Wie in Lektion 07 schon angesprochen, kennen die Na'vi auch den Dativ (-ru/-ur).
Hier nochmal der Hinweistext aus Lektion 07:
"Den Dativ erkennt man in der Regel an einem R. Er kann, wie die bereits uns bekannten Fälle L & T, in verschiedenen Formen auftreten; je nachdem an welches Substantiv er "angeheftet" wird. Ihr erkennt ihn also an -ru, -r oder -ur."
Substantive, die auf ein… enden, bekommen:
- Konsonant: -ur
- Vokal: -r(u)
Den Dativ verwendet man nicht nur, um Besitz anzuzeigen, sondern auch, wenn einem etwas gefällt, oder jemandem etwas gibt. Er wird vor allem aber auch im Zusammenhang mit "si-Verben" verwendet. Aber eins nach dem anderen.
Fangen wir mit dem einfacheren Teil an. Wenn man "etwas hat", ist die Konstruktion ja relativ einfach; lu + ‑ru:
Oeru lu puk. Mir ist ein Buch. = Ich habe ein Buch.
Diese Konstruktion kann man aber auch noch erweitern, wenn man zum Beispiel folgendes sagen möchte:
Oeru lu puk ngaru. Mir ist dir ein Buch. = Ich habe ein Buch für dich.
Jenes Schema haben wir auch im Film gesehen bzw. gehört: Lu oeru aylì'u frapor(u). Mir sind Worte für alle. = Ich muss (euch) allen etwas sagen.
Dieses doppelte Auftreten des Dativ -ru kommt auch noch in anderen Situationen vor — und weiter unten schauen wir uns diesen "doppelten Dativ" nochmal genauer an.
Jetzt erst mal zu anderen Verben, die ähnlich wie lu mit dem Dativ -ru verwendet werden, diese sind z.B. sunu (gefallen, mögen) oder smon (kennen, bekannt/vertraut sein):
Oeru sunu fayoang. = Mir gefallen Fische. = Ich mag Fische.
Ngaru sunu syuve. = Dir gefällt Essen/Nahrung. = Du magst Essen/Nahrung.
Oeru smon tsatsenge. = Mir ist jener Ort bekannt. = Ich kenne jenen Ort.
Ngaru smon Neytiri. = Dir ist Neytiri bekannt. = Du kennst Neytiri.
Verben wie diese erfordern den Dativ, denn wenn man ihn also weglassen würde wäre nicht klar, wem was gefällt oder wer wen kennt!
Eine Übersicht der intransitiven Verben, die indirekte Objekte mit Dativ haben können, findet ihr im Kerngrammatik-Sammelsurium.
lu + ‑ru wird im Zusammenhang mit gewissen Adjektiven auch benutzt, um auszudrücken, dass man jemanden/m liebt, vertraut, vermisst, usw.: Nga lu yawne / mal / lom oer. "Du bist mir geliebt / vertrauenswürdig / vermisst."
Auch si-Verben, die von Natur aus intransitiv (vin.) sind, erfordern oft den Dativ, wenn ein (indirektes) Objekt im Spiel ist. Ja, ich weiß, intransitive Verben und Objekt?! Hä?
Gerade das ist ja das Interessante an si-Verben! :D Aber dazu erst mehr weiter unten. (Immer diese Cliffhanger, pfff :P)
Zuerst noch mehr dazu, dass der Dativ auch im Zusammenhang mit transitiven Verben (vtr., Lektion 3) verwendet wird, also zum Beispiel wenn man jemandem etwas gibt, zeigt, (bei)bringt, usw. Beispiele (achtet dabei darauf, wie die Pronomen mit Dativ hier die Bedeutung der Sätze verändern):
Ngal tskoti tìng. Du gibst den Bogen.
Ngal tskoti tìng oer. Du gibst mir den Bogen.
Oel eyawrfyat wìntxu. Ich zeige den richtigen Weg (etwas zu tun).
Oel eyawrfyat wìntxu ngar. Ich zeige dir den richtigen Weg (etwas zu tun).
Ngal lì'fyat kar. Du bringst die Sprache bei. / Du lehrst die Sprache.
Ngal lì'fyat oeru kar. Du bringst mir die Sprache bei.
Awngal 'upxaret fpìye'. Wir werden eine Nachricht senden.
Awngal 'upxaret fpìye' for. Wir werden ihnen eine Nachricht senden.
Gar nicht so schwer, oder? :)
si-Verben
… sind durchweg intransitiv und haben (müssen aber nicht) fast immer ein "indirektes Objekt" mit dem Dativ -ru.
Es gibt aber auch viele si-Verben, die nicht mit dem Dativ verwendet werden. Solche, die den Dativ hervorrufen können, sind im Kerngrammatik-Sammelsurium zusammengefasst.
Hier einige Beispiele solcher "si"-Verben:
irayo si (danken), kaltxì si (grüßen), txopu si (fürchten), tskxekeng si (üben, trainieren), kem si (etwas/eine Handlung tun), 'en si (vermuten, raten), pamrel si (schreiben), lrrtok si (lächeln).
si ist an und für sich kein vollwertiges oder richtiges Verb, eher eine Art Hilfsverb. Man darf es nicht alleine stehend verwenden, und hat per se keine eigene Bedeutung, auch wenn man es im Zusammenhang mit anderen Wörtern noch am ehesten als "tun" oder "machen" übersetzen kann.
si ist übrigens nicht produktiv; das heißt, dass man es nicht einfach nach Belieben hinter Substantive oder Adjektive stellen und somit frei Schnauze neue si-Verben erschaffen kann.
Und wie verwendet man das Ganze nun in Sätzen? Na, lasst uns doch mal sehen:
Oe ngaru irayo si. Ich tue dir Dank. = Ich danke dir.
Po kaltxì si oeru. Er/sie grüßt mich.
Tsawke lrrtok si. Die Sonne lacht. = Die Sonne scheint.
Nga tìtxen si. Du wachst auf.
Fo tsap'alute si awngar. Sie entschuldigen sich bei uns.
Tsyeyk kìte'e si Omatikayaru. Jake dient den Omatikaya.
Zwei "si"-Verben können auch den bereits hier erwähnten "doppelten Dativ" verursachen oder erfordern. Beispiel:
Oe pamrel si 'upxareru. Ich schreibe eine Nachricht.
Oe pamrel si 'upxareru ngaru. Ich schreibe dir eine Nachricht.
Ein weiteres "si"-Verb dieser Art ist law si.
"si"-Verben und anderen intransitive Verben sieht man sehr häufig in Verbindung mit dem "Topical", welcher eine größere Vielfalt an Anwendungsmöglichkeiten möglich macht, aber diesen lernen wir erst später kennen.
Interessant bzw. wichtig ist auch, woraus si-Verben zusammengesetzt sind; nämlich nicht nur aus dem Hilfsverb si, sondern zumeist aus Substantiven oder Adjektiven. Das schöne daran ist, dass man mit den aus Substantiven gebildeten si-Verben entsprechenden Schabernack mit Fallendungen, Präfixen, Adjektiven und Co. treiben kann:
Kem si nga. Du machst eine Handlung. = Du machst etwas.
Kempe si nga? Welche Handlung machst du? = Was machst du?
Uvan si oe. Ich spiele (ein Spiel).
Uvan letokx si nga. Du treibst Sport.
Tsauvan alu Monopoli si oe. Ich spiele jenes Spiel namens Monopoly.
Tsakem ke lu ftue. Jene Handlung ist nicht einfach.
Tsakem a ke tsolun sivi oe ke lu ftue. Jene Handlung, die ich nicht machen konnte, ist nicht einfach.
Obacht: das funktioniert aber nur mit Substantiven, die auch ihr eigenes, entsprechendes si-Verb haben! Bzw. mit si-Verben, die ein Substantiv beinhalten.
Tskxekeng sivi ko!
Übung I:
Fügt die fehlenden Bestandteile ein (Dativ und/oder si-Verben), um sinnige Sätze zu bilden und übersetzt:
- Oe kaltxì __ nga__ ulte peng ayfmawnit nga__.
- 'eylanìl syuveti tsmuke__ tìng.
- Ngeyä säfpìl atxantsan slantire __ sì tìtxen __ eltu__ oeyä.
- Kxutu wätu__ fwìng __ sì kxap __.
- Fìtskxe skxir __ venu__ oeyä.
Übung II:
Übersetzt:
- Faysawtute kxu si na'rìngur nì'ul'ul.
- Neytiril trram tìng tskoti sneyä Tsyeykur.
- Sa'nok law si tìfkeytokur evengur sneyä.