Der Abend dämmert langsam auf Pandora, die Sonne lugt müde über dem Blätterdach des Waldes hervor. Am Grund des Heimatbaumes knistert das große Klanlagerfeuer bedächtig und stet. Die Klanmitglieder setzen sich nach und nach in einem großen Kreis um das Lagerfeuer herum, bereit in gemütlicher Runde die Sprache der Na'vi zu lernen.
Der Lehrer ergreift zuerst kurz das Wort, die anderen hören zu. Dann werden Fragen gestellt, alle diskutieren angeregt untereinander, jeder wird gehört und eingebunden. Alle haben Spaß und merken gar nicht, wie die Zeit vergeht…
So oder so ähnlich sieht die Idealvorstellung aus. Realität ist aber, dass wir auf der Erde sind und uns nur der Mittel bedienen können, die uns zur Verfügung stehen — also nur versuchen können das Beste aus unserer Situation zu machen, um gemeinsam die Sprache der Na'vi in einer gemütlichen aber dennoch produktiven Runde zu lernen.
An der Sprache Interessierte kommen aus dem kompletten deutschsprachigen Raum oder sogar von noch weiter her. Da kann man sich leider nicht mal eben am Heimatbaum treffen, da hilft nur der Onlineweg diese Distanz zu überbrücken. Und da kommt die Deutsche Na'vi Lerngruppe ins Spiel.
Was wir (nicht) bieten
Keiner unserer Lehrer ist ausgebildeter Pädagoge, keiner von uns hat Na'vi auf Lehramt studiert. Keiner von uns hat Na'vi als Muttersprache und jeder von uns hat auch noch ein Leben neben dem Hobby. Keiner von uns ist perfekt, jeder von uns macht Fehler. Wir alle sind Laien und uns allen ist eins gemein: Wir haben uns in die Sprache der Na'vi verliebt und wollen sie lernen — und auch zusammen mit anderen anwenden.
Wir sind keine klassische Schule oder Uni, sondern ein lockerer Zusammenschluss aus Freunden und solchen, die es einmal werden wollen. Das heißt aber auch, dass jeder von uns selbst für sich danach schauen muss, wie oft und wie intensiv er an unserer Gruppe bzw. unseren Stunden teilnehmen möchte. Jeder muss für sich entscheiden, wie viel er bereit ist in seinen eigenen Fortschritt zu investieren. Denn eine Sprache zu erlernen ist nicht leicht, dieses Unterfangen erfordert viel Zeit, Motivation, Ausdauer und auch Disziplin. Wir können und wollen euch nicht zu etwas zwingen, das ihr nicht von euch aus bereit seid zu tun oder zu leisten. Aber wir können euch mit Rat und Tat zur Seite stehen und mit euch zusammen versuchen Schritt für Schritt voran zu kommen. Dies erfordert aber eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, ein gleichwertiges Geben und Nehmen.
Wir können und wollen euch nicht einfach nur das Wissen stumpf in den Kopf hämmern. Es ist Teamwork und keine Einbahnstraße.
Jeder, insbesondere und vor allem neue Leute, sind enorm wichtig für die Gruppe als Ganzes. Das Gruppenleben und die Dynamik darin hängt von jedem einzelnen ab. Das heißt auch, je mehr aktiv mitmachen, desto mehr Motivation und Spaß entsteht dabei nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für die anderen. Und je öfter man aktiv teilnimmt, desto schneller und fester bilden sich Freundschaften und eine Basis für das gemeinsame Zusammenleben. Und desto schneller und effektiver lernt man auch. Jeder ist uns willkommen und keiner wird ausgeschlossen.
Unterrichtsformen
Wir wollen eigentlich weg vom Frontalunterricht. Frontalunterricht heißt, dass jemand einen Vortrag über ein Thema hält und die anderen dann Übungen zu dem vorgetragenen Thema lösen. Das ist auf Dauer dröge und auch nur bedingt effektiv, für beide Seiten. Sich selbst und zusammen im Team Lösungswege zu erarbeiten ist wesentlich effektiver, und wir wollen in Zukunft mehr in diese Richtung gehen.
Natürlich geht es nicht ganz ohne Frontalunterricht, und das wird auch in Zukunft so bleiben. Manche Themen der Sprache müssen manchmal einfach erst zumindest grob vorgestellt werden, ehe die anderen auch nur die geringste Chance haben, sich etwaige Lösungswege zu erarbeiten. Wie genau innerhalb der LG der Unterricht der Zukunft aussehen wird ist noch offen, aber wir werden das hoffentlich zusammen herausfinden und erarbeiten.
Wir irren uns empor. — Gerhard Vollmer
Gruppenstunden
In unseren wöchentlich stattfindenden Stunden, die auf dem Gruppensystem basieren, lernt man zusammen in verschiedengroßen Gruppen verschiedene Themen in einem Tempo, das sich nach dem Lernfortschritt der Gruppe richtet. Diese Gruppen sind aber nicht als getrennte Einheiten zu betrachten, sondern als Teile eines großen Ganzen, nämlich der Lerngruppe.
In den Gruppen hangelt man sich zusammen und gemeinsam von Thema zu Thema in einer Geschwindigkeit, die nach Möglichkeit keinen mit noch offenen Fragen oder Unsicherheit im Stoff zurücklässt.
Ein Gruppensetting heißt aber unter Umständen auch, dass es extrem schwierig werden kann, auf jeden einzelnen und dessen Schwächen im Bezug aufs Lernen der Sprache gleichwertig und so wie es nötig wäre einzugehen. Je mehr Leute, desto schwieriger ist es einfach allen gleichwertig gerecht werden zu können. Und je größer die einzelnen Gruppen bzw. Stunden werden, desto schwieriger gestaltet sich das. Liegt logischerweise in der Natur der Sache. Dies heißt aber nicht, dass wir diejenigen, die Probleme haben oder anfangen hinterher zu hinken, links liegen lassen wollen. Uns ist es extrem wichtig, dass jeder Spaß an der Sprache und der Gruppe hat und diesen sich auch beibehalten kann.
Nach Möglichkeit und idealerweise bügelt man zusammen solche Schwächen gemeinsam aus. Lehrer und Schüler und Schüler untereinander, alle zusammen, das wäre das Idealbild. Aber auch dafür ist es notwendig, dass alle sich einbringen und Leute, die mit einem Thema zu kämpfen haben und nicht so recht mitkommen, auch von sich aus darauf aufmerksam machen. Wir sind hier, um uns gegenseitig zu helfen und die Sprache zusammen zu lernen.
Es ist aber auch klar und verständlich, dass genau dies nicht jedem leicht fällt. Oft ist es einfach einfacher, dass man sich damit abfindet, dass man nicht mitkommt und versinkt ins Schweigen und letztlich in Demotivation. Aber das ist vermeidbar und es gilt dies zu verhindern.
Einzelstunden
Und spätestens da kommen Einzelstunden ins Spiel. Sinn dahinter ist nicht, Leute aus dem Gruppensetting heraus zu reißen und sie getrennt von der Gruppe zu unterrichten. Sinn der Sache ist, dass Leuten, bei denen das notwendig sein sollte, quasi einfach nur Nachhilfe gegeben wird, sie aber weiter fest an den Gruppenstunden teilnehmen sollen. Die Einzelstunden sollen dazu dienen dabei zu helfen, in den Gruppenstunden besser mitzukommen und mit den anderen gleich auf bleiben zu können, sich also besser in den Gruppenstunden zurecht zu finden und einfügen zu können. Einzelstunden bzw. Nachhilfe sollte also nur so lange wie eben nötig gegeben werden.
Es ist verständlich, dass einige es vielleicht leichter finden, von vornherein in einem solchen individuelleren Setting zu lernen. Ein Lehrer, der sich nur auf einen Schüler konzentriert, hach, das wäre schön! Aber das ist schwierig zu bewerkstelligen, vor allem in einem Zusammenschluss wie dem unseren, der eben auf der Gruppe basiert. Es ist auch eine Frage von Angebot und Nachfrage — oft gibt es einfach nicht genug "Lehrer", um jeden einzelnen Schüler entsprechend unter die Fittiche nehmen zu können.
Jedenfalls… Wenn ihr von vornherein für euch ausschließt, dass dieses Gruppensetting etwas für euch sein könnte, dann wäre auch die Lerngruppe als Ganzes nichts für euch. Aber das wäre furchtbar schade, denn Sprachen sind für Kommunikation geschaffen — und man sollte mit anderen kommunizieren, und das bereits so früh wie möglich. Denn je mehr Kommunikation, desto mehr Lernerfolge und Zusammenhalt. Alleine ist's nett, zusammen macht's aber wesentlich mehr Spaß! Und man lernt nur dann etwas, wenn man sich aus seiner Komfortzone heraus bewegt. Also traut euch ruhig, wir beißen nicht
Lehrer
Wie oben bereits erwähnt, sind unsere Lehrer nur Laien. Und jeder Lehrer ist gleichsam genauso Schüler der Sprache wie alle anderen. Sie sind nicht besser oder schlechter als der Rest der Gruppe, sie sind höchstens nur schon länger dabei und hatten so also auch mehr Zeit Erfahrungen zu sammeln. Das ist auch schon alles. Lehrer sind nur Menschen und machen genauso Fehler wie jemand, der erst vor kurzem mit dem Lernen angefangen hat. Aber sie tun ihr Bestes darin zu versuchen, anderen das, was wie wissen, weiter zu geben.
Ein Lehrer ist kein Experte, sondern jemand, der unterrichtet. — Pamìrìk
Lehrer sind auch nicht dazu da, euch die Arbeit abzunehmen. Sie können nicht euren Kopf aufschrauben, das Wissen einfach hineinstopfen und schon ist alles gelernt. Sie sind nicht dazu da, damit ihr euch immer auf sie verlassen müsst. Lehrer sollten euch vor allem Anfang begleiten und an die Hand nehmen, keine Frage — aber gute Lehrer wollen, dass ihr selbstsicher werdet und im Bezug der Sprache und das Erlernen derselben auf eigenen Füßen stehen (lernen) könnt. Gute Lehrer wollen, dass ihr sie sogar eines Tages übertrefft. Aber das hängt ganz allein von euch und euren eigenen Zielen und eurer eigenen Motivation ab!
Schüler
Jeder Schüler kann als Lehrer agieren — und das bereits ab Tag 1. Jeder, der etwas gelernt hat und sich im Gelernten sicher ist, kann dieses gelernte Wissen an andere weitergeben — und somit unterrichten. Jeder Schüler ist gleichzeitig also auch Lehrer — sofern er das denn möchte. Dies heißt aber auch, dass jeder Schüler seinen Mitschülern helfen kann.
Und das wäre ebenfalls Teil der Idealvorstellung — Lehrer sind die Stützräder, die Infostellen, die mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn diese gebraucht werden. Aber die Schüler erarbeiten sich gemeinsam die neuen Themen selbst und wühlen sich so durch den Stoff — und stellen Fragen immer dann, wenn sie von sich aus nicht weiter wissen bzw. weiter kommen.
Generell wollen wir keine großen Unterschiede zwischen Lehrern und Schülern machen. Letztlich existieren diese Rollen hauptsächlich aus organisatorischen Gründen, um Chaos zu vermeiden und möglichst jeden passend einzubinden und auch zu fordern, aber auch zu fördern. Daher sind etwaige Grenzen zwischen Lehrern und Schülern reine Kopf- bzw. Ansichtssache.
Lehrer = Schüler, Schüler = Lehrer.