eine ein wenig andere Weise auszudrücken, was so auch im Deutschen funktioniert:
Ich habe ein Buch. = Mir ist ein Buch.
Das klingt auf Deutsch vielleicht ein wenig merkwürdig, aber diese alternative Ausdrucksweise für Besitz ist genau jene, die die Na’vi benutzen:
Oeru lu puk. = Mir ist ein Buch.
Auch hier fragst du dich am besten erst einmal wieder, wer hier was macht, suchst also nach Subjekt, (indirektem) Objekt und Verb:
Was ist jemandem? Ein Buch. Das Buch = Subjekt.
Wem ist es? Mir. Ich = indirektes Objekt = R-Endung.
Wenn wir jetzt den Beispielsatz entsprechend einfärben, erhalten wir folgendes Bild:
Puk lu oeru. = Mir ist ein Buch. = Ich habe ein Buch.
Und auch hier kannst du nun die einzelnen Wörter mit allen möglichen anderen austauschen, um viele weitere Sätze dieser Art zu erhalten. Übe das doch direkt mal:
Intransitive Verben
In der letzten Lektion habe ich dir auch erklärt, was transitive Verben (vtr.) sind. Sie können ein direktes Objekt haben, also eine Verwendung von L und T erforderlich machen.
Es gibt aber auch intransitive Verben:
Aber Obacht, nicht alle intransitiven Verben können ein indirektes Objekt haben. Mir kann zum Beispiel etwas gefallen, aber etwas kann mir nicht rennen.
Häufige Situationen, in denen intransitive Verben und die R-Endung ein Paar bilden, sind zum Beispiel bei folgenden Verben gegeben:
Mir gefällt der Baum.
Auch da fragen wir uns erst einmal:
Was gefällt mir? Der Baum. Baum = Subjekt.
Wem gefällt er? Mir. Ich = indirektes Objekt = R-Endung.
Mir gefällt der Baum. = Oeru sunu utral.
Diesen Satz könnte man auf Deutsch auch anders ausdrücken: „Ich mag den Baum.”
Die Kette passt zu mir.
‘ali’ä oeru ha’.
Man könnte dies auf Deutsch auch als „Die Kette steht mir” übersetzen.
Das Geschenk überrascht dich.
Ausgegangen vom Deutschen könnte man jetzt denken, dass hier L und T nötig wären, denn im Deutschen könnte man sich fragen:
„Was überrascht dich? Das Geschenk = Subjekt.”
„Wen überrascht es? Dich. Du = direktes Objekt = T-Endung… Also braucht man hier auch die L-Endung für das Subjekt.”
Aber nicht so schnell! Das ist im Deutschen hier zwar richtig, weil „überraschen” transitiv ist, auf Na’vi ist das Verb dafür aber intransitiv:
Stxeli ngaru loho. = Das Geschenk überrascht dich.
Da loho intransitiv ist, kommt hier nur höchstens die R-Endung in Frage, L und T können nicht verwendet werden!
Okay, jetzt wieder du - ran an die Übungen!
Soleia! Gut gemacht! In der nächsten Lektion schauen wir uns zwei weitere Arten von Verb an, die indirekte Objekte nötig machen können. Jetzt heißt es aber wieder erst einmal deiner Denkmaschine im Schädel eine Verdauungspause zu gönnen